10 - Der Ölprinz
Sohn.
„Master Rollins in Brownsville.“
„Etwa der Bankier, mit welchem du damals zu tun hattest?“
„Ja. Und wahrhaftig, er ist's; ich irre mich nicht! Bin großartig neugierig, zu erfahren, was er im wilden Arizona zu suchen hat.“
Die Reiter hatten das diesseitige Ufer erreicht und hielten nun im Trab auf den Rancho zu. Der vorderste von ihnen rief schon von weitem: „Good morning,Master Forner! Habt Ihr einen kräftigen Schluck übrig für drei Gentlemen, welche vor Durst fast von den Pferden fallen?“
Der Sprecher war ein langer hagerer und sehr gut bewaffneter Mann, dessen außerordentlich scharf geschnittenes Gesicht von der Sonne verbrannt und von Wind und Wetter gegerbt worden war. Er trug einen für diese Gegend geradezu eleganten Anzug, welcher aber gar nicht zu ihm zu passen schien.
Der zweite Reiter war ein ältlicher Herr von behäbigem Aussehen. Der schnelle Morgenritt schien ihn angestrengt zu haben; er schwitzte. An seinem Sattel hing ein schönes Jagdgewehr. Ob er noch andre Waffen – wohl in den Taschen – bei sich hatte, sah man nicht, da er keinen Gürtel trug. Desto deutlicher aber sah man seinem ganzen Habitus an, daß ihm der wilde Westen fremd oder doch wenigstens nicht anheimelnd war. Er schien sich ungefähr in derselben Lage wie eine Landratte auf hoher See zu befinden.
Der dritte Ankömmling war ein junger, blonder und kräftiger Mann, welcher zwar nicht wie ein erfahrener Westmann auf dem Pferd saß, aber doch wenigstens ein guter Promenadenreiter war. Er hatte ein offenes, sympathisches Gesicht, welches leicht gebräunt war. Seine Waffen bestanden aus einem Gewehr, einem Bowiemesser und zwei Revolvern.
„Mehr als einen Schluck!“ antwortete Forner. „Welcome, Mesch'schurs! Steigt ab und laßt es euch bei mir gefallen!“
Der behäbig aussehende Herr hielt sein Pferd an, musterte den Ranchero einige Sekunden lang und sagte dann: „Mir ist's, als ob wir uns schon gesehen hätten, Sir. Forners Rancho! Also heißt Ihr Forner. Seid Ihr vielleicht bei mir in Brownsville gewesen? Ich heiße Rollins, und dieser junge Sir hier an meiner Seite ist Mr. Baumgarten, mein Buchhalter.“
Forner verbeugte sich gegen die beiden und antwortete: „Natürlich haben wir uns gesehen, Sir. Ich hatte meine Ersparnisse bei Euch stehen und holte sie mir, ehe ich nach Arizona ging. Nur war es keine so hohe Summe, daß Euch meine Person hätte auffallen und im Gedächtnis bleiben müssen. Also kommt herein! Mein Brandy ist so gut, wie sonst irgendeiner, und einen Imbiß könnt Ihr auch haben, wenn Ihr keine großen Ansprüche macht. Wie lange gedenkt Ihr hier zu bleiben, Master Grinley?“
„Bis die heißeste Mittagszeit vorüber ist“, antwortete der, welcher Ölprinz genannt worden war, denn an diesen hatte Forner seine Frage gerichtet.
Die Pferde wurden abgesattelt und durften auf die Weide gehen. Die Reiter nahmen auf und an den erwähnten Steinen Platz. Grinley goß sich sofort ein Glas voll Brandy und leerte es in einem Zug; schon nach kurzer Zeit hatte er der Flasche auf den Boden gesehen. Der Bankier mischte den Branntwein mit Wasser, während Baumgarten nur Wasser trank. Forner, Vater und Sohn, hatten sich in das Haus zurückgezogen, um von ihren einfachen Vorräten den Gästen ein Essen zu bereiten.
Von ihnen allen konnte keiner sehen, daß jetzt abermals zwei Reiter über den Fluß kamen und sich dem Rancho näherten. Sie hatten jedenfalls einen weiten Ritt hinter sich, und ihre Pferde waren sehr ermüdet. Diese beiden Männer waren – Buttler, der Anführer der zwölf Finders, und Poller, der entlassene Führer der deutschen Auswanderer. Indem sie sich dem offenen Tor näherten, fragte Poller: „Bist du wirklich überzeugt, daß der Ranchero dich nicht kennt? Du hast ihn mir als einen ehrlichen Kerl beschrieben, und ich nehme an, daß der Name Buttler bei ihm Anstoß erregen würde!“
Man sieht, die beiden waren so vertraut miteinander geworden, daß sie sich jetzt du nannten. Buttler antwortete: „Er hat mich nie gesehen. Nur mein Bruder ist oft bei ihm gewesen.“
„Der aber natürlich auch Buttler heißt!“
„Allerdings, aber er hat sich hier steht’s Grinley genannt.“
„Das war klug. Aber Brüder pflegen sich ähnlich zu sehen. Wahrscheinlich ist dies bei euch auch der Fall?“
„Nein. Wir sind Stiefbrüder und stammen von verschiedenen Müttern.“
„Weißt du, wo er sich jetzt befindet?“
„Nein. Als wir uns trennten, ging ich südwärts, um
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