10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)
Beharren der Königin den Armen gespendet zu werden, die sich unten versammelt hatten, wurden die hohen Glasflöten mit einem würzigen Likör gefüllt, der aus Quarth stammte und dunkel wie Bernstein leuchtete. Danach begannen die Aufführungen.
Eine Gruppe yunkischer Kastraten im Besitz von Yurkhaz zo Yunzak brachte ihnen Lieder in der uralten Sprache des Alten Imperiums dar, mit hohen und süßen und unfassbar reinen Stimmen. »Hast du je solchen Gesang gehört, meine Liebste?«, fragte Hizdahr sie. »Sie haben die Stimmen von Göttern, nicht wahr?«
»Ja«, sagte sie, »doch frage ich mich, ob sie nicht die Früchte von Männern bevorzugt hätten.«
Alle, die auftraten, waren Sklaven. Das gehörte ebenfalls zum Friedensvertrag, dass es den Sklavenbesitzern gestattet wurde, ihre Sklaven nach Meereen mitzubringen, ohne befürchten zu müssen, dass sie befreit wurden. Im Gegenzug hatten die Yunkai’i versprochen, die Rechte und Freiheiten der ehemaligen Sklaven, die Dany befreit hatte, anzuerkennen. Ein anständiger Tausch, hatte Hizdahr gesagt, doch der Königin bereitete er einen bitteren Nachgeschmack. Sie trank noch einen Becher Wein, um ihn hinunterzuspülen.
»Wenn du möchtest, wird Yurkhaz uns sicherlich gern die Sänger schenken«, sagte ihr edler Gemahl. »Ein Geschenk, um unseren Frieden zu besiegeln, als Zierde unseres Hofes.«
Er wird uns diese Kastraten schenken, dachte Dany, und dann wird er nach Hause marschieren und sich neue machen. Die Welt ist voller Knaben.
Die Jongleure, die danach folgten, begeisterten sie ebenfalls nicht, auch nicht, als sie eine menschliche Pyramide errichteten, die neun Stockwerke hatte und deren Spitze ein kleines nacktes Mädchen bildete. Soll das meine Pyramide darstellen?, fragte sich die Königin. Soll das Mädchen dort oben etwa ich sein?
Danach führte ihr Hoher Gemahl seine Gäste auf die untere Terrasse, damit die Besucher aus der Gelben Stadt sich Meereen bei Nacht anschauen konnten. Mit ihren Weinkelchen in der Hand spazierten die Yunkai’i in kleinen Gruppen durch den Garten zwischen Zitronenbäumen und nachtblühenden Blumen hindurch, und plötzlich hatte Dany den Braunen Ben Plumm vor sich.
Er verneigte sich tief. »Euer Erhabenheit. Ihr seht wunderschön aus. Nun, das tut Ihr ja immer. Keine dieser Yunkischen ist auch nur halb so schön wie Ihr. Ich wollte Euch eigentlich ein Hochzeitsgeschenk mitbringen, aber die Gebote waren etwas zu hoch für den alten Braunen Ben.«
»Von Euch möchte ich keine Geschenke.«
»Dieses vielleicht schon. Den Kopf eines alten Feindes.«
»Euren eigenen?«, fragte sie süß. »Ihr habt mich verraten.«
»Nun, ist das nicht ein bisschen sehr hart ausgedrückt?« Der Braune Ben kratzte sich den grau-weiß gesprenkelten Backenbart. »Wir sind auf die Siegerseite übergelaufen, das ist alles. Und es ist ja nicht das erste Mal. Und ich war es ja auch nicht allein. Ich habe meine Männer abstimmen lassen.«
»Also haben sie mich verraten, wollt Ihr das sagen? Warum? Habe ich die Zweitgeborenen schlecht behandelt? Habe ich Euch um Euren Sold betrogen?«
»Niemals«, antwortete der Braune Ben, »aber es geht nicht nur um Münzen, Hochwohlgeborene Mächtigkeit. Das habe ich schon vor langer Zeit gelernt, in meiner ersten Schlacht. Am Morgen nach dem Kampf habe ich die Leichen gefleddert und nach ein wenig Plündergut gesucht. Da stolperte ich über diese eine Leiche, der ein Axtkämpfer den ganzen Arm an der Schulter abgehackt hatte. Er war mit Fliegen bedeckt und voller verkrustetem Blut, deshalb hatte ihn vielleicht noch niemand angerührt. Aber darunter trug er ein nietenbesetztes Wams, das aus gutem Leder gemacht zu sein schien. Ich dachte, es könnte mir vielleicht ganz gut passen, also verscheuchte ich die Fliegen und schnitt das gute Stück von ihm los. Das verdammte Ding war viel schwerer, als es eigentlich hätte sein dürfen. Unter dem Futter hatte er ein Vermögen in Münzen eingenäht. Gold, Euer Erhabenheit, süßes gelbes Gold. Genug für einen Mann, um den Rest seiner Tage wie ein Lord zu leben. Aber was hatte es ihm genutzt? Da lag er mit all seinen Münzen, lag in seinem eigenen Blut, und man hatte ihm den verfluchten Arm abgehackt. Und genau das ist die Moral von der Geschichte, versteht Ihr? Silber ist süß, und Gold ist unsere Mutter, aber wenn man tot ist, sind sie weniger wert als die Scheiße, die man von sich gibt, wenn man im Sterben liegt. Ich habe Euch schon einmal gesagt, dass es alte
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