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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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dem Kopf nach rechts.
    Hella sah ihn verwirrt an. »Von dort sind wir nicht gekommen.«
    »Wir wollen doch den Rauch nicht einatmen. Der ist voller ungesunder Dämpfe.« Das war nicht gelogen. Jedenfalls nicht ganz.
    Hella schnaufte schon bald und kämpfte mit den schweren Eimern. »Ich brauche eine Pause.«
    »Wie du möchtest.« Tyrion stellte die Eimer auf dem Boden ab und war dankbar für den Halt. Er hatte wieder schreckliche Krämpfe in den Beinen, und so suchte er sich einen passenden Stein, setzte sich und rieb sich die Schenkel.
    »Das könnte ich für Euch tun«, bot sich Hella an.
    »Ich weiß, wo die Knoten sind.« Auch wenn er das Mädchen lieb gewonnen hatte, war es ihm doch immer noch unangenehm, wenn sie ihn berührte. Er wandte sich an Ser Jorah. »Wenn Ihr noch ein paar Mal verprügelt werdet, seid Ihr hässlicher als ich, Mormont. Sagt mir, steckt in Euch noch etwas von dem alten Krieger?«
    Der große Ritter hob den Blick und sah ihn aus den geschwollenen Augen an wie einen Käfer. »Genug, um Euch das Genick zu brechen, Gnom.«
    »Gut.« Tyrion nahm seine Eimer hoch. »Dann gehen wir hier entlang.«
    Hella rümpfte die Nase. »Nein. Wir müssen nach links.« Sie zeigte die Richtung. »Die Quarre ist da drüben.«
    »Und das da ist die Böse Schwester.« Tyrion deutete in die andere Richtung. »Vertrau mir«, sagte er, »auf meinem Weg geht es schneller.« Er ging los, seine Glöckchen klingelten. Hella würde ihm folgen, das wusste er.
    Manchmal beneidete er das Mädchen um ihre hübschen kleinen Träume. Sie erinnerte ihn an Sansa Stark, die Kindbraut, die er geheiratet und verloren hatte. Trotz der Schrecken, die sie erlebt hatte, blieb Hella irgendwie vertrauensselig. Sie sollte es besser wissen. Sie ist älter als Sansa. Und sie ist ein Zwerg. Sie benimmt sich, als hätte sie diese Tatsache vergessen, als wäre sie von hoher Geburt und hübsch anzuschauen, und nicht eine Sklavin in einer Groteskensammlung. Nachts hörte Tyrion sie oft beten. Was für eine Verschwendung von Worten. Würden die Götter zuhören, wären sie sadistische Götter, die uns zu ihrem Vergnügen foltern. Wer sonst würde eine solche Welt erschaffen, voller Ketten, Blut und Schmerz? Wer sonst würde uns so erschaffen, wie wir sind? Manchmal hätte er sie am liebsten geschlagen, geschüttelt und angeschrien, damit sie aus ihren Träumen erwachte. Niemand wird uns retten, wollte er ihr ins Gesicht brüllen. Das Schlimmste steht uns noch bevor. Und dennoch brachte er es irgendwie nie übers Herz. Anstatt ihr eine ordentliche Ohrfeige ins hässliche Gesicht zu verpassen, um ihr die Scheuklappen von den Augen zu reißen, legte er ihr die Hand auf die Schulter oder nahm sie in den Arm. Jede Berührung ist eine Lüge. Ich habe ihr schon so viel falsche Münzen geschenkt, dass sie sich für reich hält.
    Er hatte ihr sogar verschwiegen, was sie in Wahrheit in Daznaks Arena erwartet hatte.
    Löwen. Sie wollten Löwen auf uns hetzen. Das wäre doch von erlesener Ironie gewesen. Vielleicht hätte er noch einen Moment Zeit gehabt, um kurz und bitter zu lachen, ehe sie ihn zerrissen hätten.
    Niemand hatte ihm von diesem geplanten Ende erzählt, nicht deutlich jedenfalls, aber es war nicht schwer gewesen dahinterzukommen, da unten zwischen den Ziegeln von Daznaks Arena in der verborgenen Welt unter den Tribünen, im dunk-
len Reich der Arenakämpfer und Diener, die sie versorgten, schnell und gleichgültig – die Köche, die Speisen zubereiteten, die Schmiede, die sie bewaffneten, die Barbiere, die sie bluten ließen und rasierten und ihre Wunden verbanden, die Huren, die ihnen vor und nach den Kämpfen zu Diensten waren, die Leichenträger, die die Verlierer mit Ketten und Eisenhaken aus dem Sand schleiften.
    Ammes Gesichtsausdruck hatte Tyrion den ersten Hinweis gegeben. Nach ihrer Vorstellung waren er und Hella in die fackelerleuchteten Gewölbe zurückgekehrt, wo die Kämpfer sich vor und nach ihren Einsätzen versammelten. Manche schärften ihre Waffen, andere brachten fremden Göttern Opfer dar oder betäubten ihre Nerven mit Mohnblumensaft, ehe sie hinausgingen, um zu sterben. Diejenigen, die gekämpft und gewonnen hatten, saßen in einer Ecke und würfelten und lachten, wie nur Männer lachen können, die gerade dem Tod ins Auge gesehen und überlebt hatten.
    Amme beglich gerade die Schulden einer verlorenen Wette und gab einem Arenakämpfer Silber, als er Hella mit Knirsch entdeckte. Die Verwirrung in seinen Augen war im

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