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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Ein Reiter tauchte auf. Sein Zopf war schwarz und glänzte, seine Haut war so dunkel wie blankes Kupfer, und seine Augen hatten die Form von bitteren Mandeln. Glöckchen sangen in seinem Haar. Er trug einen Gürtel aus Medaillons und eine bemalte Weste, ein Arakh auf der einen Seite und eine Peitsche auf der anderen. Am Sattel hingen ein Jagdbogen und ein Köcher mit Pfeilen.
    Ein Reiter, und allein. Ein Kundschafter. Er war einer von denen, die vor dem Khalasar reiten, um das Wild und das gute grüne Gras aufzuspüren, und um herauszufinden, wo sich Feinde versteckten. Wenn er sie dort fand, würde er sie töten, vergewaltigen oder versklaven. Im besten Fall würde er sie zu den alten Weibern des Dosh Khaleen zurückschicken, wohin eine brave Khaleesi gehörte, nachdem ihr Khal gestorben war.
    Doch er sah sie nicht. Das Gras verbarg sie, und er blickte in die andere Richtung. Dany folgte seinem Blick, und dort flog der Schatten mit weit ausgebreiteten Schwingen. Der Drache war eine Meile entfernt, und dennoch erstarrte der Kundschafter, während sein Hengst vor Angst wieherte. Dann war es, als würde er aus einem Traum erwachen, und er riss sein Reittier herum und galoppierte durch das hohe Gras davon.
    Dany schaute ihm hinterher. Als der Hufschlag seines Pferdes verklungen war, begann sie zu rufen. Sie rief, bis sie heiser war … und Drogon kam und stieß Rauchfahnen aus. Das Gras neigte sich vor ihm. Dany sprang auf seinen Rücken. Sie stank nach Blut und Schweiß und Angst, aber das alles spielte keine Rolle. »Um vorwärts zu gelangen, muss ich rückwärtsgehen«, sagte sie. Sie schloss die nackten Beine um den Hals des Drachen. Sie gab ihm die Hacken zu spüren, und Drogon warf sich in die Luft. Die Peitsche hatte sie verloren, also benutzte sie Hände und Füße und lenkte ihn nach Nordosten, in die Richtung, in die der Kundschafter geritten war. Drogon gehorchte beinahe willig; vielleicht witterte er die Angst des Reiters.
    In einem Dutzend Herzschläge waren sie an dem Dothraki vorbei, der weit unter ihr dahingaloppierte. Rechts und links sah Dany Stellen, wo das Gras verbrannt war. Drogon ist hier schon einmal gewesen, wurde ihr bewusst. Die Spuren seiner Jagd sprenkelten das grüne Grasmeer wie eine graue Inselkette.
    Unter ihnen erschien eine riesige Pferdeherde. Dazwischen befanden sich auch Reiter, zwanzig oder mehr, aber sie machten kehrt und flohen beim Anblick des Drachen. Die Pferde gingen durch und rannten, als der Schatten auf sie fiel, sie preschten durch das Gras, bis ihre Flanken schäumten, sie rissen den Boden mit den Hufen auf … doch so schnell sie auch liefen, sie konnten nicht fliegen. Bald blieb ein Pferd hinter den anderen zurück. Der Drache stürzte sich darauf, brüllte, und plötzlich stand das arme Tier in Flammen. Irgendwie rannte es weiter und wieherte laut bei jedem Schritt, bis Drogon auf ihm landete und ihm das Genick brach. Dany umklammerte mit aller Kraft den Hals des Drachen, damit sie nicht abrutschte.
    Der Kadaver war zu schwer, um ihn zur Höhle zurückzutragen, also verschlang Drogon seine Beute gleich hier, zerriss das verkohlte Fleisch, während um sie herum das Gras brannte. Die Luft hing voller Rauchwolken und Gestank von versengtem Pferdehaar. Dany glitt ausgehungert von Drogons Rücken, riss mit nackten, verbrannten Händen rauchendes Fleisch von dem toten Pferd ab und aß mit ihm. In Meereen war ich eine Königin in Seide, die an gefüllten Datteln und Honiglamm knabberte, erinnerte sie sich. Was würde mein edler Gemahl von mir denken, wenn er mich jetzt sehen könnte? Ohne Zweifel wäre Hizdahr entsetzt. Daario hingegen …
    Daario würde lachen, sich ein Stück Pferdefleisch mit seinem Arakh abschneiden, sich zu ihr setzen und mit ihr essen.
    Als der Himmel im Westen die Farbe eines Blutergusses annahm, hörte sie den Hufschlag von Pferden. Dany erhob sich, wischte sich die Hände an ihrem zerfetzten Unterkleid ab und stellte sich neben ihren Drachen.
    Und so fand Khal Jhaqo sie, als sich ein halbes Hundert berittene Krieger aus den sie umgebenden Rauchfahnen schälten.

EPILOG
    »Ich bin kein Verräter«, verkündete der Ritter vom Griffin’s Roost. »Ich bin König Tommens Mann und der Eure.«
    Ein stetes Tröpfeln unterstrich seine Worte, denn von seinem Mantel rann geschmolzener Schnee und bildete auf dem Boden eine Lache. Fast die ganze Nacht hatte es in King’s Landing geschneit, und draußen lagen die Schneewehen knöchelhoch. Ser Kevan Lannister

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