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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Kapitän keine andere Wahl hatte, als Braavos anzulaufen, die Elefant allerdings könnte es bis nach Lys zurück geschafft haben. Die Lyseni bei Pynto glauben, dass die Elefant noch einmal mit mehr Schiffen nach Hartheim fährt. Der Preis für Sklaven steigt, haben sie gesagt, und es gibt noch tausende Frauen und Kinder in Hartheim.
    »Das ist gut zu wissen. Das sind zwei Sachen. Gibt es noch eine dritte?«
    »Ja. Ich weiß, dass Ihr derjenige seid, der mich immer schlägt.« Ihr Stock fuhr hoch und krachte auf seine Finger, wobei sein eigener Stock zu Boden fiel.
    Der Priester zuckte zusammen und zog die Hand zurück. »Und woher sollte ein blindes Mädchen das wissen?«
    Ich habe Euch gesehen. » Das waren drei Sachen. Ich brauche Euch nicht vier neue Dinge zu erzählen.« Vielleicht würde sie ihm morgen von dem Kater erzählen, der ihr gestern Nacht von Pynto nach Hause gefolgt war, dem Kater, der sich zwischen den Deckenbalken versteckt und auf sie heruntergeschaut hatte. Oder vielleicht auch nicht. Wenn er Geheimnisse hatte, konnte sie auch welche haben.
    An diesem Abend tischte Umma ihnen Krebse mit Salzkruste auf. Als man ihr den Becher hinstellte, rümpfte das blinde Mädchen die Nase und trank ihn mit drei langen Schlucken aus. Dann schnappte sie nach Luft und ließ den Becher fallen. Ihre Zunge brannte, und als sie einen Becher Wein hinterherschüttete, brannten auch ihre Kehle und ihre Nase.
    »Wein hilft nicht dagegen, und Wasser facht das Feuer nur noch an«, sagte die Heimatlose. »Iss dies hier.« Man drückte ihr ein Stück Brot in die Hand. Das Mädchen stopfte es sich in den Mund, kaute und schluckte. Das half. Ein zweites Stück half noch mehr.
    Und am nächsten Morgen, als die Nachtwölfin sie verlassen hatte und sie die Augen aufschlug, sah sie eine Talgkerze, die brannte, wo am Abend zuvor noch keine Kerze gewesen war. Die Flamme wiegte sich unsicher hin und her wie eine Hure im Hafen der Glückseligkeit. Nie zuvor hatte sie etwas so Wunderschönes gesehen.

Ein Geist in Winterfell
    Der Tote wurde am Fuß der inneren Mauer gefunden. Er hatte sich den Hals gebrochen, und nur sein linkes Bein ragte noch aus dem Schnee, der ihn im Laufe der Nacht zugedeckt hatte.
    Wenn Ramsays Hündinnen ihn nicht ausgegraben hätten, wäre er vielleicht bis zum Frühling nicht wieder zum Vorschein gekommen. Als Ben Knochen ihn herauszog, hatte die Graue Jeyne schon so viel von seinem Gesicht gefressen, dass es bis Mittag dauerte, ehe man sicher wusste, wer der Mann gewesen war: Ein Soldat von vierundvierzig Jahren, der mit Roger Ryswell nach Norden marschiert war. »Ein Säufer«, erklärte Ryswell. »Hat von der Mauer gepisst, darauf würde ich wetten. Er ist ausgerutscht und abgestürzt.« Niemand widersprach. Aber Theon Greyjoy fragte sich unwillkürlich, warum jemand mitten in der Nacht nur zum Pissen die glatten schneebedeckten Stufen zum Wehrgang hinaufsteigen sollte.
    Als die Besatzung hartes, in ausgelassenem Speck geröstetes Brot frühstückte (die Lords und Ritter bekamen den Schinken), drehten sich die Gespräche an den Tischen vor allem um die Leiche.
    »Stannis hat Freunde in der Burg«, hörte Theon einen Feldwebel murmeln. Es war ein alter Tallheart-Mann, auf dessen zerlumptem Wappenrock drei Bäume prangten. Die Wache hatte gerade gewechselt. Aus der Kälte kamen Männer herein, stampften sich den Schnee von den Füßen und klopften ihn sich von den Hosen, während das Mittagessen aufgetragen wurde – Blutwurst, Lauch und braunes Brot frisch aus dem Ofen.
    »Stannis?«, lachte einer von Roose Ryswells Reitern. »Stannis hat inzwischen der Schnee erledigt. Oder er ist mit eingefrorenem Schwanz zurück zur Mauer gerannt.«
    »Er könnte sein Lager anderthalb Meter vor unseren Mauern aufgeschlagen haben, und zwar mit hunderttausend Mann«, sagte ein Bogenschütze in den Farben der Cerwins. »Bei dem Sturm würden wir nicht einen von ihnen zu sehen bekommen.«
    Endlos, unaufhörlich und gnadenlos war der Schnee Tag und Nacht auf sie niedergegangen. Schneewehen kletterten an den Mauern empor und füllten die Lücken zwischen den Zinnen auf den Wehrgängen aus, eine weiße Decke zog sich über alle Dächer, Zelte brachen unter ihrer Last zusammen. Von Halle zu Halle wurden Seile gespannt, damit sich die Männer nicht verirrten, wenn sie den Hof überquerten. Wachposten drängten sich in den Wachtürmchen, um die halb erfrorenen Hände über den glühenden Kohlenbecken zu wärmen, und überließen die

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