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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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entgegnete Narbe.
    »Soldaten?« Tyrion spielte den Verwirrten. »Ich sehe nur Sklaven. Du trägst genauso einen Ring um den Hals wie ich.«
    Der harte Schlag, den Narbe ihm ins Gesicht versetzte, warf ihn zu Boden, und seine Lippe platzte auf. »Yezzans Ring. Nicht deinen.«
    Tyrion wischte sich das Blut mit dem Handrücken von der aufgeplatzten Lippe. Als er sich erheben wollte, gab ein Bein unter ihm nach, und er ging wieder auf die Knie. Zum Aufstehen brauchte er Hellas Hilfe. »Süßes sagt, der Herr braucht Wasser«, flehte er in seinem besten Bettelton.
    »Süßes soll sich selber ficken. Dafür ist er schließlich da. Von der Missgeburt nehmen wir auch keine Befehle entgegen.«
    Nein, dachte Tyrion. Selbst unter Sklaven gab es Herren und Diener, wie er rasch gelernt hatte. Der Hermaphrodit war seit langem der besondere Liebling ihres Herrn und als solcher verhätschelt und verwöhnt worden, und dafür hassten ihn die anderen Sklaven.
    Die Soldaten waren daran gewöhnt, Befehle von ihrem Herrn und ihrem Aufseher zu empfangen. Aber Amme war tot und Yezzan zu krank, um einen Nachfolger zu ernennen. Was die drei Neffen anging, diese tapferen Freien hatten sich, als sie den ersten Hufschlag der Fahlen Mähre gehört hatten, plötzlich daran erinnert, dass sie sich anderswo um dringende Angelegenheiten kümmern mussten.
    »Das W-wasser«, sagte Tyrion kriecherisch. »Kein Flusswasser, hat der Heiler gesagt. Sauberes, frisches Quellwasser.«
    Narbe grunzte. » Ihr holt es. Und zwar ein bisschen plötzlich.«
    »Wir?« Tyrion wechselte einen hoffnungslosen Blick mit Hella. »Wasser ist schwer. Wir sind nicht so stark wie Ihr. Können wir … den Maultierkarren nehmen?«
    »Nehmt eure Beine.«
    »Dann müssen wir ein Dutzend Mal laufen.«
    »Und wenn ihr hundertmal laufen müsst. Mir ist das scheißegal.«
    »Nur wir zwei allein … wir können nicht das ganze Wasser tragen, das der Herr braucht.«
    »Dann nehmt euren Bären mit«, schlug Narbe vor. »Zum Wasserholen taugt er ja vielleicht.«
    Tyrion wich zurück. »Wie Ihr meint, Herr.«
    Narbe grinste. Herr. Oh ja, das gefällt ihm. »Morgo, bring die Schlüssel. Du füllst die Eimer und kommst sofort hierher zurück, Zwerg. Du weißt, was mit Sklaven geschieht, die versuchen zu fliehen.«
    »Hol die Eimer«, sagte Tyrion zu Hella. Er ging mit diesem Morgo los, um Ser Jorah Mormont aus seinem Käfig zu holen.
    Der Ritter hatte sich nur schwer an die Gefangenschaft gewöhnt. Als er den Bären spielen und die Jungfrau hehr davontragen sollte, war er mürrisch und ohne Lust gewesen und nur träge dahingeschlurft, wenn er sich überhaupt dazu herabließ, sich an ihrem Mimenspiel zu beteiligen. Zwar hatte er keinen Fluchtversuch unternommen und war seinen Wärtern gegenüber auch nicht gewalttätig geworden, allerdings verweigerte er manchmal den Gehorsam oder antwortete mit gemurmelten Flüchen. Das hatte Amme nicht gefallen, und er hatte dies zum Ausdruck gebracht, indem er Mormont in einen Käfig sperrte und jeden Abend verprügeln ließ, wenn die Sonne in der Sklavenbucht versank. Die Schläge ertrug der Ritter schweigend; die einzigen Laute, die man hörte, waren die gemurmelten Flüche der Sklaven, die ihn schlugen, und das dumpfe Klatschen ihrer Stöcke auf Ser Jorahs geschundener Haut.
    Der Mann ist nur noch eine leere Hülle, dachte Tyrion, als er das erste Mal sah, wie der große Ritter geschlagen wurde. Ich hätte den Mund halten und ihn Zahrina überlassen sollen. Das wäre für ihn vielleicht ein gnädigeres Schicksal gewesen als das hier.
    Mormont kam gebeugt aus seinem engen Gefängnis und blinzelte. Er hatte zwei blaue Augen, und sein Rücken war mit getrocknetem Blut verkrustet. Sein Gesicht war so geschwollen und aufgedunsen, dass es kaum noch menschlich aussah. Außer einem Lendenschurz, einem schmutzigen gelben Lumpen, war er nackt. »Du hilfst ihnen, Wasser zu holen«, sagte Morgo.
    Ser Jorah antwortete darauf nur mit einem missmutigen Starren. Manche Männer würden lieber frei sterben als in Sklaverei zu leben, denke ich. Tyrion war glücklicherweise nicht aus demselben Holz geschnitzt, aber falls Mormont Morgo umbrachte, würden die anderen Sklaven diesen feinen Unterschied wahrscheinlich übersehen. »Kommt«, sagte er, ehe der Ritter eine kühne Torheit begehen konnte. Er watschelte davon und hoffte, Mormont würde ihm folgen.
    Zur Abwechslung waren die Götter einmal gnädig. Mormont folgte.
    Zwei Eimer für Hella, zwei für Tyrion und vier

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