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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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sterben, was für eine Ironie. Theon hätte laut gelacht, wenn er noch gewusst hätte, wie das ging.
    Die Trommelschläge schienen aus dem Wolfswald jenseits des Jagdtors zu kommen. Sie sind direkt vor der Mauer. Theon eilte über den Wehrgang als einer von ungefähr zwanzig, die in die gleiche Richtung unterwegs waren. Aber selbst, als sie die Türme erreichten, die das Tor flankierten, sahen sie nichts hinter dem weißen Schleier.
    »Glauben die, durch ein bisschen Tröten könnten sie unsere Mauern zum Einsturz bringen?«, scherzte ein Flint, als das Kriegshorn erneut geblasen wurde. »Vielleicht glaubt da jemand, er hätte Joramuns Horn gefunden.«
    »Ist Stannis dumm genug, die Burg zu erstürmen?«, fragte ein Wachposten.
    »Er ist nicht Robert«, erklärte ein Mann aus Barrowton. »Er wird einfach nur herumsitzen, das sage ich euch. Und versuchen, uns auszuhungern.«
    »Da wird er sich aber als Erster die Eier abfrieren«, sagte ein anderer Wächter.
    »Wir sollten losziehen und die Schlacht zu ihm tragen«, verkündete ein Frey.
    Tut das, dachte Theon. Reitet hinaus in den Schnee und sterbt. Überlasst Winterfell mir und den Geistern. Ein solcher Kampf wäre ganz nach Roose Boltons Geschmack, das hatte er im Gefühl. Er muss dieser Sache ein Ende bereiten. Die Burg war zu überfüllt, um einer langen Belagerung standzuhalten, und zu vielen Lords konnte er nicht recht vertrauen. Dem fetten Wyman Manderly, Hurentod Umber, den Männern des Hauses Hornwood und des Hauses Tallheart, den Lockes und Flints und Ryswells, sie alle waren Nordmänner , die seit zahllosen Generationen durch Lehnseid an das Haus Stark gebunden waren. Nur wegen des Mädchens blieben sie alle hier, wegen Lord Eddards Blut, aber das Mädchen war ein Mimentrick, ein Lamm im Schattenwolfspelz. Warum sollte er also die Nordmänner nicht in die Schlacht gegen Stannis schicken, ehe der Mummenschanz aufflog? Ein Gemetzel im Schnee. Und jeder Mann, der fällt, ist ein Feind weniger für Dreadfort.
    Theon fragte sich, ob man ihm erlauben würde mitzukämpfen. Dann würde er wenigstens wie ein Mann sterben, mit dem Schwert in der Hand. Ramsay würde ihm diese Gnade niemals erweisen, aber vielleicht Lord Roose. Wenn ich ihn anflehe. Ich habe alles getan, was er von mir verlangt hat, ich habe meine Rolle gespielt, ich habe das Mädchen zur Trauung geführt.
    Der Tod war die süßeste Erlösung, auf die er hoffen konnte.
    Im Götterhain schmolz der Schnee noch immer, sobald er den Boden berührt hatte. Dampf stieg von den heißen Tümpeln auf und hing, erfüllt vom Geruch von Moos und Schlamm und Fäulnis, in der Luft. Ein warmer Nebel verwandelte die Bäume in Wächter, in riesige Soldaten, die in Mäntel aus Dunkelheit gehüllt waren. Bei Tageslicht füllte sich der dunstige Hain oft mit Nordmännern, die zu den alten Göttern beteten, doch zu dieser Stunde war Theon Greyjoy hier ganz allein.
    Und im Herzen des Götterhains wartete der Wehrholzbaum mit seinen wissenden roten Augen. Theon blieb am Rand des Tümpels stehen und neigte den Kopf vor dem geschnitzten roten Gesicht. Sogar hier konnte er die Trommel hören, UNTER gang UNTER gang UNTER gang UNTER gang. Wie ferner Donner schien das Grollen von überall zugleich zu kommen.
    Die Nacht war windstill, der Schnee fiel senkrecht aus dem kalten schwarzen Himmel, doch die Blätter des Herzbaums raschelten seinen Namen. »Theon«, schienen sie zu flüstern. »Theon.«
    Die alten Götter, dachte er. Sie kennen mich. Sie kennen meinen Namen. Ich war Theon aus dem Hause Greyjoy. Ich war ein Mündel Eddard Starks, ein Freund und Bruder seiner Kinder. » Bitte.« Er fiel auf die Knie. »Ein Schwert, um mehr bitte ich nicht. Lasst mich als Theon sterben, nicht als Stinker.« Tränen rannen ihm über die Wangen und fühlten sich unglaublich warm an. »Ich war ein Eisenmann. Ein Sohn … ein Sohn von Pyke, von den Inseln.«
    Ein Blatt trudelte von oben herunter, strich über seine Stirn und landete im Tümpel. Es trieb auf dem Wasser, rot und mit fünf Fingern, auf dem Wasser wie eine blutige Hand. »… Bran«, murmelte der Baum.
    Sie wissen es. Die Götter wissen es. Sie haben gesehen, was ich getan habe. Und für einen einzigen, seltsamen Moment war ihm, als sei Brans Gesicht in den bleichen Stamm des Wehrholzbaums geschnitzt und starre ihn mit roten Augen weise und traurig an. Brans Geist, dachte er, aber das war Wahnsinn. Warum sollte Bran ihn heimsuchen? Er hatte den Jungen gern gehabt und ihm nie ein

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