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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Eisenmann.«
    »Falsch ist es, was du warst. Wie kommt es, dass du immer noch lebst?«
    »Die Götter sind noch nicht fertig mit mir«, antwortete Theon und fragte sich, ob das der Mörder war, jener nächtliche Wanderer, der dem Gelben Dick den Pimmel in den Mund gestopft und Roger Ryswells Burschen vom Wehrgang gestoßen hatte. Seltsamerweise hatte er keine Angst. Er zog den Handschuh von seiner linken Hand. »Lord Ramsay ist noch nicht fertig mit mir.«
    Der Mann sah sich die Hand an und lachte. »Dann werde ich dich ihm überlassen.«
    Theon trottete durch den Sturm, bis seine Arme und Beine mit Schnee bedeckt und seine Hände und Füße vor Kälte taub geworden waren, dann stieg er wieder auf den Wehrgang der inneren Mauer. Dort oben, dreißig Meter hoch, wehte ein leichter Wind und trieb den Schnee vor sich her. Die Lücken zwischen den Zinnen waren gefüllt. Theon musste sich ein Loch durch die Schneemauer graben, um dann festzustellen, dass er nur bis zum Wassergraben sehen konnte. Von der Außenmauer waren nur ein vager Umriss zu erkennen und ein paar trübe Lichter, die durch die Dunkelheit schwebten.
    Die Welt ist verschwunden. King’s Landing, Riverrun, Pyke, die anderen Iron Islands und die ganzen Sieben Königslande, jeder Ort, den er kannte, jeder Ort, von dem er je gelesen oder geträumt hatte, sie waren allesamt verschwunden. Nur Winterfell blieb.
    Er saß hier mit den Geistern in der Falle. Die alten Geister aus der Gruft und die neuen, die er selbst erschaffen hatte, Mikken und Farlen, Gynir Rotnase, Aggar, Gelmarr der Grimmige, die Müllersfrau vom Ahornwasser und ihre beiden jungen Söhne, und all die anderen. Mein Werk. Meine Geister. Sie sind alle hier, und sie sind wütend. Er dachte an die Gruft und an die fehlenden Schwerter.
    Als Theon in seine Unterkunft zurückgekehrt war und sich gerade die nasse Kleidung auszog, suchte ihn Stahlbein Walton auf. »Kommt mit, Abtrünniger. Seine Lordschaft will mit Euch reden.«
    Er hatte keine sauberen, trockenen Kleider, also streifte er sich die feuchten Lumpen erneut über und ging mit. Stahlbein führte ihn in den Großen Bergfried, in das Solar, das einst Eddard Stark gehört hatte. Lord Bolton war nicht allein. Lady Staublin saß mit bleichem Gesicht und strenger Miene bei ihm; Roger Ryswells Mantel wurde von einer eisernen Fibel in Form eines Pferdekopfs gehalten; Aenys Frey stand am Feuer, seine abgehärmten Wangen waren rot von der Kälte.
    »Mir wurde berichtet, Ihr wandert durch die Burg«, begann Lord Bolton. »Man hat Euch in den Ställen, den Küchen, der Kaserne und auf den Wehrgängen gesehen. Auch hat man Euch nahe der Ruinen eingestürzter Türme beobachtet, vor Lady Catelyns alter Septe und auf dem Weg zum Götterhain. Wollt Ihr das leugnen?«
    »Nein, M’lord.« Theon achtete darauf, das Wort zu nuscheln. Wie er wusste, gefiel das Lord Bolton. »Ich kann nicht schlafen, M’lord. Ich laufe herum.« Er hielt den Kopf gesenkt und starrte auf die alten, verbrauchten Binsen, die auf dem Boden verstreut waren. Es war nicht klug, Seiner Lordschaft ins Gesicht zu sehen.
    »Vor dem Krieg war ich als Junge hier. Ein Mündel von Eddard Stark.«
    »Ihr wart eine Geisel«, sagte Bolton.
    »Ja, M’lord. Eine Geisel.« Trotzdem war es mein Zuhause. Kein richtiges Zuhause, aber das beste, das ich je hatte.
    » Irgendjemand hat mehrere meiner Männer umgebracht.«
    »Ja, M’lord.«
    »Ihr ja wohl nicht, hoffe ich?« Boltons Stimme wurde noch leiser. »Ihr würdet mir meine Güte doch nicht mit solchem Verrat heimzahlen.«
    »Nein, M’lord, niemals. Ich bestimmt nicht. Ich … ich laufe nur herum, das ist alles.«
    Lady Staublin ergriff das Wort. »Zieht Eure Handschuhe aus.«
    Theon blickte abrupt auf. »Bitte, nein. Ich … ich …«
    »Tut, was sie sagt«, verlangte Ser Aenys. »Zeigt uns Eure Hände.«
    Theon zog die Handschuhe aus und hielt seine Hände hoch, damit sie sie sehen konnten. Es ist nicht so, als würde ich nackt vor ihnen stehen. So schlimm ist es nicht. An der linken Hand hatte er drei Finger, an der rechten vier. Ramsay hatte ihm von der rechten nur den kleinen genommen, von der linken den Ringfinger und den Zeigefinger.
    »Das hat Euch der Bastard angetan«, stellte Lady Staublin fest.
    »Wenn es M’lady gefällt, so habe … ich ihn darum gebeten.« Ramsay ließ sich stets bitten. Ramsay zwingt mich immer dazu, ihn anzuflehen.
    » Und warum habt Ihr das getan?«
    »Ich … ich brauchte nicht so viele Finger.«
    »Vier sind

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