10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)
Wehrgänge den Schneewächtern, die die Knappen gebaut hatten. Diese Schneewächter wurden von Nacht zu Nacht immer größer, da sich Wind und Wetter an ihnen austobten. An den Speeren, die sie in den Schneefäusten hielten, wuchsen gezackte Bärte aus Eis. Und niemand Geringeres als Hosteen Frey, den man prahlen gehört hatte, er fürchte sich nicht vor ein bisschen Schnee, verlor ein Ohr an den Frost.
Die Pferde auf dem Hof litten am stärksten. Die Decken, die sie eigentlich warm halten sollten, sogen sich mit Feuchtigkeit voll und gefroren zu Eis, wenn man sie nicht regelmäßig wechselte. Zündete man Feuer an, um die Kälte zu vertreiben, richteten sie mehr Schaden an, als dass sie nutzten. Die Schlachtrösser fürchteten sich vor den Flammen und zerrten an den Leinen, um zu fliehen, wobei sie sich und andere Tiere verletzten. Nur die Pferde in den Ställen hatten es sicher und warm, aber die Stallungen waren längst überfüllt.
»Die Götter haben sich gegen uns gewandt«, hörte man den alten Lord Locke in der Großen Halle klagen. »Das ist ihr Zorn. Ein Wind so kalt wie die Hölle selbst, und Schnee, der nicht mehr aufhört. Wir sind verflucht.«
» Stannis ist verflucht«, beharrte ein Mann aus Dreadfort. »Er ist derjenige, der da draußen im Sturm festsitzt.«
»Lord Stannis hat es vielleicht wärmer, als wir denken«, widersprach ein närrischer Freier Reiter. »Seine Zauberin kann Feuer heraufbeschwören. Vielleicht kann ihr roter Gott sogar den Schnee schmelzen.«
Das war unklug, schoss es Theon durch den Kopf. Der Mann sprach zu laut und auch noch, als ihn der Gelbe Dick, der Saure Alyn und Ben Knochen hören konnten. Wenn diese Äußerung Lord Ramsay zu Ohren kam, würde er seine Burschen des Bastards schicken, um den Mann zu ergreifen und ihn nach draußen in den Schnee zu zerren. »Wenn du Stannis so sehr magst, schicken wir dich zu ihm«, sagte er. Damon Tanz-für-mich verpasste dem Freien Reiter ein paar Hiebe mit seiner langen, gut gefetteten Peitsche. Dann, während Häuter und der Gelbe Dick noch eine Wette abschlossen, wie schnell sein Blut gefrieren würde, ließ Ramsay den Mann zum Zinnentor schlep-
pen.
Winterfells große Haupttore waren geschlossen und verrammelt und so mit Eis und Schnee verstopft, dass man das Fallgitter freischaufeln und das Eis abschlagen musste, ehe man es hochziehen konnte. Das Gleiche galt für das Jagdtor, obwohl dort zumindest das Eis nicht so große Schwierigkeiten machte, da es erst kürzlich noch geöffnet worden war. Das Kingsroadtor hingegen nicht, und durch das Eis war die Kette der Zugbrücke steinhart. Daher blieb nur das Zinnentor, ein kleines gewölbtes Ausfalltor in der Innenmauer. Eigentlich war es nur ein halbes Tor, dessen Zugbrücke zwar den gefrorenen Burggraben überbrückte, das allerdings kein Gegenstück in der Außenmauer hatte und so nur zu den äußeren Wehrgängen, aber nicht zur Welt draußen Zugang bot.
Der blutende Freie Reiter wurde über die Brücke und die Treppe hinaufgeschleppt, worüber er sich weiterhin beschwerte. Dann packten Häuter und der Saure Alyn seine Arme und Beine und warfen ihn über die Mauer auf den Boden, der fast fünfundzwanzig Meter tiefer lag. Die Schneewehen hatten sich so hoch aufgetürmt, dass sie den Mann ganz und gar verschluckten … aber Bogenschützen auf dem Wehrgang behaupteten, ihn später noch gesehen zu haben, wie er sich mit einem gebrochenen Bein durch den Schnee schleppte. Einer schoss ihm noch einen Pfeil in den Hintern, während er davonhumpelte. »In einer Stunde ist der tot«, versprach Lord Ramsay.
»Oder er lutscht Lord Stannis den Schwanz, ehe die Sonne untergeht«, gab Hurentod Umber zurück.
»Da sollte er aber gut aufpassen, dass das gute Stück nicht abbricht«, lachte Rickard Ryswell. »Jedem Mann da draußen muss der Pimmel zu Eis erstarrt sein.«
»Lord Stannis hat sich im Sturm verirrt«, sagte Lady Staublin. »Er ist meilenweit entfernt und entweder schon tot oder kurz davor. Soll der Winter sich von seiner schlimmsten Seite zeigen. Ein paar Tage noch, und der Schnee wird ihn und sein Heer begraben haben.«
Und uns auch, dachte Theon und staunte über ihre Torheit. Lady Barbra war aus dem Norden und hätte es besser wissen müssen. Die alten Götter lauschten vielleicht.
Zum Abendessen gab es Erbsenbrei und Brot vom gestrigen Tag, und auch das sorgte für Gemurmel bei den einfachen Männern, denn die Lords und Ritter über dem Salz bekamen Schinken.
Theon beugte
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