10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

die Ehe?«, fragte Melisandre.
    »Ich«, sagte Jon. »Hier kommt Alys aus dem Hause Karstark, eine erwachsene und erblühte Frau von edlem Blut und edler Geburt.« Er drückte ihre Hand noch einmal und trat wieder zurück zu den anderen.
    »Wer tritt vor, um diese Frau zu beanspruchen?«, fragte Melisandre.
    »Ich.« Sigorn schlug sich an die Brust. »Der Magnar von Thenn.«
    »Sigorn«, fragte Melisandre, »willst du dein Feuer mit Alys teilen und sie wärmen, wenn die Nacht dunkel und voller Schrecken ist?«
    »Ich schwöre.« Das Versprechen des Magnars hing in einer weißen Wolke in der Luft. Schnee sprenkelte seine Schultern. Seine Ohren waren rot. »Bei den Flammen des Roten Gottes, ich werde sie wärmen, solange sie lebt.«
    »Alys, schwörst du, dein Feuer mit Sigorn zu teilen und ihn zu wärmen, wenn die Nacht dunkel und voller Schrecken ist?«
    »Bis sein Blut kocht.« Ihr Jungfrauenmantel war aus der schwarzen Wolle der Nachtwache gewebt. Die Sonne der Karstarks auf ihrem Rücken war aus dem gleichen weißen Fell genäht wie der Saum.
    Melisandres Augen leuchteten so hell wie der Rubin an ihrem Hals. »Dann kommt zu mir und seid vereint.« Während sie winkte, loderte eine Flammenwand empor und leckte mit heißen, orangefarbenen Zungen an den Schneeflocken. Alys Karstark nahm ihren Magnar bei der Hand.
    Seite an Seite sprangen sie über den Graben.
    »Zwei gingen in die Flammen.« Eine Windböe hob den scharlachroten Rock der Roten Frau an, bis sie ihn wieder nach unten drückte. »Als eins kommen sie heraus.« Ihr Kupferhaar tanzte auf ihrem Kopf. »Was das Feuer vereint hat, soll der Mensch nicht scheiden.«
    » Was das Feuer vereint hat, soll der Mensch nicht scheiden «, wiederholten die Männer der Königin und die Thenns, und sogar ein paar der Schwarzen Brüder. Ausgenommen Könige und Onkel, dachte Jon Snow.
    Cregan Karstark war einen Tag nach seiner Nichte aufgetaucht. Mit ihm kamen vier Soldaten, ein Jäger und ein Rudel Hunde, die Lady Alys auf den Fersen waren wie einem Stück Wild. Jon Snow hatte sie anderthalb Meilen südlich von Mole’s Town auf der Kingsroad erwartet, ehe sie Castle Black betreten, das Gastrecht für sich beanspruchen oder eine Unterredung verlangen konnten. Einer von Karstarks Männern hatte mit der Armbrust auf Ty geschossen und war dafür gestorben. Also blieben vier Mann übrig und natürlich Cregan selbst.
    Glücklicherweise hatten sie ein Dutzend Eiszellen. Platz für alle.
    Wie so vieles andere auch, endete auch das Wappenwesen an der Mauer. Die Thenns trugen keine Familienwappen, wie sie bei den Adelshäusern der Sieben Königslande üblich waren, daher hatte Jon den Burschen aufgetragen, sie sollten sich etwas einfallen lassen. In seinen Augen hatten sie ganze Arbeit geleistet. Der Brautmantel, den Sigorn jetzt Lady Alys um die Schultern legte, zeigte eine bronzene Scheibe auf einem Feld aus weißer Wolle, die von Flammen aus purpurroter Seide umringt war. Das ähnelte durchaus der Sonne der Karstarks, unterschied sich jedoch genug, um ein angemessenes Wappen für das Haus Thenn zu bilden.
    Der Magnar riss der Braut den Jungfrauenmantel förmlich von den Schultern, legte ihr jedoch beinahe zärtlich den Brautmantel um. Während er sich vorbeugte, um sie auf die Wange zu küssen, vermischte sich ihr Atem zu einer Wolke. Die Flammen loderten erneut auf. Die Männer der Königin stimmten ein Loblieb an. »Ist es vorbei?«, hörte Jon Satin flüstern.
    »Erledigt und vorbei«, murmelte Mully, »und eine gute Sache. Sie sind verheiratet, und ich bin halb erfroren.« Er war in sein bestes Schwarz gekleidet, so neue Wolle, dass sie noch kaum Zeit gehabt hatte auszubleichen, aber der Wind hatte seine Wangen so rot gefärbt wie sein Haar. »Hobbs Gewürzwein mit Zimt und Nelken wird uns etwas aufwärmen.«
    »Was sind Nelken?«, fragte Owen der Ochse.
    Der Schnee fiel wieder dichter, und das Feuer im Graben brannte aus. Die Zuschauer strömten auseinander, Männer der Königin, Männer des Königs und Freies Volk, allesamt flüchteten sie aus Wind und Kälte. »Wird Mylord mit uns feiern?«, erkundigte sich Mully bei Jon Snow.
    »In Kürze.« Sigorn würde es möglicherweise als Beleidigung auffassen, wenn er sich bei dem Fest nicht sehen ließe. Und schließlich ist diese Hochzeit mein Werk. » Ich muss mich zuerst noch um etwas anderes kümmern.«
    Jon ging hinüber zu Königin Selyse, und Ghost lief neben ihm her. Seine Stiefel knirschten über die alten Schneehaufen.