10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)
sie nennen. Und Schweine gab es dort ebenfalls: die größten und schwärzesten Keiler, die je ein Eisenmann gesehen hatte, und unzählige quiekende Ferkel im Gebüsch, kühne Geschöpfe, die vor Menschen keine Angst hatten. Doch sie lernen schnell. Die Vorratskammern der Eisernen Flotte füllten sich mit geräuchertem Schinken, gepökeltem Schweinefleisch und Speck.
Die Affen hingegen … die Affen waren eine Plage. Victarion hatte seinen Männern verboten, auch nur eines dieser dämonischen Wesen mit an Bord zu bringen, und dennoch hatten sie sich irgendwie in seiner halben Flotte eingenistet, sogar auf seinem eigenen Schiff, der Eiserner Sieg. Er konnte sie jetzt sehen, wie sie sich von Sparren zu Sparren schwangen und von Schiff zu Schiff. Wenn ich nur eine Armbrust hätte.
Dieses Meer gefiel Victarion nicht, und auch nicht dieser endlose, wolkenlose Himmel oder die pralle Sonne, die auf ihre Köpfe herabstrahlte und das Deck aufheizte, bis man sich am Holz die nackten Füße versengen konnte. Er mochte auch diese Stürme nicht, die wie aus dem Nichts aufzutauchen schienen. Das Meer um Pyke herum war oft stürmisch, doch wenigstens konnte man das schlechte Wetter riechen, bevor es kam. Diese Stürme im Süden waren so trügerisch wie Frauen. Selbst das Wasser hatte nicht die richtige Farbe, es schimmerte nahe der Küste türkis und war weiter draußen so tiefblau, dass es beinahe an schwarz grenzte. Victarion vermisste das graugrüne Wasser seiner Heimat mit den weißen Schaumkronen auf den Wogen.
Auch diese Zederninsel war ihm nicht geheuer. Die Jagd war gut, aber die Wälder waren zu grün und zu ruhig, voller verkrüppelter Bäume und seltsamer heller Blumen, die keiner seiner Männer je zuvor gesehen hatte, und zwischen den eingestürzten Palästen und den zerschmetterten Statuen des überfluteten Velos, das anderthalb Meilen landeinwärts lag, lauerten unbekannte Schrecken. In seiner letzten Nacht an Land hatten Victarion düstere, beunruhigende Träume geplagt, und als er erwachte, war sein Mund voller Blut gewesen. Der Maester sagte, er habe sich im Schlaf auf die Zunge gebissen, doch für ihn war es ein Zeichen des Ertrunkenen Gottes, eine Warnung, dass er an seinem eigenen Blut ersticken würde, falls er hier zu lange verweilte.
Es hieß, an dem Tag, an dem das Verhängnis Valyria ereilt hatte, sei eine neunzig Meter hohe Mauer aus Wasser über diese Insel hinweggefegt und habe hunderttausende Männer, Frauen und Kinder ertränkt, und außer ein paar Fischern, die draußen auf See gewesen waren, und einer Handvoll Speerträger der Velosi, die auf einem starken Steinturm auf dem höchsten Berg der Insel Wache gehalten und gesehen hatten, wie sich die Hügel und Täler unter ihnen in ein tosendes Meer verwandelten, hatte niemand überlebt, um die Kunde von dem Unglück zu verbreiten. Das schöne Velos mit seinen Palästen aus Zedernholz und rosa Marmor war binnen eines Herzschlags verschwunden. Am Nordende der Insel hatten die alten Ziegelmauern und Stufenpyramiden im Sklavenhändlerhafen Ghozai das gleiche Schicksal erlitten.
So viele Ertrunkene, hier wird der Ertrunkene Gott stark sein, hatte Victarion gedacht, als er die Insel als Treffpunkt für die drei Teile seiner Flotte ausgesucht hatte. Allerdings war er kein Priester. Wenn es sich nun andersherum verhielt? Vielleicht hatte der Ertrunkene Gott die Insel in seinem Zorn zerstört. Sein Bruder Aeron hätte es vielleicht gewusst, aber Feuchthaar war zu Hause auf den Iron Islands und predigte gegen Krähenauge und seine Herrschaft. Kein gottloser Mann darf auf dem Meersteinstuhl sitzen. Dennoch hatten die Kapitäne und Könige beim Königsthing Eurons Namen geschrien und ihn Victarion und anderen gottesfürchtigen Männern vorgezogen.
Die Morgensonne glitzerte auf den Wellen und war zu grell, um hinzusehen. Victarion dröhnte der Kopf, ob nun von der Sonne, von der Hand oder von den Zweifeln, die ihn plagten, wusste er nicht zu sagen. Er ging nach unten in seine Kabine, wo es kühl und dunkel war. Die dunkelhäutige Frau wusste, was er wünschte, ohne dass er darum bitten musste. Während er sich auf seinem Stuhl niederließ, nahm sie ein feuchtes weiches Tuch aus dem Becken und legte es ihm auf die Stirn. »Gut«, sagte er, »gut. Und jetzt die Hand.«
Die dunkelhäutige Frau antwortete nicht. Euron hatte ihr die Zunge herausgerissen, ehe er sie ihm geschenkt hatte. Victarion zweifelte nicht daran, dass Krähenauge sie ebenfalls mit in sein
Weitere Kostenlose Bücher