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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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zweitausend gewesen. Jenseits eines bestimmten Zeitpunkts verschwimmen alle Jahresangaben in einem wirren Dunst, und die Klarheit der Geschichte löst sich im Nebel der Legenden auf.«
    Tyrion hätte diesen Jungen gemocht. Sie hätten sich nächtelang über Bücher streiten können. Für einen Moment vergaß er die Verbitterung über seinen Bruder, bis ihm wieder einfiel, was der Gnom getan hatte. »Ihr streitet Euch also um eine Krone, die der eine dem anderen geraubt hat, seit der Zeit, als die Casterlys noch auf Casterly Rock saßen, ist das richtig? Die Krone eines Königreiches, das seit tausenden von Jahren nicht mehr existiert?« Er lachte. »So viele Jahre, so viele Kriege, so viele Könige … man möchte meinen, irgendwer hätte da mal Frieden geschlossen.«
    »Das ist auch geschehen, Mylord. Viele Male sogar. Wir haben hundertmal Frieden mit den Brackens geschlossen und viele durch Hochzeiten besiegelt. In jedem Bracken fließt Blackwoodblut, und in jedem Blackwood Brackenblut. Der Frieden des Alten Königs hat ein halbes Jahrhundert gehalten. Aber dann gab es irgendeinen neuen Streit, und die alten Wunden sind aufgebrochen und begannen wieder zu bluten. Das ist eben der Lauf der Welt, sagt mein Vater. Solange sich die Menschen an das Unrecht erinnern, das ihren Vorfahren angetan wurde, wird kein Frieden je von Dauer sein. Also geht es Jahrhundert um Jahrhundert weiter. Wir hassen die Brackens, und die Brackens hassen uns. Mein Vater sagt, das werde niemals enden.«
    »Es könnte ein Ende geben.«
    »Wie denn, Mylord? Die alten Wunden heilen nie, sagt mein Vater.«
    »Mein Vater hatte ebenfalls ein Sprichwort. Verwunde einen Feind nie, wenn du ihn töten kannst. Tote Männer nehmen keine Rache.«
    »Aber ihre Söhne«, entgegnete Hoster entschuldigend.
    »Nicht, wenn man die Söhne ebenfalls tötet. Frag die Casterlys, wenn du mir nicht glaubst. Frag Lord und Lady Tarbeck oder die Regns von Castamere. Frag den Prinzen von Dragonstone.« Einen Moment lang erinnerten ihn die tiefroten Wolken über den Hügeln im Westen an Rhaegars Kinder, die in purpurrote Mäntel gehüllt waren.
    »Habt Ihr deshalb alle Starks getötet?«
    »Nicht alle«, sagte Jaime. »Lord Eddards Töchter leben noch. Eine ist gerade verheiratet worden. Die andere …« Brienne, wo seid Ihr? Habt Ihr sie gefunden? » … wenn die Götter gütig sind, wird sie vergessen, dass sie eine Stark war. Sie wird einen kräftigen Hufschmied heiraten oder einen Wirt mit feistem Gesicht, ihm das Haus mit Kindern füllen und sich niemals davor fürchten müssen, dass irgendein Ritter vorbeikommt und die Köpfe ihrer Kleinen an der Wand zerschmettert.«
    »Die Götter sind gütig«, sagte seine Geisel verunsichert.
    Glaub das nur weiter. Jaime gab Ehre die Sporen.
    Hellerbaum war größer, als er erwartet hatte. Auch hier war der Krieg eingekehrt, davon berichteten verkohlte Obstgärten und die Ruinen ausgebrannter Häuser. Aber für jede Ruine waren drei weitere wieder aufgebaut worden. In der blauen Dämmerung sah Jaime frisches Stroh auf zwanzig Dächern und Türen aus frischem grünem Holz. Zwischen einem Ententeich und einer Hufschmiede kam er an dem Baum vorbei, der dem Ort seinen Namen gegeben hatte, einer uralten, hohen Eiche. Die knorrigen Wurzeln wanden sich in die Erde und wieder heraus wie ein Nest brauner Schlangen, hunderte alter Kupferheller waren in ihren Stamm genagelt worden.
    Peck starrte den Baum und dann die leeren Häuser an. »Wo sind die Leute?«
    »Sie verstecken sich«, erklärte ihm Jaime.
    In den Häusern hatte man alle Feuer gelöscht, doch manche rauchten noch, und kein einziges war kalt. Das einzige Lebewesen war eine Geiß, die der Heiße Harry Merrell beim Plündern eines Gemüsegartens fand … aber das Dorf hatte eine Festung, die so stark war wie jede andere in den Flusslanden. Die dicken Steinmauern waren über dreieinhalb Meter hoch, und Jaime wusste, wo er die Dorfbewohner finden würde. Sie haben sich hinter diesen Mauern versteckt, als die Räuber kamen, nur deshalb gibt es dieses Dorf überhaupt noch. Und jetzt verstecken sie sich wieder, aber vor mir.
    Er lenkte Ehre vor das Tor der Feste. »Ihr in der Festung. Wir führen nichts Böses im Schilde. Wir sind Männer des Königs.«
    Über dem Tor erschienen Gesichter auf der Mauer. »Es waren Männer des Königs, die unser Dorf niedergebrannt haben«, rief einer nach unten. »Davor haben uns andere Männer des Königs unsere Schafe geraubt. Sie gehörten zu

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