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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gefesselte Scout war zu den Finders gesellt worden und ganz zufälligerweise neben Buttler zu liegen gekommen. Diese beiden hatten bisher kein Wort miteinander gewechselt, obgleich es gar nicht schwer war, heimlich zu sprechen, da diese Leute sehr eng zusammenlagen. Später, als alles schlief und der Scout bemerkte, daß der Wächter wahrscheinlich nur darauf zu sehen hatte, daß keiner der Gefangenen sich von den Banden befreie, stieß er Buttler mit den Ellenbogen an und flüsterte ihm zu: „Schlaft Ihr, Sir?“
    „Nein“, lautete die Antwort. „Wer soll unter solchen Umständen schlafen können?“
    „So dreht Euch zu mir herum! Ich habe mit Euch zu sprechen.“
    Buttler folgte dieser Aufforderung und erkundigte sich sodann: „Ihr wart doch der Führer dieser Halunken. Wie kommt es, daß man Euch Euren Lohn in dieser Weise gegeben hat?“
    „Weil man mich in dem Verdacht hatte, gemeinschaftliche Sache mit euch machen zu wollen.“
    „Das war aber doch nicht wahr?“
    „Erst allerdings nicht; die Absicht kam mir dann später. Ich heiße Poller, Sir, und möchte, daß Ihr Vertrauen zu mir habt. Es steht hundert gegen eins zu wetten, daß Ihr verloren seid; ich aber möchte Euch gern retten.“
    „Ist das Euer Ernst?“
    „Ja; ich schwöre es Euch zu. Diese Kerls haben mich schwer beleidigt, und ich bin nicht der Mann, dies ungerächt hingehen zu lassen. Allein kann ich nichts machen. Wenn Ihr mir aber helfen wollt, so sollen sie sicher und gewiß ihren Lohn haben.“
    „Helfen? Hier kann niemand helfen, weder Ihr mir noch ich Euch.“
    „Denkt das nicht! Ich bin überzeugt, daß sie mich morgen freigeben. Man wird euch auf die Pferde binden und nach Tucson transportieren. Ich werde euch folgen; darauf gebe ich Euch mein Wort!“
    „Bin Euch dankbar, Sir! Kann mir aber nichts nützen. Es wird mir unmöglich sein, fortzukommen.“
    „Pshaw! Habe da einen guten Gedanken. Steht Ihr etwa so fest zu Euren Leuten, daß Ihr nicht frei sein wollt, ohne daß auch sie loskommen?“
    „Unsinn! Jeder ist sich selbst der Nächste. Wenn ich nur mich rette, so mögen sie immerhin baumeln.“
    „Well, dann sind wir eins. Sagt ihnen, daß sie sich während des Rittes so stellen sollen, als ob der Kolbenhieb, den jeder bekommen hat, schlimme Nachwehen habe. Taumelt auf dem Pferd hin und her; stellt euch so schwach wie möglich. Es sollte mich wundern, wenn dieser Lieutenant nicht einmal halten ließe, damit Ihr Euch erholen könnt. Da muß man Euch die Fesseln von den Füßen nehmen. Dann könnt Ihr Euch, selbst wenn die Hände dann zusammengebunden bleiben, rasch des schnellsten Pferdes bemächtigen und davonreiten, natürlich zurück, wo ich Euch erwarte. Man wird überrascht sein und Euch nicht gleich folgen; dadurch bekommt Ihr Vorsprung. Kommt uns dann später einer nahe, so habe ich meine gute Büchse und schieß ihn vom Pferd herunter.“
    Buttler antwortete nicht gleich; er überlegte und sagte erst nach einer längeren Weile: „Euer Vorschlag ist der einzige, welcher helfen kann; ich werde ihn befolgen. Komme ich wirklich frei, dann dreimal wehe diesem ‚Kleeblatt‘ und allen diesen Deutschen! Wir wollen zusammenhalten, Master Poller.“
    Hiermit war das heimlich geführte Gespräch, von welchem der Wächter nichts bemerkt hatte, beendet. Buttler fühlte sich einigermaßen beruhigt und schlief dann sogar ein.
    Zu erwähnen wäre noch, daß Sam einige Soldaten unter der Führung des Häuptlingssohnes nach dem Lagerplatz der Finders gesandt hatte, um sich der dort zurückgebliebenen Pferde und ihres Wächters zu bemächtigen, was auch gelungen war.
    Kaum graute der Morgen, so stand man vom Lager auf. Erst wurde von den Vorräten, welche die Kavalleristen mitgebracht hatten, ein kurzes Frühstück gehalten, und dann erklärte der Lieutenant, mit seinen Gefangenen aufbrechen zu wollen. Er ließ sie auf ihre Pferde binden; die gefesselten Hände blieben ihnen vorn, damit sie die Zügel zu führen vermochten. Während dies geschah, rief der Scout Sam Hawkens an: „Und was soll mit mir geschehen? Soll ich etwa als Gefangener hier gefesselt liegenbleiben?“
    „Nein“, antwortete Sam. „Ich wollte Euch bloß für diese Nacht sicher halten; nun es Tag geworden ist, könnt Ihr reiten, wohin Ihr wollt.“
    „Well; so gebt mich frei!“
    „Nur keine Überstürzung, mein sehr verehrtester Master Poller! Ich kalkuliere, daß Ihr Euch an uns rächen wollt und uns vielleicht zu diesem Zwecke folgen werdet; ich werde

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