10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)
zuckte auf dem Sand, das helle Blut spritzte aus dem zerfetzten Armstumpf an seiner Schulter. Sein Speer steckte noch in Drogons Rücken und zitterte, als der Drache mit den Flügeln schlug. Rauch stieg aus der Wunde auf. Als sich die anderen Speerträger näherten, spuckte der Drache Feuer und hüllte zwei Männer mit seinen Flammen ein. Sein Schwanz schlug aus und traf den Arenameister, der sich von hinten an ihn heranschlich, und zerschmetterte ihn. Ein weiterer Angreifer stach nach seinen Augen, bis der Drache ihn packte und ihm mit dem Maul den Bauch herausriss. Die Meereener schrien, fluchten, heulten. Dany hörte, dass jemand hinter ihr herkam. »Drogon!«, schrie sie, » Drogon! «
Er wandte den Kopf. Rauch stieg zwischen seinen Zähnen auf. Auch sein Blut rauchte, wo es auf den Boden tropfte. Er schlug wieder mit den Schwingen und wirbelte einen kleinen scharlachroten Sandsturm auf. Dany taumelte in die heiße rote Wolke und hustete. Er schnappte nach ihr.
»Nein«, konnte sie gerade noch hervorstoßen. Nein, nicht mich, kennst du mich nicht? Die schwarzen Zähne schlossen sich wenige Zoll vor ihrem Gesicht. Er wollte mir den Kopf abreißen. Sie hatte Sand in den Augen. Dann stolperte sie über die Leiche des Arenameisters und fiel auf den Rücken.
Drogon brüllte. Der Schrei erfüllte die Grube. Ein heißer Wind hüllte sie ein. Der lange schuppige Hals des Drachen reckte sich ihr entgegen. Als er das Maul aufriss, bemerkte sie Knochensplitter und verkohltes Fleisch zwischen seinen schwarzen Zähnen. Seine Augen sahen aus wie geschmolzen. Ich schaue in den Höllenschlund, und doch darf ich es nicht wagen, den Blick abzuwenden. Nie zuvor war sie sich einer Sache so sicher gewesen. Wenn ich vor ihm weglaufe, wird er mich verbrennen und verschlingen. In Westeros predigten die Septone von sieben Höllen und sieben Himmeln, doch die Sieben Königslande und ihre Götter waren weit entfernt. Falls sie hier sterben musste, fragte sich Dany, würde der Pferdegott der Dothraki das Gras teilen und sie in sein Khalasar in den Sternen rufen, damit sie an der Seite ihrer Sonne, ihrer Sterne durch die Nachtlande reiten könnte? Oder würden die zornigen Götter von Ghis ihre Harpyien schicken, um ihre Seele einzufangen und sie in die Tiefe zu zerren, um sie dort zu quälen? Drogon brüllte ihr direkt ins Gesicht, und sein Atem war heiß genug, um ihre Haut Blasen werfen zu lassen. Von rechts hörte sie Barristan Selmy schreien: » Hier! Versuche es doch mit mir. Hier drüben. Hier!«
In den glühenden roten Drachenaugen sah Dany ihr eigenes Spiegelbild. Wie klein sie wirkte, wie schwach, wie zerbrechlich und ängstlich. Ich darf ihn meine Angst nicht spüren lassen. Sie krabbelte durch den Sand, drückte sich gegen die Leiche des Arenameisters und spürte den Griff seiner Peitsche unter ihren Fingern. Die Peitsche in der Hand zu halten erfüllte sie mit neuem Mut. Das Leder war warm und lebendig. Drogon brüllte wieder, so laut, dass sie beinahe die Peitsche fallen gelassen hätte. Er schnappte mit den Zähnen nach ihr.
Dany schlug nach ihm. » Nein «, schrie sie und schwang die Peitsche mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte. Der Drache zog den Kopf ein. » Nein «, brüllte sie erneut, » NEIN !« Die Widerhaken kratzten über seine Schnauze. Drogon erhob sich, seine Schwingen warfen ihren Schatten über sie. Dany schlug mit der Peitsche auf die Bauchschuppen, immer wieder, bis ihr Arm zu schmerzen begann. Sein langer Schlangenhals spannte sich wie ein Bogen. Mit einem Zischen spuckte er Feuer nach ihr. Dany sprang unter den Flammen hinweg, schwang die Peitsche und schrie: » Nein, nein, nein. RUNTER ! « In dem Brüllen, mit dem er antwortete, schwangen Angst und Wut und Schmerz mit. Er schlug einmal mit den Schwingen, zweimal …
… und faltete sie zusammen. Der Drache zischte ein letztes Mal und streckte sich flach auf dem Bauch aus. Schwarzes Blut rann aus der Wunde, wo der Speer ihn getroffen hatte, und rauchte, wo es auf den versengten Sand tropfte. Er ist Fleisch gewordenes Feuer, dachte sie, ebenso wie ich.
Daenerys Targaryen schwang sich auf den Rücken des Drachen, packte den Speer und riss ihn heraus. Die Spitze war halb geschmolzen, und das Eisen glühte rot. Sie warf die Waffe zur Seite. Drogon wand sich unter ihr, seine Muskeln spannten sich, als er seine Kräfte sammelte. Sand schwirrte durch die Luft. Dany konnte nichts sehen, sie bekam keine Luft, sie konnte keinen klaren Gedanken fassen.
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