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10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron

10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron

Titel: 10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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länger den Baron zurückzuhalten. Er führte Dickie und Mick in den Salon, wo man ihnen Kaffee und Kognak servierte. Lennet wartete darauf, daß etwas Verdächtiges geschah, doch wenn man von dem sonderbaren Betragen während des Besuchs des Barons absah, benahm sich Louis ganz normal – wenigstens bis zu diesem Zeitpunkt. Natürlich konnte man von seinem adligen Gehabe kein Wort glauben, aber das wußte Lennet schon von seinem ersten Besuch auf dem Schloß.
    »Interessieren Sie sich für die Kunst des Fernen Ostens?« fragte der Prinz, während er an seinem Kaffee nippte.
    »Nein, überhaupt nicht«, erwiderte Dickie, aber er spitzte die Ohren.
    »Ich möchte Ihnen trotzdem ein sehr schönes Stück zeigen, das ich in meiner Bibliothek habe.«
    Das ist es also, dachte Lennet. Er gähnte breit und antwortete: »Wenn Sie darauf bestehen, aber ich kann ehrlich gestanden nicht die Periode Ping von der Periode Pong unterscheiden.«
    Mick fing an zu lachen, als könne er sich nicht mehr halten, und Louis warf ihm einen strengen Blick zu.
    Sie gingen zu dritt in die Bibliothek, und der Hausherr zeigte auf die chinesische Vase auf dem Kamin.
    »Ich bin sehr stolz auf dieses Stück«, sagte er. »Es stammt aus dem vierzehnten Jahrhundert vor Christus.
    Periode Schang. Sie hat sechshundert Jahre lang einer Familie von Mandarins gehört. Schauen Sie sich dieses Blau auf den Schuppen dieses Drachens an. Es ist ein ganz einmaliges Chinablau. Der Künstler, der das geschaffen hat, machte gleichzeitig eine zweite Vase. Den Zwillingsbruder meiner Vase hier. Dieses zweite Gefäß gelangte vor kurzem durch Schmuggler nach Frankreich.
    Ich weiß sogar, wo es sich befindet. Ist das nicht ein unglaublicher Zufall? Bei einem Gegenstand, der Jahre alt ist? Der Schmuggler sucht einen Käufer, aber ich fürchte, er hat andere Preisvorstellungen als ich. Das erstaunlichste ist, wie leicht diese alte Vase ist: Sie wiegt fast nichts!«
    Louis hob die Vase hoch. Mick sah schweigend zu.
    Lennet wartete gespannt, was nun passieren sollte.
    »Also, wenn Sie meine Meinung hören wollen«, bemerkte er bissig, »ich finde die Vase häßlich. Im Chinesenviertel von New York kann man viel schönere kaufen.«
    »Aber dieses Material! Dieses Blau! Und das Alter! Man hat das Geheimnis dieses Porzellans bis heute nicht wieder entdeckt. Halten Sie, fühlen Sie, wie leicht sie ist.«
    Bourbons-Valoys legte Lennet die Vase in die Hände.
    »Sehr leicht, tatsächlich«, sagte Lennet und streckte die Hände aus, um die Vase zurückzugeben.
    In diesem Augenblick kam Mick näher, wie um sich die Sache genauer anzusehen. Dabei stieß er wie zufällig mit dem Ellbogen an den Ellbogen Lennets. Die Vase fiel zu Boden und zerbrach in tausend Stücke.
    Einen Augenblick herrschte betroffenes Schweigen. Lennet faßte sich als erster.

    Die kostbare Vase zersplitterte am Boden in tausend Scherben
    »Nun, etwas Häßliches weniger auf der Welt.« Bourbons-Valoys streckte die Hand aus.
    »Dreißigtausend Franc«, sagte er einfach.
    »Dreißigtausend Franc? Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen!«
    »Keineswegs. Ich hing sehr an diesem Gefäß, und ich hätte es nicht für das Doppelte verkauft.«
    »Glauben Sie nicht, daß man sie wieder leimen kann?«
    »Bei diesen kleinen Splittern?«
    Lennet beugte sich nieder und kramte mit den Fingerspitzen in den Scherben.
    »Dreißigtausend Franc«, wiederholte Louis ruhig.
    »Wenn Sie glauben, daß ich Ihnen das bezahle, sind Sie auf dem Holzweg«, antwortete Dickie und kramte interessiert weiter in den Scherben.
    »Dickie«, griff nun auch Mick ein. »Es tut mir leid, daß ich Sie daran erinnern muß, aber Sie haben bei der L.A.D.S. einen Vertrag unterschrieben – oder vielmehr Ihr Vater hat es getan: Jeder Schaden, der von den Gästen verursacht wird, muß zu einem von Experten festgelegten Preis wiedererstattet werden.«
    »Aber nicht dreißigtausend Francs«, antwortete Lennet und zeigte jetzt deutliche Zeichen von Unruhe. »Wenn ich meinem Vater mit einem solchen Betrag komme, gerät er außer sich… Er ist zwar großzügig, mein Vater, aber er achtet trotzdem auf sein Geld.«
    »Dickie, Sie müssen verstehen: Monsieur de Bourbons-Valoys kann sich darum natürlich nicht kümmern.«
    »Ich habe die Vase ja gar nicht zerbrochen. Sie waren es doch, der mich gestoßen hat.«
    »Sie täuschen sich, Dickie. Übrigens heißt es im Vertrag, daß Sie auch für Schäden verantwortlich sind, die durch Ihren Führer verursacht

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