10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)
vertauscht. Roose Bolton spielte die Rolle, die beim letzten Mal Theon innegehabt hatte, und die Toten spielten die Rolle von Aggar, Gynir Rotnase und Gelmarr dem Grimmigen. Stinker war ebenfalls dabei, erinnerte er sich, aber ein anderer Stinker, ein Stinker mit blutigen Händen und Lügen auf den Lippen, die so süß wie Honig waren. Stinker, das kommt von Stinken und reimt sich auf
linken.
Die Toten entfachten unter Roose Boltons Lords einen offenen Streit in der Großen Halle. Manche verloren allmählich die Geduld. »Wie lange müssen wir hier noch sitzen und auf diesen König warten, der niemals kommt?«, wollte Ser Hosteen Frey wissen. »Wir sollten den Kampf zu Stannis tragen und die Sache zu Ende bringen.«
»Die Burg verlassen?«, krächzte der einarmige Harwood Stout. Sein Ton ließ vermuten, dass er sich lieber den anderen Arm abhacken lassen würde. »Wollt Ihr uns blind im Schnee angreifen lassen?«
»Um gegen Lord Stannis zu kämpfen, müssten wir ihn zunächst einmal finden«, warf Roose Ryswell ein. »Unsere Kundschafter ziehen durch das Jagdtor hinaus, aber in letzter Zeit ist keiner mehr zurückgekehrt.«
Lord Wyman Manderly klopfte sich auf den riesigen Bauch. »White Harbor fürchtet sich nicht, mit Euch zu reiten, Ser Hosteen. Führt uns hinaus, und meine Ritter werden hinter Euch reiten.«
Ser Hosteen wandte sich an den fetten Mann. »So dicht, dass man mir eine Lanze in den Rücken rammt, ja. Wo sind meine Verwandten, Manderly? Verratet mir das. Eure Gäste, die Euch Euren Sohn zurückgebracht haben.«
»Seine Gebeine, meint Ihr wohl.« Manderly spießte einen Brocken Schinken mit seinem Dolch auf. »Ich kann mich gut an sie erinnern. Rhaegar mit den runden Schultern und seiner flinken Zunge. Der kühne Ser Jared, der seinen Stahl so rasch zog. Symond der Spionmeister, der stets mit den Münzen klimperte. Sie haben mir Wendels Gebeine gebracht. Es war Tywin Lannister, der mir Willis zurückgegeben hat, in einem Stück und unversehrt, so wie er es versprochen hat. Lord Tywin war ein Mann, der sein Wort hält. Die Sieben mögen seiner Seele gnädig sein.« Lord Wyman steckte sich das Fleisch in den Mund, kaute geräuschvoll, schmatzte und sagte: »Die Straßen sind voller Gefahren, Ser. Ich habe Euren Brüdern Gastgeschenke verehrt, als wir von White Harbor aufgebrochen sind. Wir haben uns geschworen, uns bei der Hochzeit wiederzusehen. Viele und noch viele mehr haben mit angesehen, wie wir uns verabschiedet haben.«
»Viele und noch viele mehr?«, spottete Aenys Frey. »Oder nur Ihr und die Euren?«
»Was wollt Ihr damit andeuten, Frey?« Der Lord von White Harbor wischte sich den Mund mit dem Ärmel ab. »Mir gefällt Euer Ton nicht, Ser. Nein, kein verfluchtes kleines bisschen gefällt mir daran.«
»Dann kommt mit hinaus in den Hof, Ihr Fettsack, und ich werde Euch in mehr verfluchte kleine Stückchen schneiden, als selbst Ihr verdauen könnt«, gab Ser Hosteen zurück.
Wyman Manderly lachte, doch ein halbes Dutzend seiner Ritter waren sofort auf den Beinen. Es fiel Roger Ryswell und Barbra Staublin zu, sie mit leisen Worten zu beschwichtigen. Roose Bolton schwieg. Aber Theon Greyjoy sah etwas in seinen farblosen Augen, das er dort nie zuvor bemerkt hatte – Unbehagen und sogar einen Hauch Angst.
In dieser Nacht brach der neue Stall unter dem Gewicht des Schnees zusammen, der sich darauf angesammelt hatte. Sechsundzwanzig Pferde und zwei Burschen wurden von dem herabstürzenden Dach erschlagen oder vom Schnee erstickt. Es dauerte fast den ganzen Vormittag, die Leichen zu bergen. Lord Bolton zeigte sich kurz im äußeren Hof, um die Lage zu begutachten, dann befahl er, die verbliebenen Pferde und auch die Tiere, die noch im äußeren Hof angebunden waren, hineinzubringen. Und kaum hatten die Männer die Toten fertig ausgegraben und die Pferde zerlegt, wurde auch schon eine weitere Leiche entdeckt.
Diesmal konnte man den Vorfall nicht damit abtun, dass ein Betrunkener von der Mauer gestürzt oder jemand von einem Pferd totgetreten worden war. Der Tote gehörte zu Ramsays Günstlingen, es war der untersetzte, hässliche Soldat, der der Gelbe Dick genannt wurde, der zudem an Skrofeln gelitten hatte. Ob sein Pimmel tatsächlich, wie manche behaupteten, gelb und dick gewesen war, ließ sich kaum noch feststellen, da jemand ihm das gute Stück abgeschnitten und es ihm so brutal in den Mund gerammt hatte, dass dabei drei Zähne zu Bruch gegangen waren. Als die Köche ihn vor der Küche
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