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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Arya Pferdegesicht gewesen. Doch die waren jetzt alle tot, sogar Arya, alle außer ihrem Halbbruder Jon. In manchen Nächten hörte sie Gerüchte über ihn in den Schenken und Bordellen am Lumpensammlerhafen. Der Schwarze Bastard von der Mauer, hatte ihn ein Mann genannt. Selbst Jon würde die Blinde Beth nicht erkennen, wette ich. Das machte sie traurig.
    Die Kleider, die sie trug, waren verblichene und verschlissene Lumpen, aber sie waren wenigstens warm und sauber. Darunter versteckte sie drei Messer, eins im Stiefel, eins im Ärmel und eines in einer Scheide auf dem Rücken. Die Bravoosi waren im Großen und Ganzen ein freundliches Volk, und sie würden einem armen blinden Bettelmädchen eher helfen, als ihr etwas zuleide zu tun, doch gab es immer auch ein paar Schurken, die glaubten, man könne jemanden wie sie ungestraft ausrauben oder vergewaltigen. Für diese waren die Klingen gedacht, aber bislang war das blinde Mädchen noch nicht gezwungen gewesen, sie einzusetzen. Eine Bettelschale mit einem Sprung und ein Gürtel aus Hanfseil vervollständigten ihre Ausstattung.
    Sie brach auf, als der Titan lautstark den Sonnenuntergang ankündigte, und zählte auf ihrem Weg nach unten die Stufen vor den Toren des Tempels, dann tastete sie sich zu der Brücke vor, die sie über den Kanal zur Insel der Götter führte. Daran, wie klamm ihre Kleidung an ihr hing und wie feucht sich die Luft an ihren Händen anfühlte, konnte sie erkennen, wie dicht der Nebel war. Der Nebel von Braavos veränderte auch die Geräusche auf eigenartige Weise, hatte sie herausgefunden. Heute Nacht wird die halbe Stadt halb blind sein.
    Während sie an den Tempeln vorbeiging, hörte sie die Akolythen des Kultes der Weisheit der Sterne auf ihrer Sternwarte, die für die Abendsterne sangen. Ein Hauch von Weihrauch hing in der Luft und lotste sie den verschlungenen Pfad hinunter zu den Roten Priestern, die vor dem Haus des Herrn des Lichts Feuer in großen eisernen Kohlenbecken entzündet hatten. Bald spürte sie die Hitze in der Luft, während die Gläubigen des Roten R’hllor die Stimmen zum Gebet erhoben. » Denn die Nacht ist dunkel und voller Schrecken«, beteten sie.
    Für mich nicht. Ihre Nächte waren in Mondlicht getaucht und erfüllt von den Liedern ihres Rudels, vom Geschmack roten Fleisches, frisch vom Knochen gerissen, vom warmen und vertrauten Geruch ihrer grauen Vettern. Nur tagsüber war sie blind und allein.
    Am Hafen war sie keine Unbekannte. Katz war über die Kais und durch die Gassen des Lumpensammlerhafens gezogen und hatte Herzmuscheln und Austern und Klaffmuscheln für Brusco verkauft. In ihren Lumpen und mit dem kahl geschorenen Schädel und dem falschen Leberfleck sah sie nicht mehr aus wie damals, trotzdem war es sicherer, wenn sie sich vom Schiff, vom Hafen der Glückseligkeit und den anderen Orten fernhielt, an denen Katz am häufigsten gewesen war.
    Sie konnte alle Gasthäuser und Tavernen am Geruch erkennen. Der Schwarze Kahnführer roch nach Salzwasser. Pyntos Schenke stank nach saurem Wein, reifem Käse und Pynto selbst, der nie die Kleidung wechselte oder sich das Haar wusch. Im Segelflicker war die verrauchte Luft stets mit dem Duft von gebratenem Fleisch gewürzt. Das Haus der Sieben Lampen war von Weihrauch erfüllt, der Satinpalast hingegen mit den Duftwässerchen der jungen Schönheiten, die davon träumten, Kurtisanen zu werden.
    Auch hatte jeder Ort seine eigenen Geräusche. Bei Moroggo und im Grünen Aal trugen in den meisten Nächten Sänger ihre Lieder vor. Im Gasthaus Zum Verbannten sangen die Gäste selbst mit betrunkenen Stimmen und in einem halben Hundert Sprachen. Das Nebelhaus war stets voller Stakmänner von den Schlangenbooten, die sich über Götter und Kurtisanen stritten und darüber, ob der Seeherr nun ein Narr war oder nicht. Im Satinpalast ging es deutlich leiser zu, hier flüsterte man Liebesbezeugungen und hörte das leise Rascheln von Seidenkleidern und das Kichern der Mädchen.
    Beth suchte sich jede Nacht einen anderen Ort zum Betteln. Sie hatte schnell gelernt, dass sie von Wirten und Gästen eher geduldet wurde, wenn sie sich nicht allzu oft blicken ließ. Die gestrige Nacht hatte sie vor dem Grünen Aal verbracht, also bog sie heute Nacht hinter der Blutigen Brücke rechts anstatt links ab und ging hinüber zu Pynto am anderen Ende des Lumpensammlerhafens, gleich am Rand zur Überfluteten Stadt. Dort mochte es zwar laut sein und stinken, aber Pynto hatte ein weiches Herz unter all

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