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10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron

10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron

Titel: 10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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unangenehme Folgen haben. Aber daran dachte Lennet jetzt nicht.
    Er setzte sich an den Tisch, zog die Lampe zu sich heran und prüfte genau das Stück Porzellan, das er aufgehoben hatte.
    Die Schrift hatte jemand mit allen Mitteln zu beseitigen versucht, von Radiergummi bis zum Messer und zur Säure. Dennoch konnte man die Überreste einiger Buchstaben erkennen, die in violetter Tinte aufgetragen waren: A N O GK G
    Lennet schrieb die Buchstaben auf einen Fetzen Papier und beachtete dabei die Zwischenräume zwischen den einzelnen Buchstaben.
    Er versuchte sie auszufüllen. Nachdem er mehrere Kombinationen probiert hatte, sagte er plötzlich laut: »Uff!
    Darauf hätte ich auch früher kommen können!« Er vervollständigte die Schrift mit dem Bleistift: MADE IN HONGKONG 

Ein sonderbarer Streit
    Als er einschlief, glaubte Lennet eine einleuchtende Erklärung für das Unternehmen des Prinzen de Bourbons-Valoys gefunden zu haben. Er kaufte zu billigem Geld Vasen aus Hongkong. Am Tag der Abfahrt seiner Gäste – das erklärt auch die Bemerkung von Marietta – ließ er sie zerbrechen und ganz schnell wieder ersetzen, noch ehe die Opfer Zeit hatten, über die Sache nachzudenken.
    Boudiafa und seine Leute, die die Rolle der Schmuggler spielten, gaben dem Ganzen einen echten Anstrich. Ohne Zweifel waren es sogar echte Schmuggler, und sie machten ein kleines Geschäft bei den Vasen, die Monsieur Bourbons-Valoys verkaufte.
    Doch als er erwachte, fand Lennet in seiner Erklärung einige schwache Punkte. Erstens: Was hatte das Blitzlicht zu bedeuten, als er den Scheck unterschrieb? Zweitens: Warum war der Spinnenbaron jedesmal und zwar heimlich bei den Ausflügen nach Cherbourg dabei? Drittens: Warum hatte Jenny, die man doch offenbar der gleichen Behandlung unterzogen hatte wie Dickie Hogan, hinterher erklärt, daß Louis ein echter Gentleman sei?
    Die beiden ersten Punkte konnte man miteinander verbinden: die Spinne hatte die Aufgabe, das Opfer zu fotografieren. Aber wozu? Und hätte Jenny den Prinzen als echten Gentleman bezeichnet, wenn er sie um zehntausend Francs erleichtert hätte?
    Ohne eine befriedigende Erklärung gefunden zu haben, ging Lennet zum Frühstück hinab. Die hübsche Marietta servierte ihm das amerikanische Frühstück. »Haben Sie gut geschlafen?« fragte sie.
    Lennet, der den Dickie spielte, wollte sich nicht mit der verschmitzten Normannin unterhalten. »Sehr gut, danke«, sagte er deshalb kurz.
    Aber so leicht wurde man Marietta nicht los. Sie strich unaufhörlich um ihn herum, achtete darauf, daß es an nichts fehlte, brachte Geschirr, das er gar nicht brauchte und brachte ihm zum drittenmal Haferflocken. Lennet seinerseits gab sich Mühe, so amerikanisch zu wirken, wie er nur konnte und dachte unaufhörlich daran, die linke Hand auf den Knien liegen zu lassen, wie es ein wohlerzogener Amerikaner tut.
    »Ich habe gesehen, daß es Monsieur gelungen ist, die Vase zu ersetzen, die er zerbrochen hat«, bemerkte das Mädchen. »Findet man diese Dinger leicht im Handel?«
    Lennet hob die Augen. Sie sahen sich an. Marietta schlug die Augen nieder, aber sie schaute dabei genau auf Lennets Hand… Schweigen.
    Dann meinte Dickie Hogan: »Marietta, Amerika ist ein sehr schönes Land und es gibt dort viele angenehme Bräuche. Im besonderen hat man das Recht, in aller Ruhe zu frühstücken.«
    »Jawohl, Monsieur«, meinte Marietta ein wenig spitz.
    Aber als sie bei der Tür war, drehte sie sich noch einmal um, und ihr Gesicht sah listig und schalkhaft aus.
    Bald erschien auch Mick, und nachdem sie sich von dem Prinzen verabschiedet hatten, stiegen die beiden jungen Männer in den Wagen.
    Sie machten einen kleinen Umweg und kamen dann nach Schloß Cresilian.
    Der Empfang durch Lionette war typisch. Sie hatte wieder ihre abgetragene Bluse und die Reithose an und schwang die Reitpeitsche.
    »Ach, Sie sind der Sohn des hohen Herrn«, begrüßte sie ihren Gast. »Ich hoffe, daß die Würde Ihres Vaters auf Sie abgefärbt hat, damit ein bißchen Ausgleich da ist.«
    »Was soll das bedeuten, Lionette?« fragte Mick.
    »Mit einem Führer wie mit Ihnen muß der Herr doch Würde für zwei haben, damit das Gespann auch nur einen Pfifferling wert ist. Übrigens kann ich mich nicht erinnern, Ihnen erlaubt zu haben mich zu duzen und beim Vornamen zu nennen.«
    »Ich habe beschlossen, das einfach zu tun«, erklärte Mick mit einem aufgeblasenen Lächeln.
    Lionette erbleichte vor Zorn. Sie hob die Peitsche und schlug ihm

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