10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)
gehört. Ihr dürft Euch nicht einfach so über seine Liebe hinwegsetzen.«
»Sie haben meinen Schlappohren zugejubelt, nicht mir. Bringt mich aus diesem Schlachthaus, mein Gemahl.« Sie hörte das Schnauben des Keilers, die Schreie der Speerträger, das Knallen der Peitsche.
»Süße Gemahlin, nein. Bleibt noch ein wenig. Nur für das Zwischenspiel und einen letzten Kampf. Schließt die Augen, das wird niemandem auffallen. Sie werden alle auf Belaquo und Goghor schauen. Dies ist nicht der rechte Moment für …«
Ein Schatten verdunkelte sein Gesicht.
Tumult und Geschrei verstummten. Zehntausend Stimmen schwiegen plötzlich. Alle Blicke wandten sich gen Himmel. Ein warmer Wind strich über Danys Wangen, und durch das Klopfen ihres Herzens hindurch hörte sie das Flattern von Schwingen. Zwei Speerträger suchten Schutz. Der Arenameister erstarrte, wo er stand. Der Keiler schlich schnüffelnd zurück zu Barsena. Der Starke Belwas stöhnte, fiel von seinem Sitz und ging auf die Knie.
Über ihnen drehte der Drache einen Kreis und hob sich dunkel vor der Sonne ab. Seine Schuppen waren schwarz, seine Augen und Hörner und Rückenplatten blutrot. Drogon war schon immer der größte ihrer drei Drachen gewesen, und in der Wildnis war er noch weiter gewachsen. Seine Schwingen spannten sich von Spitze zu Spitze sechs Meter weit und waren schwarz wie Jett. Er schlug einmal mit den Flügeln, als er über den Sand flog, und es gab einen Knall wie ein Donnerschlag. Der Keiler hob den Kopf, schnaubte … und Flammen hüllten ihn ein, schwarzes Feuer, durchsetzt mit Rot. Dany spürte die Hitze noch aus einer Entfernung von zehn Metern. Der Todesschrei des Tiers klang fast wie der eines Menschen. Drogon landete auf dem Kadaver und grub die Krallen in das rauchende Fleisch. Als er zu fressen begann, machte er keinen Unterschied zwischen Barsena und dem Keiler.
»Oh, Ihr Götter!«, stöhnte Reznak. »Er frisst sie auf !« Der Seneschall schlug die Hand vor den Mund. Der Starke Belwas übergab sich lautstark. Auf Hizdahr zo Loraqs langem, blassem Gesicht zeigte sich ein sonderbarer Ausdruck, teils Angst, teils Wollust, teils Verzückung. Er leckte sich die Lippen. Dany sah, dass die Pahls die Stufen hinaufrannten, sie hoben ihre Tokars an und stolperten über die Säume, weil sie es so eilig hatten. Andere Zuschauer folgten ihnen. Manche rannten und drängten sich gegenseitig aus dem Weg. Die meisten jedoch blieben auf ihrem Platz sitzen.
Ein Mann wollte unbedingt zum Helden werden.
Er gehörte zu den Speerträgern, die den Keiler zurück in seinen Pferch treiben sollten. Vielleicht war er betrunken, vielleicht auch einfach nur verrückt. Vielleicht hatte er Barsena Schwarzhaar aus der Ferne verehrt, oder er hatte Gerüchte über das Mädchen Hazzea gehört. Oder er war einfach nur ein gewöhnlicher Mann, der hoffte, die Barden würden Lieder über ihn singen. Er rannte los, den Speer in den Händen. Roter Sand spritzte unter seinen Füßen auf, und von den Bänken gellten Schreie. Drogon hob den Kopf, Blut tropfte von seinen Zähnen. Der Held sprang auf seinen Rücken und trieb dem Drachen die eiserne Speerspitze in den schuppigen Halsansatz.
Dany und Drogon brüllten gleichzeitig auf.
Der Held legte sein Gewicht auf den Speer, um die Spitze tiefer hineinzutreiben. Drogon bäumte sich auf und zischte vor Schmerz. Sein Schwanz peitschte zur Seite. Dany beobachtete, wie er den Kopf am Ende des langen Schlangenhalses drehte, sah, wie sich die schwarzen Schwingen entfalteten. Der Drachentöter verlor den Halt und stürzte in den Sand. Er wollte sich wieder erheben, als sich die Drachenzähne fest um seinen Unterarm schlossen. »Nein«, konnte der Mann gerade noch schreien. Drogon riss ihm den Arm aus der Schulter und warf ihn zur Seite, wie ein Hund, der eine Ratte gefangen hat.
»Tötet ihn«, schrie Hizdahr Loraq den anderen Speerträgern zu. » Tötet die Bestie! «
Ser Barristan hielt sie fest. »Schaut nicht hin, Euer Gnaden.«
»Lasst mich los !« Dany wand sich aus seinem Griff. Die Zeit schien stillzustehen, als sie über die Brüstung sprang. Als sie im Sand landete, verlor sie eine Sandale. Im Laufen spürte sie den Sand heiß und rau zwischen den Zehen. Ser Barristan rief ihr etwas hinterher. Der Starke Belwas erbrach sich noch immer. Sie rannte schneller.
Die Speerträger rannten ebenfalls. Manche stürmten mit dem Speer in der Hand auf den Drachen zu. Andere ließen ihre Waffen fallen und liefen davon. Der Held
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