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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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hättest …«
    Ich habe gewartet. Auf meine Krone, auf meinen Thron, auf dich. All die Jahre habe ich gewartet, und bekommen habe ich nur einen Topf mit geschmolzenem Gold. Warum haben sie dir die Dracheneier geschenkt? Sie hätten mir gehören sollen. Wenn ich einen Drachen gehabt hätte, hätte ich die Welt die Bedeutung unserer Worte gelehrt. Viserys begann zu lachen, bis sein Kinn rauchend aus dem Gesicht brach und Blut und geschmolzenes Gold aus seinem Mund rannen.
    Als sie erwachte und nach Luft schnappte, waren ihre Schenkel nass von Blut.
    Einen Augenblick lang begriff sie nicht, wo sie war. Die Welt wurde gerade erst hell, und das hohe Gras raschelte leise im Wind. Nein, bitte, lasst mich noch ein wenig schlafen. Ich bin so müde. Sie versuchte, sich wieder mit dem Gras zuzudecken, das sie ausgerissen hatte, als sie schlafen gegangen war. Ein paar der Stängel fühlten sich nass an. Hatte es wieder geregnet? Sie setzte sich auf und befürchtete, sich im Schlaf selbst befleckt zu haben. Als sie die Finger vor das Gesicht hielt, roch sie Blut. Sterbe ich? Dann sah sie die bleiche Mondsichel, die hoch oben über dem Gras schwebte, und ihr wurde klar, dass es sich um nicht mehr als ihr Mondblut handeln musste.
    Wenn sie nicht so krank und ängstlich gewesen wäre, wäre ihr ein Stein vom Herzen gefallen. Stattdessen begann sie heftig zu zittern. Sie rieb sich die Finger an der Erde ab und nahm eine Handvoll Gras, um sich zwischen den Beinen zu säubern. Der Drache weint nicht. Sie blutete, aber es war nur das Blut einer Frau. Der Mond ist noch eine Sichel. Wie kann das sein? Sie versuchte sich zu erinnern, wann sie das letzte Mal geblutet hatte. Beim letzten Vollmond? Bei dem davor? Oder dem davor? Nein, so lange kann es nicht her sein. » Ich bin das Blut des Drachen«, sagte sie laut zu dem Gras.
    Warst du, flüsterte das Gras zurück, bis du deine Drachen im Dunkeln angekettet hast.
    » Drogon hat ein kleines Mädchen getötet. Ihr Name war … ihr Name war …« Dany konnte sich an den Namen des Kindes nicht erinnern. Das machte sie so traurig, dass sie geweint hätte, wenn nicht all ihre Tränen verbrannt worden wären. »Ich werde niemals ein kleines Mädchen haben. Ich war die Mutter der Drachen.«
    Ja, sagte das Gras, aber du hast dich gegen deine Kinder gewandt.
    Ihr Bauch war leer, ihre Füße waren wund und voller Blasen, und es schien ihr, als seien die Krämpfe heftiger geworden. Ihr Bauch hatte sich mit windenden Schlangen gefüllt, die ihr in die Gedärme bissen. Mit zitternden Händen schöpfte sie Schlamm und Wasser. Bis Mittag würde das Wasser lauwarm sein, aber in der kalten Dämmerung war es fast kühl und half ihr, ihre Augen aufzuhalten. Als sie sich das Gesicht wusch, entdeckte sie neues Blut auf ihren Schenkeln. Der ausgefranste Saum ihres Untergewands war damit befleckt. Der Anblick von so viel Rot erschreckte sie. Mondblut, es ist nur mein Mondblut, aber sie konnte sich nicht erinnern, je eine so starke Blutung gehabt zu haben. Könnte es das Wasser sein? Wenn es vom Wasser herrührte, war sie verloren. Sie musste trinken oder verdursten.
    »Geh los«, befahl sich Dany selbst. »Folge dem Bach, und er wird dich zum Skahazadhan bringen. Dort wird dich Daario finden.« Doch es kostete sie schon alle Kraft, wieder auf die Beine zu kommen, und alles, was sie danach tun konnte, war einfach nur fiebrig und blutend dazustehen. Sie hob die Augen zum leeren blauen Himmel und blinzelte in die Sonne. Der halbe Morgen ist schon fast um, erkannte sie bestürzt. Sie zwang sich, einen Schritt zu machen, und dann den nächsten, und dann ging sie wieder und folgte dem kleinen Bach.
    Der Tag wurde wärmer, und die Sonne prallte auf ihren Kopf und die verbrannten Überreste ihres Haares. Wasser spritzte an die Sohlen ihrer Füße. Sie ging im Bach. Wie lange tat sie das schon? Der weiche braune Schlamm fühlte sich angenehm zwischen ihren Zehen an und tat den Blasen gut. Im Bach oder daneben, ich muss weitergehen. Wasser fließt bergab. Der Bach bringt mich zum Fluss, und der Fluss bringt mich nach Hause.
    Aber eigentlich stimmte das nicht, nicht wirklich.
    Meereen war nicht ihr Zuhause und würde es niemals werden. Es war eine Stadt voller Fremder mit seltsamen Göttern und noch seltsamerem Haar, voller Sklavenhändler, die in fransige Tokars gekleidet waren, wo man Anmut durch Hurerei erwarb, wo das Gemetzel zur Kunst erhoben war und wo man Hundefleisch als Delikatesse betrachtete. Meereen würde

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