10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)
Ihr, die Yunkai’i hätten es je gewagt, Daenerys den Kopf ihrer Geisel vor die Füße zu werfen?«
Nein, dachte Selmy. »Hizdahr wirkte verzweifelt.«
»Ein Mimenspiel. Seine eigenen Verwandten sind ohne einen Kratzer zurückgekehrt. Ihr habt es gesehen. Die Yunkai’i haben einen Mummenschanz aufgeführt, und der Edle Hizdahr war ihr Obermime. Es ging nie um Yurkhaz zo Yunzak. Die anderen Sklavenhändler hätten den alten Narren mit Freuden selbst totgetrampelt. Nein, es ging darum, Hizdahr einen Vorwand zu liefern, die Drachen umzubringen.«
Ser Barristan dachte einen Moment darüber nach. »Würde er das wagen?«
»Er hat es gewagt, seine Königin zu töten. Warum nicht auch ihre Schoßtierchen? Wenn wir nicht handeln, wird Hizdahr noch eine Weile zögern, um seinen Widerwillen glaubhaft darzustellen und den Weisen Herren die Gelegenheit zu geben, sich der Sturmkrähe und des Blutreiters zu entledigen. Dann wird er handeln. Die Drachen sollen tot sein, ehe die Flotte der Volantener eintrifft.«
Ja, das war der Plan. Es passte alles zusammen. Deshalb gefiel es Barristan Selmy aber dennoch nicht besser. »Dazu wird es nicht kommen.« Seine Königin war die Mutter der Drachen; er würde es nicht zulassen, dass jemand ihren Kindern ein Leid antat. »Zur Stunde des Wolfes. Im schwärzesten Teil der Nacht, wenn alle Welt schläft.« Diese Worte hatte er zum ersten Mal von Tywin Lannister vor den Mauern von Duskendale gehört. Er hat mir einen Tag gegeben, um Aerys herauszuholen. Wenn ich nicht in der Dämmerung des folgenden Tages mit dem König zurückkehrte, würde er die Stadt mit Feuer und Stahl überziehen, hat er zu mir gesagt. Es war die Stunde des Wolfes, als ich hineinging, und die Stunde des Wolfes, als wir herauskamen. » Grauer Wurm und die Unbefleckten werden die Tore beim ersten Licht des Tages schließen und verrammeln.«
»Es ist besser, beim ersten Licht anzugreifen«, sagte Skahaz. »Durch die Tore nach draußen stürmen, die Belagerungsreihen überrennen und die Yunkai’i zermalmen, während sie aus ihren Betten taumeln.«
»Nein.« Darüber hatten die beiden schon öfter gestritten. »Es herrscht Friede, unterzeichnet und besiegelt von Ihrer Gnaden der Königin. Wir werden ihn nicht als Erste brechen. Nachdem wir Hizdahr ergriffen haben, bilden wir einen Rat, der an seiner Stelle regiert, und wir werden von den Yunkai’i verlangen, dass sie uns unsere Geiseln aushändigen und ihre Heere zurückziehen. Sollten sie sich weigern, dann, und nur dann, werden wir ihnen mitteilen, dass sie damit den Frieden gebrochen haben, und ihnen eine Schlacht liefern. Euer Vorgehen wäre nicht ehrenwert.«
»Euer Vorgehen ist dumm«, erwiderte der Schurschädel. »Die Stunde ist reif. Unsere Befreiten sind bereit. Sie gieren nach der Schlacht.«
Das stimmte allerdings. Symon Striemenrücken von den Freien Brüdern und Mollono Yos Dob von den Tapferen Schilden waren beide auf den Kampf erpicht, sie wollten sich beweisen und all das Unrecht, das sie erlitten hatten, in einer Flut aus yunkischem Blut fortspülen. Nur Marselen von den Männern der Mutter teilte Ser Barristans Zweifel. »Wir haben das besprochen. Ihr wart einverstanden, dass wir es auf meine Weise machen.«
»Ich war einverstanden«, knurrte der Schurschädel, »doch das war vor Groleo. Der Kopf. Die Sklavenhändler haben keine Ehre.«
»Wir schon«, erwiderte Ser Barristan.
Der Schurschädel murmelte etwas auf Ghiscari und sagte dann: »Wie Ihr wünscht. Obwohl wir Eure Altmännerehre bereuen werden, ehe dieses Spiel vorüber ist, glaube ich. Was ist mit Hizdahrs Wachen?«
»Seine Gnaden behält zwei Männer bei sich, wenn er schläft. Einen an der Tür zu seinem Schlafzimmer, einen zweiten drinnen in einer kleinen Nische. Heute Nacht werden es Khrazz und Stahlhaut sein.«
»Khrazz«, knurrte der Schurschädel. »Das gefällt mir nicht.«
»Es muss nicht zu Blutvergießen kommen«, sagte Ser Barristan. »Ich habe vor, mit Hizdahr zu sprechen. Wenn er begreift, dass wir ihn nicht töten wollen, erteilt er seinen Wachen vielleicht den Befehl, sich zu ergeben.«
»Und wenn nicht? Hizdahr darf uns nicht entkommen.«
»Er wird uns nicht entkommen.« Selmy fürchtete sich nicht vor Khrazz, und schon gar nicht vor Stahlhaut. Sie waren nur Arenakämpfer. Hizdahrs angsteinflößende Sammlung aus ehemaligen Kampfsklaven bestand im besten Fall aus mittelmäßigen Wachen. Sie verfügten wohl über Schnelligkeit und Kraft und Eifer sowie gewisse
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