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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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kleinen Kätzchen, hatte sich Victarion hinterher eingeredet. Er hatte den Schnitt gewaschen, ein wenig gekochten Essig darübergeschüttet, die Wunde verbunden und nicht mehr viel darüber nachgedacht, denn er vertraute darauf, dass der Schmerz bald nachlassen und die Hand sich selbst mit der Zeit heilen würde.
    Stattdessen hatte die Wunde zu eitern begonnen, bis Victarion sich fragte, ob Serrys Klinge vielleicht vergiftet gewesen war. Warum sonst sollte der Schnitt nicht heilen? Der Gedanke machte ihn wütend. Kein richtiger Mann tötete mit Gift. In Moat Cailin hatten die Sumpfteufel vergiftete Pfeile auf seine Männer abgeschossen, aber was sollte man von solch entarteten Wesen sonst erwarten? Serry dagegen war ein Ritter von hoher Geburt gewesen. Gift war die Waffe von Feiglingen, Frauen und Dornischen.
    »Wenn nicht Serry, wer dann?«, fragte er die dunkelhäutige Frau. »Könnte diese Maus von einem Maester dahinterstecken? Maester kennen Zaubersprüche und andere Schliche. Vielleicht benutzt der Knabe einen, um mich zu vergiften, damit ich ihm erlaube, mir die Hand abzuschneiden.« Je länger er darüber nachdachte, desto wahrscheinlicher erschien es ihm. »Krähenauge hat ihn mir mitgegeben, und ich weiß, was für ein verkommenes Geschöpf er ist.« Euron hatte Kerwin von Greenshield mitgebracht, wo er in Diensten von Lord Chester die Raben versorgt und die Kinder unterrichtet hatte, oder vielleicht auch andersherum. Und wie die Maus gequiekt hatte, als einer von Eurons Stummen ihn an der Kette um seinen Hals an Bord der Eiserner Sieg gezerrt hatte. »Wenn das seine Rache ist, dann tut er mir unrecht. Es war Euron, der darauf bestand, ihn gefangen zu nehmen, damit er keinen Unfug mit seinen Vögeln anstellen kann.« Sein Bruder hatte ihm auch drei Käfige mit Vögeln mitgegeben, damit Kerwin von der Reise Nachrichten nach Hause schicken konnte, doch Victarion hatte ihm verboten, sie fliegen zu lassen. Soll Krähenauge ruhig im Unklaren bleiben.
    Die dunkelhäutige Frau verband die Hand mit frischem Leinen, wickelte den Stoff sechsmal um die Handfläche, als Longwaters Pyke an die Kabinentür klopfte, um ihm mitzuteilen, dass der Kapitän der Gram mit einem Gefangenen an Bord gekommen war. »Er sagt, er habe uns einen Zauberer mitgebracht, Kapitän. Einen Zauberer, den er aus dem Meer gefischt hat.«
    »Einen Zauberer?« Hatte der Ertrunkene Gott ihm hier auf der anderen Seite der Welt ein Geschenk geschickt? Sein Bruder Aeron hätte es gewusst, aber Aeron hatte auch die Majestät der Wasserhallen des Ertrunkenen Gottes unter dem Meer gesehen, ehe er ins Leben zurückgekehrt war. Victarion lebte in einer gesunden Furcht vor seinem Gott, so wie es allen Menschen gut anstand, dennoch glaubte er vor allem an Stahl. Er bewegte die verwundete Hand, verzog das Gesicht, zog den Handschuh über und erhob sich. »Zeig mir diesen Zauberer.«
    Der Kapitän der Gram erwartete sie auf Deck. Er war ein kleiner Mann, so haarig wie hässlich und von Geburt ein Sparr. Seine Männer nannten ihn »die Wühlmaus«. »Lord Kapitän«, sagte er, als Victarion erschien, »das ist Moqorro. Ein Geschenk des Ertrunkenen Gottes.«
    Der Zauberer war ein Ungeheuer von einem Mann, so groß wie Victarion selbst, und zweimal so breit. Er hatte einen Bauch wie ein Felsbrocken, und sein Gesicht war von einem Wirrwarr knochenweißen Haares umgeben wie von einer Löwenmähne. Seine Haut war schwarz. Nicht nussbraun wie bei den Menschen von den Summer Isles auf ihren Schwanenschiffen, und auch nicht rotbraun wie bei den Pferdeherren der Dothraki und auch nicht so braun wie Erde und Holzkohle, so wie die Haut der dunkelhäutigen Frau, sondern schwarz. Schwärzer als Kohle, schwärzer als Jett, schwärzer als die Schwingen eines Raben. Verbrannt, dachte Victarion, wie ein Mann, der von den Flammen geröstet wird, bis sein Fleisch verkohlt und brutzelt und schließlich qualmend von den Knochen fällt. Das Feuer, das ihn verbrannt hatte, tanzte immer noch über Wangen und Stirn, wo seine Augen aus einer Maske erstarrter Flammen spähten. Eine Sklaventätowierung, erkannte der Kapitän. Das Mal des Bösen.
    »Wir haben ihn im Wasser gefunden, wo er sich an eine abgebrochene Spiere klammerte«, sagte die Wühlmaus. »Er war zehn Tage im Wasser, nachdem sein Schiff gesunken ist.«
    »Wenn er zehn Tage im Wasser gewesen wäre, wäre er tot oder verrückt, weil er Meerwasser getrunken hätte.« Salzwasser war heilig; Aeron Feuchthaar und die anderen

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