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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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und im Schreck haben sie ihn für fünfzigmal größer gehalten, als er war.“
    „Nein; er ist wirklich so groß“, entgegnete Droll.
    „Wie? Glaubt Ihr das wirklich?“
    „Ja.“
    „Unsinn! Ein Frosch, so groß wie ein Mensch!“
    „Es ist ja gar kein Frosch!“
    „Nicht?“
    „Nein.“
    „Was denn?“
    „Ein Mensch, welcher gebadet hat.“
    „Ah! Gewiß einer der Knechte, welche hier im Freien das grasende Vieh zu bewachen haben.“
    „Auch nicht.“
    „Wer denn?“
    „Mein Hobble-Frank.“
    „Alle Wetter! Welche Idee, wenn ich mich nicht irre!“
    „Ja, er ist's gewiß. Er sprach heut, als wir drin im Hof bei der Sonnenglut zusammensaßen, daß er heut abend, wenn es finster sein werde, ein Bad nehmen wolle. Das hat er jetzt getan.“
    „Aber er ist doch fort!“
    „Pshaw! Er ist wieder da; ich kenne ihn. In den Hof hat er freilich nicht kommen wollen, sondern sich hier ins Freie gelagert. Da ist ihm der Gedanke an das Bad wieder aufgestiegen; er hat sich ausgezogen und ist in das Wasser gegangen. Das ist so gewiß, daß ich tausend Dollar wetten will.“
    „Sollte mich freuen, wenn er wiedergekommen wäre.“
    „Ich habe nicht daran gezweifelt.“
    „Na, daß er uns ganz vergessen werde, habe ich auch nicht gedacht; er weiß ja, wohin wir morgen wollen, und da meinte ich, daß er unterwegs wieder zu uns stoßen würde. Ah, schaut! Da haben wir ja den Frosch!“
    Nämlich der Zug der Neugierigen war, mit vier Laternen versehen, in der Nähe des Flusses angekommen. Da saß der Hobble-Frank neben seiner weidenden Mary im Gras. Er erhob sich ganz erstaunt, als er die vielen Menschen erblickte, und fragte in deutscher Sprache: „Was habt ihr denn da vor, ihr Leute? Das is ja die reene Wallfahrt, die da herangeschlängelt kommt!“
    „Ah, Sie sind wieder da, Herr Frank!“ antwortete der Emeritus. „Das ist mir außerordentlich lieb, denn vielleicht können Sie uns Auskunft geben. Wie lange befinden Sie sich wieder hier?“
    „Seit vielleicht eener Schtunde.“
    „Haben Sie beobachtet, was an dieser Stelle vorgegangen ist?“
    „Natürlich! Ich habe ja meine Oogen und ooch meine Ohren, und so eenem Präriejäger, wie ich bin, kann niemals nischt entgehen.“
    „Haben Sie die beiden Frauen gesehen, welche Wasser holen wollten?“
    „Ja.“
    „Und auch das Tier?“
    „Welches Tier?“
    „Welches im Wasser gesessen hat?“
    „Im Wasser gesessen? Ich habe keens bemerkt.“
    „So sind Ihre Augen und Ohren doch nicht so aufmerksam gewesen, wie Sie denken.“
    „Oho! Was für een Vieh soll es denn gewesen sein?“
    „Ein Ochsenfrosch!“
    „Sapperlot! Da soll eener hier gewesen sein?“
    „Ja.“
    „Wer hat denn das gesagt?“
    „Die Frauen.“
    „Von eenem Ochsenfrosch ist mir wirklich nichts ins Bewußtsein gekommen.“
    „Waren Sie denn wirklich in der Nähe, als die Damen hier waren?“
    „Was das betrifft, so war ich ihnen allerdings sehr nahe.“
    Da schob sich Frau Rosalie zu ihm hin und sagte: „Sie habe ich allerdings nicht gesehen, Herr Hobble-Frank, desto deutlicher aber den Ochsenfrosch. Wenn Sie so sehr in unserer Nähe gewesen sein wollen, so müssen Sie ihn unbedingt ooch gesehen haben!“
    „Leider nich!“
    „Er war ja groß genug!“
    „Wie denn ungefähr?“
    „Grad wie een ausgewachsener Mensch.“
    „Oho! So groß wird im ganzen Leben keen Frosch, Frau Eberschbach, selbst wenn es een Ochsenfrosch wäre. Ich habe genug solche Kerls gesehen; sie werden etwas größer als eene tüchtige Männerhand, größer nich. Ihren Namen haben sie nich etwa daher, daß sie die Größe eines Ochsen besitzen, sondern von ihrer obligaten Schtimme. Sie schreien nämlich ganz ähnlich, wie ein Ochse brüllt.“
    „Das schtimmt, das schtimmt! Wir haben das Biest schreien hören.“
    „Wann denn?“
    „Na, als wir hier waren!“
    „Das hätt' ich doch ooch hören müssen!“
    „Das denke ich ooch. Wo haben Se denn nur Ihre Ohren und Ihre Oogen gehabt, daß Sie das Vieh nich gehört und nich gesehen haben?“
    „Das weeß ich wirklich nich. Zeigen Sie mir doch ergebenst mal die genaue topographische Stelle, an welcher der Frosch gebrüllt hat!“
    „Er brüllte erseht dann, als er offsprang.“
    „Hörn Se mal Frau Eberschbach, das will mir unglooblich erscheinen. Een Frosch brüllt nich im Schpringen, sondern nur wenn er sitzt.“
    „Nee, dieser schrie in dem Oogenblick, an welchem er aus dem Wasser in die Höhe fuhr. Kommen Sie! Ich will Ihnen die Schtelle

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