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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Euch beweisen, daß sie unbedingt hier eintreffen werden.“
    „Aus Deutschland? Aus Sachsen?“ fiel da Baumgarten, der Buchhalter, rasch ein. „So seid Ihr wohl ein Deutscher, Sir?“
    „Ja. Wißt Ihr das noch nicht?“
    „Nein. Und hätte ich es einmal gewußt, so habe ich es wieder vergessen. Um so mehr bin ich erfreut, in Euch einen Landsmann begrüßen zu können. Hier meine Hand, Sir; erlaubt mir gefälligst, die Eurige zu drücken!“
    Da reichte ihm der Hobble-Frank die seinige hin und rief erfreut in seinem heimatlichen Dialekt: „Da nehmen Sie sie hin; hier is sie gegenwärtig mit allen Fingern, die daran gehören! Sie ooch een Deutscher? Wenn mersch nich erleben tät, so tät mersch gar nich glooben! In welcher heimatlichen Gegend sind denn eegentlich Sie aus der jenseitigen Ewigkeet in die diesseitige Zeitlichkeet hineingeschprungen?“
    „In Hamburg.“
    „In Hamburg? I der Tausend! Also eenige Stunden oberhalb der geographischen Schtelle, an welcher meine liebe Elbe ihre Verlobung mit der Nordsee feiert. Das is mir unendlich intrigant. Wir sind also beede mit Elbwasser getooft, und wenn ich wieder off meinem Bärenfett sitze, kann ich Ihnen mit den Wellen meine Grüße franko zuschpedieren.“
    „Bärenfett?“ fragte Baumgarten verwundert.
    „Jawohl, jawohl! Sind Sie denn nich Abonnent vom ‚Guten Kameraden‘, der in Schtuttgart herausgegeben und an allen Orten der Erde begeischdert gelesen wird?“
    „Sie meinen die Knabenzeitung, die diesen Titel führt?“
    „Natürlich meene ich nur die!“
    „Gesehen habe ich sie, aber abonniert bin ich nicht darauf.“
    „Nich? Hören Sie, das is eene Unterlassungssünde, für welche es keen pater pizzicato gibt. Die müssen Sie halten; die müssen Sie lesen! Ohne die kann keen gebildeter Mensch mehr existieren, denn ich bin eener ihrer oberschten Mitarbeiter. Hätten Sie sie gelesen, so wüßten Sie ganz genau, was ich mit meinem Bärenfett meene, nämlich meine Villa ‚Bärenfett‘, die ich im dritten Jahrgangpaganini397 so physikalisch-dramatisch geschildert habe. Wenn Sie mal nach Sachsen kommen, müssen Sie mich da besuchen, denn dort finden Sie alle Andenken, Erinnerungen und Souverains von meinen ein- und auswärtigen Erlebnissen.“
    Baumgarten hatte vom Hobble-Frank gehört: er besann sich jetzt, daß derselbe als ein recht sonderbares Menschenkind geschildert worden war. Jetzt hatte er ihn in Lebensgröße vor sich und gab sich der nun in einem ununterbrochenen Strom fließenden Unterhaltung mit großem Vergnügen hin. Dieselbe gewann dadurch an Interesse und Lebhaftigkeit, daß sich Droll in seinem Altenburger Dialekt auch daran beteiligte.
    Unterdessen stand Poller, der entlassene Führer, von seinem Platz auf und tat, als ob er nach seinem Pferd sehen wolle. Er machte sich eine kleine Weile mit demselben zu schaffen und verschwand dann hinter dem Haus, wo die beiden Brüder Buttler nebeneinander im Gras lagen und sich höchst wichtige Dinge mitzuteilen hatten. Da der eine von ihnen sich hier auf dem Rancho unter dem Namen Grinley eingeführt hatte, mag ihm derselbe auch behalten bleiben. Die Gebrüder Buttler hatten früher im Verein mit andern gleichgesinnten Menschen an den Grenzen zwischen Kalifornien, Nevada und Arizona eine lange Reihe von Taten begangen, welche so unerhört waren, daß sich schließlich notgedrungenerweise eine Gesellschaft von Regulatoren gebildet hatte, um diesem Unwesen, gegen welches sich das Gesetz als machtlos erwies, auf eigene Faust ein Ende zu machen. Dies war gelungen. Man hatte die meisten Mitglieder der Bande gelyncht: nur wenige waren entkommen, unter ihnen gerade die beiden hervorragendsten und schlimmsten, die Buttlers. Sie hatten sich, wie bereits erwähnt, getrennt. Der eine war nach dem Süden gegangen, um die Gesellschaft der Finders zu gründen, und der andere hatte sich lange Zeit planlos in Utah, Colorado und Neu Mexiko herumgetrieben, bis er auf einen raffinierten Gedanken verfallen war, dessen Ausführung in das Werk zu setzen er jetzt nun im Begriff stand. Als er seinem Bruder das Hauptsächlichste darüber mitgeteilt hatte, warf dieser einen bewundernden Blick auf ihn und sagte: „Du warst stets der Pfiffigere von uns beiden, und ich gestehe dir aufrichtig, daß mir auch dein jetziger Plan ungeheuer imponiert. Meinst du, daß dieser Bankier Rollins wirklich darauf hereinfallen wird?“
    „Unbedingt. Er ist geradezu begeistert für das Unternehmen, welches mir mit einem Schlag

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