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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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fanden, bis zum Hals unter einer Schneewehe begraben, waren Pimmel und Mann blau vor Kälte. »Verbrennt die Leiche«, befahl Roose Bolton, »und dass mir niemand auch nur ein einziges Wort darüber verliert. Diese Geschichte soll nicht die Runde machen.«
    Doch die Geschichte machte trotzdem die Runde. Bis Mittag hatte fast ganz Winterfell davon gehört, und viele hörten die Geschichte von Ramsay Bolton selbst, dessen »Bursche« der Gelbe Dick gewesen war. »Wenn wir den Kerl erwischen, der das getan hat«, versprach Lord Ramsay, »werde ich ihm die Haut abziehen, sie knusprig braten und sie ihn Stück für Stück fressen lassen.« Es wurde verbreitet, dass der Name des Mörders einen Golddrachen wert sein sollte.
    Abends in der Großen Halle war der Gestank beinahe zum Schneiden dick. Da sich hunderte von Pferden, Hunden und Männern dicht unter einem Dach drängten und der Boden glitschig war von Schlamm, schmelzendem Schnee, Pferdemist, Hundehaufen und sogar Menschenkot, roch es nach nassem Hund, nasser Wolle und durchweichten Pferdedecken. Auf den vollbesetzten Bänken fand man keine Gemütlichkeit, aber es gab wenigstens Essen. Die Köche trugen große Scheiben frischen Pferdefleisches auf, außen schwarz und innen blutig rot, dazu gebratene Zwiebeln und Rüben … und an diesem einen Tag aßen die einfachen Soldaten genauso gut wie ihre Lords und Ritter.
    Das Pferdefleisch war für die Ruinen von Theons Zähnen zu zäh. Seine Versuche, es zu kauen, sorgten für entsetzliche Qualen. Also zerdrückte er Rüben und Zwiebeln mit der flachen Seite seines Dolches und aß sie, ehe er das Pferdefleisch in sehr kleine Stücke zerschnitt, an denen er lutschte und sie dann ausspuckte. Auf diese Weise konnte er wenigstens den Geschmack von Fett und Blut genießen. Der Knochen überstieg allerdings seine Möglichkeiten, daher warf er ihn den Hunden hin und schaute zu, wie die Graue Jeyne damit davonrannte, während Sara und Willow nach ihr schnappten.
    Lord Bolton befahl Abel, beim Essen für sie zu spielen. Der Barde sang »Eiserne Lanzen« und dann »Die Wintermaid«. Als Barbra Staublin um etwas Fröhlicheres bat, gab er »Die Königin zog die Sandale aus, der König legte die Krone ab« und »Der Bär und die Jungfrau hehr« zum Besten. Die Freys stimmten mit ein, sogar ein paar Nordmänner klopften mit den Fäusten beim Kehrreim auf den Tisch und brüllten: » Der Bär! Der Bär!« Doch der Lärm verängstigte die Pferde, daher verstummten die Sänger bald wieder, und die Musik erstarb.
    Die Burschen des Bastards versammelten sich unter einem Wandleuchter, in dem eine Fackel rauchend brannte. Luton und Häuter würfelten. Grunzer hatte eine Frau auf dem Schoß und eine Brust in der Hand. Damon Tanz-für-mich saß da und fettete seine Peitsche ein. » Stinker! «, schrie er. Er klopfte sich mit der Peitsche an die Wade wie jemand, der seinen Hund ruft. »Du fängst ja wieder an zu stinken, Stinker.«
    Theon hatte darauf keine andere Antwort als ein leises »Ja«.
    »Lord Ramsay hat vor, dir die Lippen abzuschneiden, wenn das alles hier vorbei ist«, sagte Damon und rieb seine Peitsche mit einem fettigen Lappen ab.
    Meine Lippen waren zwischen den Beinen seiner Hohen Gemahlin. Solch eine Anmaßung darf nicht unbestraft bleiben. » Wenn Ihr meint.«
    Luton lachte schallend. »Ich denke, er möchte es sogar.«
    »Hau ab, Stinker«, sagte Häuter. »Bei deinem Gestank dreht sich mir der Magen um.« Die anderen lachten.
    Er floh schnell, ehe sie ihre Meinung änderten. Seine Quälgeister würden ihm nicht nach draußen folgen. Nicht solange es in der Halle Essen und Trinken, willige Weiber und ein warmes Feuer gab. Als er nach draußen ging, sang Abel: »Mädchen, die im Frühling erblühen.«
    Draußen schneite es so heftig, dass Theon kaum einen Meter weit sehen konnte. Er war allein in der weißen Wildnis, und Wände aus Schnee ragten zu beiden Seiten brusthoch auf. Als er den Kopf hob, strichen Schneeflocken wie kalte, sanfte Küsse über seine Wangen. Er hörte die Klänge der Musik aus der Halle hinter sich, nun ein leises, trauriges Lied. Einen Augenblick lang verspürte er fast so etwas wie Frieden.
    Ein Stück weiter vorn kam ihm ein Mann mit Kapuze und wallendem Mantel entgegen. Als sie sich gegenüberstanden, sahen sie sich kurz in die Augen. Der Mann legte eine Hand an seinen Dolch. »Theon der Abtrünnige. Theon der Sippenmörder.«
    »Ich bin kein Sippenmörder. Ich habe nie … ich war ein

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