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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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junger Arenakämpfer, der noch nicht zu den Großen gezählt wurde. Seine Wangen und seine Stirn waren mit einem wilden Muster in Grün und Schwarz tätowiert, uralten magischen Zeichen der Valyrer, die Haut und Fleisch angeblich so hart wie Stahl machten. Ähnliche Zeichen fanden sich auf Brust und Armen, doch ob sie tatsächlich ein Schwert oder eine Axt abwehren konnten, musste sich erst noch erweisen.
    Aber auch ohne solchen Schutz bot Stahlhaut einen stattlichen Anblick, ein schlanker, drahtiger junger Mann, der Ser Barristan fast um einen halben Kopf überragte. »Wer geht da?«, rief er und schwang die Langaxt zur Seite, um ihnen den Weg zu versperren. Als er Ser Barristan und die Messingheuschrecken hinter ihm erkannte, senkte er die Axt wieder. »Der alte Ser.«
    »Wenn es dem König genehm wäre, würde ich gern mit ihm sprechen.«
    »Es ist spät.«
    »Es ist spät, doch die Angelegenheit ist dringend.«
    »Ich kann fragen.« Stahlhaut rammte den Schaft seiner Langaxt gegen die Tür der Gemächer des Königs. Eine winzige Luke ging auf. Ein Kinderauge wurde sichtbar. Eine Kinderstimme rief durch die Tür. Stahlhaut antwortete. Ser Barristan hörte, wie ein schwerer Riegel entfernt wurde. Die Tür schwang auf.
    »Nur Ihr«, sagte Stahlhaut. »Die Tiere warten hier.«
    »Wie Ihr wünscht.« Ser Barristan nickte den Heuschrecken zu. Eine erwiderte das Nicken. Allein schlüpfte Selmy durch die Tür.
    Die Gemächer, die sich der König ausgesucht hatte, waren dunkel und ohne Fenster, von allen Seiten von Ziegelwänden von zweieinhalb Meter Durchmesser umgeben, doch im Inneren geräumig und voller Luxus. Große Balken aus schwarzer Eiche stützten die hohe Decke. Der Boden war mit Seidenteppichen aus Quarth bedeckt. Die Mauern wurden von unbezahlbar kostbaren Wandbehängen verziert, die uralt und verblichen waren und den Ruhm des Alten Imperiums von Ghis darstellten. Der größte zeigte die letzten Überlebenden eines besiegten valyrischen Heeres, die unter dem Joch hindurchgingen und in Ketten gelegt wurden. Der Bogengang, der zum königlichen Schlafzimmer führte, wurde von zwei Liebenden aus Sandelholz bewacht, geschnitzt und geschliffen und geölt. Ser Barristan fand sie geschmacklos, obwohl sie ohne Zweifel erregend wirken sollten. Je früher wir diesen Ort hinter uns haben, desto besser.
    Ein eisernes Kohlenbecken spendete das einzige Licht. Daneben standen zwei der Mundschenke der Königin, Draqaz und Qezza. »Miklaz ist gegangen, um den König zu wecken«, sagte Qezza. »Dürfen wir Euch Wein bringen, Ser?«
    »Nein. Vielen Dank.«
    »Setzt Euch doch«, sagte Draqaz und deutete auf eine Bank.
    »Ich bevorzuge es zu stehen.« Er hörte durch den Bogengang Stimmen aus dem Schlafzimmer. Eine davon gehörte dem König.
    Es dauerte einige Zeit, ehe König Hizdahr zo Loraq, der Vierzehnte dieses Edlen Namens, gähnend herauskam und sich den Gürtel seiner Robe zuknotete. Die Robe war aus grünem Satin und reich mit Perlen und Silberfäden bestickt. Darunter war der König überwiegend nackt. Das war gut. Nackte Männer fühlten sich verletzlich und neigten nicht so leicht zu selbstmörderischem Heldentum.
    Die Frau, die Ser Barristan erspähte, wie sie hinter einer Gazegardine am Ende des Bogengangs hervorschielte, war ebenfalls nackt, ihre Brüste und Hüften waren nur unvollständig von der wallenden Seide bedeckt.
    »Ser Barristan.« Wieder gähnte Hizdahr. »Wie spät ist es? Gibt es Neuigkeiten von meiner süßen Königin?«
    »Nein, Euer Gnaden.«
    Hizdahr seufzte. »Euer Herrlichkeit , bitte. Obwohl zu dieser Stunde vermutlich ›Euer Schläfrigkeit‹ besser passen würde.« Der König ging zu einem niedrigen Schrank und wollte sich einen Becher Wein einschenken, doch in der Karaffe befand sich nur noch ein Rest. Verärgerung huschte über seine Miene. »Miklaz, Wein. Sofort.«
    »Ja, Euer Erhabenheit.«
    »Nimm Draqaz mit. Eine Karaffe Arborgold und eine mit dem süßen Roten. Und nichts von unserer gelben Pisse. Wenn ich meine Karaffe noch einmal leer vorfinde, muss ich mich deinen hübschen rosa Wangen wohl einmal mit der Gerte widmen.« Der Junge rannte davon, und der König wandte sich wieder an Selmy. »Ich habe geträumt, Ihr hättet Daenerys gefunden.«
    »Träume können lügen, Euer Gnaden.«
    »›Oh Strahlender‹ wäre angemessen. Was führt Euch zu so später Stunde in meine Gemächer, Ser? Gibt es Ärger in der Stadt?«
    »Die Stadt ist ruhig.«
    »Ach ja?« Hizdahr wirkte verwirrt.

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