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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Eigentümlichkeiten, aber sie waren Ehrenmänner, Gentlemen durch und durch, und hatten mancher großen und seltenen Gefahr tapfer und unerschrocken in das Auge geschaut. Mit einem Worte: der Dicke war der als ‚Tante Droll‘ bekannte Westmann und der Hagere sein Freund und Vetter Hobble-Frank.
    Ihre Verehrung für Old Shatterhand und Winnetou war so groß, daß sie sich wie diese beiden gekleidet hatten, was ihnen freilich ein ganz ungewohntes Aussehen gab. Ihre Anzüge waren neu und hatten jedenfalls ein nicht geringes Geld gekostet; und in Beziehung auf ihre Pferde waren sie auch nicht sparsame gewesen.
    Auch sie hatten den Rancho zum Ziel und ritten durch das Tor desselben ein. Als sie auf dem Hof erschienen, erregten sie einiges Aufsehen, welches seinen Grund in dem Kontrast hatte, welcher zwischen ihrer kriegerischen Ausrüstung und ihrem gutmütigen Aussehen bestand. Sie machten nicht viel Federlesens, stiegen von ihren Pferden, grüßten kurz und setzten sich auf zwei noch leere Steine, ohne zu fragen, ob dies den andern angenehm sei oder nicht.
    Forner musterte die beiden Ankömmlinge mit neugierigen Augen. Er war ein erfahrener Mann und wußte dennoch nicht, was er aus ihnen machen sollte. Er konnte nur durch Fragen zum Ziel kommen; darum erkundigte er sich: „Wollen die Gentlemen vielleicht auch etwas genießen?“
    „Jetzt nicht“, antwortete Droll.
    „Also später. Wie lange gedenkt ihr hier zu bleiben?“
    „Das kommt auf die Verhältnisse an, wenn es nötig ist.“
    „Ihr meint jedenfalls hiesige Verhältnisse?“
    „Ja.“
    „Da kann ich euch sagen, daß ihr bei mir sicher seid.“
    „Woanders auch!“
    „Meint ihr? So wißt ihr wohl noch gar nicht, daß die Navajos ihre Kriegsbeile ausgegraben haben?“
    „Wir wissen's.“
    „Und daß auch die Moquis und Nijoras sich im hellen Aufstand befinden?“
    „Auch das.“
    „Und dennoch fühlt ihr euch sicher?“
    „Warum sollen wir uns unsicher fühlen, wenn es nötig ist?“
    Es ist ganz eigentümlich und eine alte Erfahrung, daß es selten einen richtigen Westmann gibt, der sich nicht irgendeine bestimmte Redensart angewöhnt hat. Sam Hawkens z.B. bediente sich häufig der Worte ‚wenn ich mich nicht irre‘; Droll hatte sich den Ausdruck ‚wenn es nötig ist‘ angewöhnt. Oft werden diese Redensarten bei Gelegenheiten angewandt, wo sie höchst lächerlich erscheinen und wohl gar das Gegenteil von dem sagen, was ausgedrückt werden soll. So auch jetzt und hier. Darum sah Forner den kleinen Dicken erstaunt an, fuhr aber doch ernsthaft fort: „Kennt Ihr denn diese Völkerschaften, Sir?“
    „Ein wenig.“
    „Das reicht nicht aus. Man muß Freund mit ihnen sein, und selbst dann noch ist es möglich, daß man den Skalp verliert, wenn sie den Kampf gegen die Weißen beschlossen haben. Wenn euch euer Weg etwa nach Norden führt, so rate ich euch ab; es ist dort keineswegs geheuer. Ihr scheint zwar gut ausgerüstet zu sein, aber wie ich an euren neuen Anzügen sehe, kommt ihr direkt aus dem Osten, und eure Gesichter sind auch nicht solche, aus denen man den unerschrockenen Westmann sofort herauszulesen vermag.“
    „So! Das ist sehr aufrichtig. Ihr beurteilt die Leute also nach ihren Gesichtern, wenn es nötig ist?“
    „Ja.“
    „Das gewöhnt Euch sobald wie möglich ab. Man schießt und sticht mit der Büchse und dem Messer, nicht aber mit dem Gesicht, verstanden! Es kann einer sehr martialische und grimmige Gesichtszüge besitzen und dabei doch ein Hasenfuß sein.“
    „Das will ich nicht bestreiten; aber ihr – hm. Darf ich nicht vielleicht erfahren, was ihr seid, Mesch'schurs?“
    „Warum denn nicht?“
    „Nun, bitte!“
    „Wir sind – na ja, wir sind eigentlich das, was man Rentiers oder wohl auch Partikuliers nennt.“
    „O weh! Da seid ihr wohl zu euerm Vergnügen nach dem Westen gekommen?“
    „Zu unserm Herzeleid natürlich nicht!“
    „Wenn das ist, Sir, da kehrt sofort wieder um, sonst werdet Ihr hier ausgelöscht, wie man ein Licht ausbläst. Aus der Art und Weise, wie Ihr redet, höre ich, daß Ihr keine Ahnung von den Gefahren habt, die in dieser Gegend auf Euch warten, Master – Master – wie ist doch Euer Name?“
    Droll griff gemächlich in die Tasche, brachte eine Karte hervor und überreichte sie ihm. Der Ranchero machte ein Gesicht, als ob er sich die größte Mühe geben müsse, das Lachen zu verbeißen, und las laut: „Sebastian Melchior Pampel.“
    Der Hobble-Frank hatte auch in die Tasche gelangt

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