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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Böe flatterten die scharlachrote Seide und der Satin ihrer Kleider. »Heute treten zwei vor dich hin, um ihr Leben zu vereinen und um sich gemeinsam gegen die Dunkelheit dieser Welt zu stellen. Erfülle ihre Herzen mit Feuer, Herr, auf dass sie auf ewig Hand in Hand deinem leuchtenden Pfad folgen.«
    » Herr des Lichts, beschütze uns«, rief Königin Selyse. Andere Stimmen fielen in ihr Gebet ein, Melisandres getreue Schäfchen: blasse Damen, zitternde Dienerinnen, Ser Axell und Ser Narbert und Ser Lambert, Soldaten in eisernen und Thenns in bronzenen Kettenhemden, sogar einige von Jons Schwarzen Brüdern. » Herr des Lichts, segne deine Kinder.«
    Melisandre hatte den Rücken der Mauer zugekehrt und stand auf einer Seite des tiefen Grabens, in dem ihr Feuer brannte. Das Paar, das vermählt werden sollte, wartete auf der anderen Seite des Grabens. Hinter ihnen standen die Königin mit ihrer Tochter und ihrem tätowierten Narren. Prinzessin Shireen war in so viele Felle gewickelt, dass sie rund wie eine Kugel aussah; durch den Schal, der den größten Teil ihres Gesichts bedeckte, stiegen weiße Atemwölkchen auf. Ser Axell Florent und seine Männer der Königin umringten die königlichen Herrschaften.
    Obwohl sich nur wenige Männer der Nachtwache am Feuergraben versammelt hatten, sahen von den Dächern und den Stufen der riesigen Treppe sowie aus den Fenstern weitere zu. Jon merkte sich genau, wer anwesend war und wer nicht. Manche Männer hatten Dienst, andere hatten ihre Wache gerade hinter sich und schliefen fest. Wieder andere hingegen hatten sich entschieden, durch Abwesenheit ihre Ablehnung zum Ausdruck zu bringen. Othell Yarwyck und Bowen Marsh gehörten zu denen, die absichtlich fehlten. Septon Cellador war kurz aus der Septe hervorgekommen und hatte an dem siebenseitigen Kristall, der ihm um den Hals hing, herumgefummelt, nur um sich dann wieder zurückzuziehen, als die Gebete begannen.
    Melisandre hob die Hände, und das Grabenfeuer sprang hinauf zu ihren Fingern wie ein großer roter Hund, der nach einer Leckerei schnappt. Funken stoben den fallenden Schneeflocken entgegen. »Oh Herr des Lichts, wir danken dir«, sang sie in die gierigen Flammen. »Wir danken dir für den tapferen Stannis, der durch deine Gnade unser König ist. Leite ihn und beschütze ihn, R’hllor. Bewahre ihn vor dem Verrat böser Menschen und schenke ihm die Kraft, die Diener der Finsternis zu zerschmettern.«
    » Schenke ihm die Kraft«, antworteten Königin Selyse und ihre Ritter und Damen. » Schenke ihm Mut. Schenke ihm Weisheit.«
    Alys Karstark hakte sich bei Jon ein. »Wie lange soll das noch dauern, Lord Snow? Wenn ich schon unter diesem Schnee begraben werden soll, würde ich lieber als verheiratete Frau sterben.«
    »Bald, Mylady«, versicherte Jon ihr. »Bald.«
    » Wir danken dir für die Sonne, die uns wärmt«, sang die Königin. » Wir danken dir für die Sterne, die in der Schwärze der Nacht über uns wachen. Wir danken dir für unsere Herdfeuer und für unsere Fackeln, die uns vor der grimmigen Dunkelheit behüten. Wir danken dir für unseren lodernden Geist, für das Feuer in unseren Lenden und unseren Herzen. «
    Und Melisandre sagte: »Nun mögen diejenigen vortreten, die sich vereinen möchten.« Die Flammen warfen ihren Schatten an die Mauer hinter ihr, und ihr Rubin leuchtete auf der hellen Haut an ihrer Kehle.
    Jon wandte sich an Alys Karstark. »Mylady. Seid Ihr bereit?«
    »Ja. Oh, ja.«
    »Habt Ihr keine Angst?«
    Das Mädchen lächelte auf eine Weise, die Jon so sehr an seine kleine Schwester erinnerte, dass es ihm fast das Herz brach. »Soll er lieber Angst vor mir haben.« Die Schneeflocken schmolzen auf ihren Wangen, aber ihr Haar war in ein Stück Spitze gehüllt, das Satin irgendwo aufgetrieben hatte, und der Schnee hatte sich dort gesammelt und ihr eine eisige Krone aufgesetzt. Ihre Wangen waren gerötet, und ihre Augen funkelten.
    »Die Gemahlin des Winters.« Jon drückte ihre Hand.
    Der Magnar von Thenn wartete am Feuer, gerüstet, als würde er in die Schlacht ziehen, in Fell und Leder und Bronzeschuppen, am Gürtel ein Schwert aus Bronze. Durch den hohen Haaransatz wirkte er älter, als er war, doch als er sich zu seiner Braut umdrehte, sah Jon den Jungen in seinem Gesicht. Seine Augen waren so groß wie Walnüsse, aber ob ihm nun das Feuer, die Priesterin oder die Frau Angst machte, konnte Jon nicht sagen. Alys hat ihn besser eingeschätzt, als sie geahnt hat.
    » Wer führt diese Frau in

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