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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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töten und den Feinden der Königin die Tore öffnen. Wir haben keine Wahl. Doch wie er die Sache auch drehte und wendete, der alte Ritter konnte in ihrem Plan keine Ehre erkennen.
    Der Rest des Tages verging mit schneckengleicher Geschwindigkeit.
    Irgendwo, so wusste er, besprach sich König Hizdahr mit Reznak mo Reznak, mit Marghaz zo Loraq, Galazza Galare und seinen anderen Ratgebern unter den Meereenern und entschied darüber, wie er am besten auf die Forderung der Yunkai’i reagieren sollte … Doch Barristan Selmy gehörte solchen Beratungen nicht mehr an. Auch hatte er keinen König mehr, den er bewachen konnte. Stattdessen drehte er Runden durch die Pyramide, von oben nach unten, und vergewisserte sich, dass alle Wachen auf ihrem Posten waren. Das dauerte fast den ganzen Morgen lang. Den Nachmittag verbrachte er mit seinen Waisen, griff sogar selbst zu Schwert und Schild, um den älteren Jungen einen ernstzunehmenderen Gegner zu bieten.
    Manche von ihnen waren in der Ausbildung zum Arenakämpfer gewesen, als Daenerys Targaryen Meereen eingenommen und sie von ihren Ketten befreit hatte, und mit Schwert und Speer und Streitaxt schon vertraut gewesen, ehe sie zu Ser Barristan gekommen waren. Einige von ihnen waren sogar schon fast so weit. Zum Beispiel der Junge von den Basiliskeninseln. Tumco Lho. Schwarz wie Maestertinte war er, aber schnell und stark, der beste zum Schwertkämpfer geborene Mann, den Selmy seit Jaime Lannister gesehen hatte. Und Larraq ebenso. Die Peitsche. Ser Barristan gefiel sein Kampfstil nicht, aber an seinen Fertigkeiten gab es keinen Zweifel. Larraq hatte noch Jahre des Übens vor sich, ehe er die Waffen eines Ritters meistern würde, Schwert und Lanze und Streitkolben, aber mit Peitsche und Dreizack war er bereits tödlich. Der alte Ritter hatte ihn gewarnt, dass die Peitsche nutzlos gegen einen Feind in Rüstung war … bis er sah, wie Larraq sie gebrauchte: er schlang sie dem Gegner um die Beine und riss ihn um. Er ist zwar noch kein Ritter, aber ein grimmiger Kämpfer.
    Larraq und Tumco waren seine Besten. Danach kam der Lhazarener, den die anderen Jungen das Rote Lamm nannten, doch bislang kämpfte er noch wild und fast ohne jede Technik. Vielleicht gehörten auch die Brüder zu den Guten, drei Ghiscari von niedriger Geburt, die einst in die Sklaverei verkauft worden waren, um die Schulden ihres Vaters zu begleichen.
    Das wären also sechs. Sechs von siebenundzwanzig. Selmy hatte auf mehr gehofft, aber sechs waren ein guter Anfang. Die anderen Jungen waren überwiegend jünger und eher mit Webstuhl und Pflug und Nachttöpfen vertraut als mit Schwert und Schild, aber sie arbeiteten hart und lernten schnell. Ein paar Jahre als Knappen, und er hätte sechs weitere Ritter für seine Königin. Manche würden es niemals schaffen, aber, na ja, nicht jedem war es vorbestimmt, ein Ritter zu werden. Das Reich braucht auch Kerzenzieher und Gastwirte und Waffenschmiede. Dies traf in Meereen genauso zu wie in Westeros.
    Während er bei ihren Übungen zuschaute, dachte Ser Barristan darüber nach, Tumco und Larraq gleich an Ort und Stelle in den Ritterstand zu erheben, und vielleicht auch das Rote Lamm. Man brauchte einen Ritter, um jemanden zum Ritter zu schlagen, und falls heute Nacht etwas schieflief, würde er vielleicht am nächsten Morgen tot sein oder in einem Kerker sitzen. Wer würde seine Knappen dann zum Ritter schlagen? Auf der anderen Seite hing der Ruf eines jungen Ritters immerhin zum Teil davon ab, wie ehrenhaft der Mann gewesen war, der ihn zum Ritter gemacht hatte. Es würde seinen Jungen nichts einbringen, wenn sie ihre Sporen von einem Verräter bekämen, und möglicherweise würden sie in der Zelle neben ihm landen. Sie haben etwas Besseres verdient, entschied Ser Barristan. Lieber ein langes Leben als Knappe als ein kurzes als befleckter Ritter.
    Als der Nachmittag zum Abend wurde, bat er seine Schüler, die Schwerter und Schilde niederzulegen und sich um ihn zu versammeln. Er sprach zu ihnen darüber, was es bedeutete, ein Ritter zu sein. »Es ist die Ritterlichkeit, die einen wahren Ritter ausmacht, nicht das Schwert«, sagte er. »Ohne Ehre ist ein Ritter nur ein gewöhnlicher Schlächter. Es ist besser, als ehrenhafter Mann zu sterben, als ohne Ehre zu leben.« Die Jungen sahen ihn befremdet an, dachte er, doch eines Tages würden sie verstehen.
    Später, wieder zurück auf der Spitze der Pyramide, fand Ser Barristan Missandei inmitten von Schriftrollen und Büchern

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