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10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron

10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron

Titel: 10 - Geheimagent Lennet und der Spinnenbaron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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fühlt man immer eine Verpflichtung, denen zu helfen, die weniger reich sind als man selbst. Ich werde Ihnen Informationsmaterial schicken, das diese Einstellung genau erklärt. Welche Wohltätigkeitsinstitute unterstützen Sie, Louis?«
    »Hm…«
    »Aha, jetzt habe ich Sie erwischt, Sie alter Egoist. Noch einer von denen, die man dazu zwingen muß, Gutes zu tun. Ich werde Sie mit monatlich tausend Francs bei der Vereinigung der Jugendlichen guten Willens anmelden.
    Sie bekommen dann immer einen Umschlag, auf dem schon alles draufsteht. Sie brauchen nur den Scheck hineinzulegen. Nicht einmal eine Briefmarke müssen Sie draufkleben.«
    »Aber ich…«
    »Sie brauchen mir nicht zu danken. Ich weiß: Adel verpflichtet.«
    Das Essen schmeckte großartig. Jean servierte. Louis hatte Dickie zu seiner rechten und Mick zur linken Seite gesetzt. Da er sich zum Mittagessen mit einem belegten Brot begnügt hatte, um den Amerikaner zu spielen, tat Lennet jetzt dem Essen der Köchin Marthe alle Ehre an, und vergaß sogar, ein Cola zu trinken und sich Ketchup zu bestellen. Mick spottete darüber.
    »Ich sehe, Dickie, daß Sie die französischen Weine ganz gut vertragen. Und auch unser Essen scheint Ihnen nicht so sehr zu mißfallen.«
    »Oh, Sie verstehen aber auch gar nichts vom Snobismus«, erwiderte Lennet. »Ich fange sogar an zu zweifeln, daß Sie zur gesellschaftlichen Elite gehören.
    Verstehen Sie nicht, daß es vulgär ist, Dinge zu sagen, die schon jeder weiß? Natürlich ist das französische Essen gut. Und? Natürlich schmeckt Cola nach Apotheke. Das weiß doch jeder. Meine Lage aber zwingt mich, das Gegenteil zu behaupten, um mich von der Masse zu unterscheiden. Sie kennen doch sicher das amerikanische Sprichwort: Es gibt die Klasse und es gibt die Masse, und das ist nicht das gleiche!«
    Gegen Ende des Essens flüsterte Jean plötzlich dem Prinzen leise ins Ohr: »Prinz, Baron Neuwasser ist gekommen. Er läßt Sie fragen, ob…«
    »Aber natürlich«, antwortete der Prinz laut. »Legen Sie noch ein Gedeck für ihn auf!«
    Als der Spinnenbaron eintrat, fielen die beiden Männer sich fast in die Arme.
    »Lieber Baron, alter Freund, wie lange habe ich Sie schon nicht mehr gesehen.«
    »Lieber Prinz! Das sind wohl bald sechs Monate. Wir haben uns zuletzt bei der Treibjagd bei Ihrem Vetter getroffen. Erinnern Sie sich?«
    »Richtig. Der ganze Adel war da.«
    »Sie machen Treibjagden?« erkundigte sich Lennet trocken. »Ich lehne diesen Sport ab. Er ist grausam, unmoralisch und übrigens ist es auch nicht fair play.«
    »Zweifellos, zweifellos, aber ,Adel verpflichtet'. Sie wissen das doch auch. Lieber Baron, darf ich Ihnen meinen Freund Dickie Hogan vorstellen. Er ist der Sohn von Senator Hogan.«
    Neuwasser grüßte, setzte sich und stürzte sich auf das köstliche Mahl.
    Louis wandte sich an Dickie: »Lieber Freund, ich wollte Sie noch fragen, wie die amerikanische Jugend lebt, ich meine natürlich die Jugend Ihrer Schicht. Stimmt es, daß sie im Sommer Wagen waschen, Rasen mähen und auch Teller waschen, um sich etwas Taschengeld zu verdienen?«
    »Das kommt schon vor. In Amerika glauben wir eben, daß es keinen minderwertigen Beruf gibt.«
    »Und Sie selbst, haben Sie schon einmal…« Der Lebenslauf Dickie Hogans war von den Spezialisten des Geheimdienstes zusammengestellt worden, und Lennet hatte ihn im Flugzeug auswendig gelernt.
    »Ich habe schon einmal einen ganzen Sommer lang Mülleimer geleert. Aber das habe ich hauptsächlich wegen meiner politischen Einstellung getan. Alles Geld habe ich meinen schwarzen Kollegen gegeben. Ich habe es ja nicht nötig, verstehen Sie? Mein Vater gibt mir genug monatlich.«
    »Darf ich so indiskret sein und fragen, wieviel? Die Amerikaner sind da ja viel einfacher und auch viel großzügiger, was das Geld angeht…«
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Ich bekomme dreitausend Franc im Monat. Natürlich zahlt mein Vater einen Teil meiner Ausgaben aus seiner Tasche. Diese Reise zum Beispiel.«
    Der Prinz und der Baron tauschten einen Blick. Dann wurde von anderen Dingen gesprochen. Nach dem Dessert erhob sich der Baron ziemlich plötzlich, um zu gehen.
    »Wieso?« rief Louis. »Ich dachte, Sie machen mir die Freude, die Nacht unter meinem Dach zu verbringen, lieber Freund.«
    »Ausgeschlossen. Leider. Ich habe der Marquise versprochen, beim Bridge den vierten Mann zu spielen.
    Und man braucht mit dem Wagen zwei Stunden bis dorthin.«
    Bourbons-Valoys versuchte nicht

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