10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)
ihren Namen zu verdanken hatte. Es war ein uralter Wehrholzbaum von gigantischer Größe, zehnmal so groß wie der Herzbaum im Steingarten von Casterly Rock. Allerdings war dieser Baum kahl und abgestorben.
»Die Brackens haben ihn vergiftet«, erklärte sein Gastgeber. »Seit tausend Jahren hat er kein Blatt mehr getragen. In weiteren tausend Jahren wird er sich in Stein verwandelt haben, sagen die Maester. Wehrholzbäume verrotten nicht.«
»Und die Raben?«, fragte Jaime. »Wo sind sie?«
»Sie kommen bei Sonnenuntergang und übernachten hier. Zu hunderten. Sie bedecken den Baum wie schwarzes Laub, jeden Ast und jeden Zweig. Sie kommen schon seit tausenden von Jahren. Wie oder warum weiß niemand zu sagen, aber der Baum zieht sie jede Nacht an.« Blackwood setzte sich auf einen Stuhl mit hoher Lehne. »Um der Ehre willen muss ich Euch nach meinem Lehnsherrn fragen.«
»Ser Edmure ist als mein Gefangener auf dem Weg nach Casterly Rock. Seine Gemahlin bleibt in den Twins, bis ihr Kind geboren ist. Danach werden sie und der Säugling sich zu ihm gesellen. Solange er keinen Fluchtversuch unternimmt oder eine Rebellion plant, wird Edmure ein langes Leben genießen dürfen.«
»Lang und bitter. Ein Leben ohne Ehre. Bis zu seinem Todestag wird man von ihm behaupten, er habe sich davor gefürchtet zu kämpfen.«
Ungerechterweise, dachte Jaime. Er hat nur um sein Kind gefürchtet. Er wusste, wessen Sohn ich bin, und zwar besser als meine eigene Tante. » Die Wahl lag bei ihm. Sein Onkel hätte uns bluten lassen.«
»Wenigstens in dem Punkt sind wir uns einig.« Blackwoods Stimme konnte man nichts anmerken. »Was habt Ihr mit Ser Brynden gemacht, wenn ich mir die Frage erlauben darf?«
»Ich habe ihm angeboten, das Schwarz anzulegen. Stattdessen ist er geflohen.« Jaime lächelte. »Ihr habt ihn nicht zufällig hier?«
»Nein.«
»Würdet Ihr es mir sagen, wenn dem so wäre?«
Jetzt war es an Tytos Blackwood zu lächeln.
Jaime legte die Hände aneinander, kreuzte die goldenen Finger mit denen aus Fleisch und Blut. »Vielleicht sollten wir uns jetzt über die Bedingungen unterhalten.«
»Ist das die Stelle, an der ich auf die Knie sinken muss?«
»Wenn Ihr wollt. Sonst können wir auch einfach behaupten, Ihr hättet es getan.«
Lord Blackwood blieb sitzen. Bald hatten sie sich über die wichtigsten Punkte geeinigt: Schuldeingeständnis, Lehnstreue, Begnadigung, eine bestimmte Summe in Gold und Silber, die bezahlt werden musste. »Welche Ländereien muss ich abtreten?«, fragte Lord Tytos. Als Jaime ihm die Karte reichte, warf er einen Blick darauf und lachte. »Aber natürlich. Der Verräter muss belohnt werden.«
»Ja, jedoch mit weniger, als er erwartet, denn er hat kleinere Dienste geleistet. Bei welchen Ländereien könntet Ihr zustimmen?«
Lord Tytos dachte kurz nach. »Waldheck, den Armbrustgrat und Lunk.«
»Eine Ruine, ein Bergrücken und eine Handvoll Hütten? Kommt schon, Mylord. Ein wenig müsst Ihr schon leiden für Euren Hochverrat. Er wird wenigstens eine der Mühlen haben wollen.« Mühlen waren eine ergiebige Steuerquelle. Der Lord erhielt ein Zehntel des gemahlenen Getreides.
»Also gut, die Herrenmühle. Die Kornmahlmühle behalten wir.«
»Und noch ein Dorf. Steinhügel?«
»Ich habe Vorfahren, die unter den Felsen von Steinhügel bestattet sind.« Er sah erneut auf die Karte. »Gebt ihm Honigbaum samt den Stöcken. Von all dem süßen Kram wird er fett werden und sich die Zähne verderben.«
»Also abgemacht. Und ein Letztes noch.«
»Eine Geisel.«
»Ja, Mylord. Ihr habt eine Tochter, glaube ich.«
»Bethany.« Lord Tytos wirkte entsetzt. »Ich habe außerdem zwei Brüder und eine Schwester. Zwei verwitwete Tanten. Nichten, Neffen, Vettern. Ich dachte, Ihr wäret einverstanden …«
»Es muss ein Kind von Eurem Blute sein.«
»Bethany ist erst acht. Ein sanftes Mädchen, das gern lacht. Sie war noch nie mehr als einen Tagesritt von meiner Halle entfernt.«
»Warum soll sie nicht King’s Landing kennen lernen? Seine Gnaden ist fast im gleichen Alter wie sie. Er würde sich über noch eine Freundin freuen.«
»Eine Freundin, die er hängen kann, wenn ihr Vater ihm Ungemach bereitet?«, fragte Lord Tytos. »Ich habe vier Söhne. Könntet Ihr nicht einen von ihnen in Betracht ziehen? Alyn ist zwölf und verrückt nach Abenteuern. Er könnte Euer Knappe werden, wenn Ihr wünscht, Mylord.«
»Ich habe mehr Knappen, als ich beschäftigen kann. Jedes Mal, wenn ich pissen gehe,
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