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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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halben Ochsen im Maul zu habe; das macht dir wahrhaftig keener von uns nach. Unsre Achtung schteigt; also komm nur wieder her, altes Haus!“
    „Fällt mir nich im Troome ein, besonders da du sogar jetzt wieder über den Ochsen lachst. Oh, Vetter Droll, was muß ich alles von dir erleben und erleiden. Das hätte ich nich gedacht! Aber Schtrafe muß sein. Ich bin Achilles mit der Ferse und werde es mit euch grad so machen, wie er es mit den Russen gemacht hat.“
    „Achilles? Der is mir unbekannt und seine Ferse ooch.“
    „Pfui Schande, so was nich zu wissen! Und dennoch lachste über mich? Achilles war der größte Held der Schpartaner und zog mit den Russen gegen die Türken aus. Bei der Belagerung von Dünkirchen beleidigte ihn Gortschakoff durch grad so een höllisches Hohngelächter, wie heut das eurige war; da setzte er sich off seinen Rappen und jagte wütend und mit verhängtem Zügel zum Burgtor hinaus. Seit dieser Zeit is er verschwunden, schpurlos verschwunden, und keen Mensch hat ihn jemals wiedergesehn. Zum Andenken aber hat man ihm eenen astronomischen Fixstern an den Himmel gesetzt, mit seinem schpartanischen Namen darüber. Wenn du off de Himmelskarte guckst, kannste ihn am südlichen Firmament im Bild des grauen Bären sehen, zu dem ooch der Mond gehört. So wie dieser große Held wird jetzt ooch der Hobble-Frank verschwinden.“
    „Unsinn! Komm nur her, und sei nich albern!“
    „Albern? Dieses Wort schtößt dem Faß vollends den Boden naus! Der Hobble-Frank und albern! Hat man jemals so was nur gehört! Nee, ich verschwinde ganz so, wie Achilles unsichtbar geworden is, und lasse mich durch nischt zur Rückkehr mehr bewegen, ooch nich dadurch, daß ihr mir eenen Stern 'noff an den Himmel setzt. Lebt also wohl, Gentlemen! Habe die Ehre! Mein Kompliment!“
    Er wendete wieder um, gab seinem Pferd die Sporen, jagte nach dem Fluß und ritt in denselben hinein.
    „Frank, Frank, kehr um, kehr doch um!“ schrie Droll ihm lachend nach. „Du kannst doch deine Tante nicht verlasse!“
    Der Hobble drehte diesmal nur den Kopf herum und rief zurück: „Wir sind von heute an geschiedene Leute; da beißt keene Maus keenen Faden nich! Ich drehe mich kontinatürlich weiter, wie sich die Erde um die Sonne dreht! Ich bin für euch een abgeschiedener, toter Mann. Quietistinpatrem  – Friede eurer Asche!“
    Der neue Achilles ritt weiter, über das Flüßchen hinüber und dann in den weiten Camp hinein.
    „Das tut mir außerordentlich leid“, gestand der besorgte Kantor. „Er ist etwas streitfertig, besonders in Beziehung auf die Wissenschaft, aber sonst ein seelensguter Mann. Ich hatte mich so sehr darauf gefreut, ihn zu treffen, und nun haben wir ihn eingebüßt!“
    „Für höchstens eenige Schtunden nur“, antwortete Droll.
    „Meinen Sie wirklich?“
    „Ja; ich kenne ihn. Wenn man ihm nich recht gibt, so schmollt er gern, wird aber gleich wieder gut.“
    „Aber heut scheint es anders zu sein!“
    „Nee. So wild wie heut is er freilich noch nie gewese; zum Fortreite is es noch niemals gekomme; aber ich weeß, daß er ohne mich nich lebe kann, und selbst wenn er das könnte, verlasse tut er mich doch sicher nich. Er wird seinen Zorn hinaus in den Camp reite, ihn dort liege lasse und nachher zu uns zurückkomme; darauf könne Sie sich verlasse. Dann dürfe Sie freilich nich off ihn rede; Sie müsse so tun, als ob gar nischt geschehe wäre und als ob Sie ihn gar nich sehe täte. Überhaupt dürfe Sie ihn, wenn er mal zu schtreite beginnt, nich durch Widerschpruch zornig mache. Er bildet sich nu eenmal ein, alle mögliche Gelehrsamkeet zu besitze; das macht keenem eenen Schaden; darum lasse Sie ihn off seinem Schteckenpferd sitze, wenn er es partuh reite will!“
    Natürlich waren alle Anwesenden Zeugen der Entfernung Franks gewesen. Sogar das Gesinde des Ranchero hatte, durch das Gelächter angelockt, das Haus verlassen und war vor das Tor gelaufen. Auch der Bankier hatte mit seinem Buchhalter den Vorfall beobachtet; da er nicht deutsch verstand, mußte der letztere ihm die gefallenen Reden erklären. Er lachte nachträglich auf das herzlichste und war neugierig, ob die Voraussagung Drolls sich erfüllen und Frank wiederkommen werde. Während diese beiden noch miteinander sprachen, trat Sam Hawkens zu ihnen und fragte: „Ihr wollt nach dem Chellyfluß, Mr. Rollins? Unser Weg führt uns dort vorüber, und morgen früh reiten wir von hier fort. Euer Ölprinz hat die Absicht, sich uns anzuschließen,

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