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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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»doch das war das einzige Mal, dass wir sie gesehen haben.«
    »Ihr müsst doch den Drachen gesehen haben«, sagte der alte Mann.
    Ich wünschte, das hätten wir. Nicht einmal das hatten ihm die Götter gegönnt. Während Daenerys Targaryen in den Himmel aufstieg, hatte Amme ihnen Ketten um die Knöchel gelegt, um sicherzugehen, dass sie auf dem Weg zurück zu ihrem Herrn keinen Fluchtversuch wagen konnten. Wenn der Aufseher einfach gegangen wäre, nachdem er sie im Schlachthaus abgeliefert hatte, oder mit den anderen Sklavenhaltern geflohen wäre, als der Drache aus dem Himmel herabkam, hätten die beiden Zwerge vielleicht davonspazieren können. Oder eher laufen, begleitet vom Bimmeln unserer kleinen Glöckchen.
    » War da wirklich ein Drache?«, fragte Tyrion achselzuckend. »Ich weiß nur eins: Tote Königinnen hat man nicht gefunden.«
    Der alte Mann ließ sich davon nicht überzeugen. »Ach, es wurden hunderte von Leichen gefunden. Sie haben sie in die Grube geschleppt und verbrannt, obwohl die Hälfte davon schon verkohlt war. Vielleicht hat sie einfach nur keiner erkannt, weil sie verbrannt oder blutig oder zermalmt war. Vielleicht haben sie sie auch erkannt, aber beschlossen, es nicht zu verkünden, damit ihr Sklaven ruhig bleibt.«
    » Wir Sklaven?«, fuhr die braune Frau auf. »Du trägst auch einen Ring.«
    » Ghazdors Ring«, prahlte der alte Mann. »Ich kenne ihn schon, seit wir geboren wurden. Ich bin fast wie ein Bruder für ihn. Sklaven wie ihr, Abschaum aus Astapor und Yunkai, ihr jammert immer nach der Freiheit, aber ich würde der Drachenkönigin meinen Ring nicht geben, selbst wenn sie mir dafür den Schwanz lutschen würde. Wenn man den richtigen Herrn hat, ist das viel besser.«
    Das mochte Tyrion nicht bestreiten. Das Hinterhältigste an Ketten war, wie leicht man sich an sie gewöhnen konnte. Das Leben der meisten Sklaven unterschied sich gar nicht so sehr von dem der Diener in Casterly Rock, dachte er. Gewiss, manche Sklavenbesitzer oder ihre Aufseher waren brutal und grausam, aber das Gleiche konnte er von einigen der Lords in Westeros und ihren Haushofmeistern und Vogten sagen. Die meisten Yunkai’i behandelten ihre Sklaven anständig, solange sie ihre Arbeit erledigten und ihnen keine Schwierigkeiten machten … und dieser alte Mann mit seinem verrosteten Ring und der glühenden Verehrung für Fürst Wabbelbacke, seinen Eigentümer, stand mit seiner Ansicht gar nicht so allein da.
    »Ghazdor der Großherzige?«, fragte Tyrion süß. »Unser Herr Yezzan hat oft über seinen Verstand gesprochen.« Eigentlich hatte Yezzan gesagt: Ich habe mehr Verstand in der linken Arschbacke als Ghazdor und seine Brüder zusammen. Er hielt es allerdings für weise, den tatsächlichen Wortlaut nicht wiederzuge-
ben.
    Es war nach Mittag, ehe er mit Hella am Brunnen ankam, wo ein magerer, einbeiniger Sklave das Wasser heraufholte. Er beäugte die beiden misstrauisch. »Sonst kommt immer Amme, um Yezzans Wasser zu holen, mit einem Maultierkarren und vier Männern.« Daraufhin ließ er den Eimer wieder ins Wasser fallen. Man hörte ein leises Platschen . Der Einbeinige wartete, bis sich der Eimer gefüllt hatte, ehe er ihn wieder nach oben zog. Die Haut auf seinen Armen war von der Sonne verbrannt und schälte sich, und obwohl er dürr wirkte, bestand er nur aus Muskeln.
    »Das Maultier ist tot«, sagte Tyrion, »und Amme auch, der arme Kerl. Und jetzt hat Yezzan selbst die Fahle Mähre bestiegen, und sechs seiner Soldaten haben ebenfalls die Scheißerei. Kann ich bitte zwei Eimer voll bekommen?«
    »Wie du willst.« Damit war das Gespräch beendet. Sind das die Hufschläge, die du da zu hören glaubst? Die Lüge über die Soldaten brachte den alten Einbeinigen dazu, sich sehr viel schneller zu bewegen.
    Auf dem Rückweg schleppte jeder der beiden Zwerge zwei randvolle Eimer mit süßem Wasser, und Ser Jorah trug zwei in jeder Hand. Es wurde heißer, und die Luft war drückend und so feucht wie nasse Wolle. Mit jedem Schritt schienen die Eimer schwerer zu werden. Ein langer Marsch auf kurzen Beinen. Wasser spritzte aus seinen Eimern an die Beine, während die Glöckchen klingelten und ihnen ein Marschlied sangen. Hätte ich gewusst, dass es dazu kommen würde, Vater, hätte ich dich vielleicht am Leben gelassen. Eine halbe Meile weiter im Osten stieg eine dunkle Rauchwolke auf, wo man ein Zelt in Brand gesetzt hatte. Sie verbrennen die Toten der letzten Nacht. » Hier entlang«, sagte Tyrion und deutete mit

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