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10 - Im Bann der Loge

10 - Im Bann der Loge

Titel: 10 - Im Bann der Loge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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ein Knall.
    »O mein Gott«, rief der Mann am Empfang so laut ins Telefon, dass auch Hanahau ihn verstand. »Ein Bus hat Mr. Jorgensen überfahren!« Er warf den Hörer auf die Gabel und eilte aus dem Gebäude.
    Kaum war der Kerl durch die Tür verschwunden, rannte auch der Indio los. Im Laufen zog er den blauen Kittel aus und stopfte ihn in eine Mülltonne neben dem Eingang.
    Mit schnellen Schritten erreichte er den Körper des Zeugen. Der Mann vom Empfang hatte sich darüber gebeugt, doch Hanahau zog ihn einfach weg.
    »Lassen Sie mich durch. Ich bin Arzt«, behauptete er.
    Wie er gehofft hatte, trat der Pförtner zur Seite, ohne den Indio zu erkennen. Vorhin hatte er der Putzkraft im blauen Kittel nur einen kurzen Blick geschenkt. Nun sah er vor sich einen Arzt im Maßanzug. Dass beide dasselbe Gesicht besaßen, fiel ihm nicht auf.
    Hanahau untersuchte flüchtig den Mann, von dem er nun wusste, dass er Jorgensen hieß. »Er ist tot«, sagte er dann zu dem Mann vom Empfang.
    Man musste kein Arzt sein, um diese Diagnose zu stellen. Der gebrochene Blick ließ das sogar einen medizinischen Laien erkennen.
    Mit einer raschen Bewegung huschte Hanahaus Hand über den Rücken des Toten. Hitze wallte in ihm auf, als er den Pfeil nicht gleich fand. Hatte er sich beim Aufprall gelöst und lag nun irgendwo auf der Straße? Das wäre fatal, denn die Spurensicherung …
    Da stießen seine Finger gegen den gefiederten Schaft. Er atmete auf, nahm den verräterischen Pfeil an sich und stand auf. Inzwischen hatten sich etwa zehn Personen um die Unfallstelle versammelt und gafften. Eine von ihnen war offenbar der Busfahrer, denn er stammelte unentwegt: »Ich habe ihn nicht kommen sehen! Er war plötzlich da. Ich kann doch nichts dafür.«
    Von weitem hörte Hanahau die Sirene des Krankenwagens.
    Die Passanten waren von der Szenerie so fasziniert, dass niemandem auffiel, wie er sich erst der Gruppe der Gaffer anschloss und sich schließlich davonmachte.
    Auf dem Weg zu seinem Leihwagen ging er noch einmal am Eingang des Interpol-Gebäudes vorbei und zog den blauen Kittel aus der Mülltonne. Achtlos warf er ihn auf den Beifahrersitz des BMW. Unter dem Jackett seines Anzugs zog er das Blasrohr hervor und legte es auf den Arbeitsmantel. Beim Fahren störte es nur.
    Jetzt brauchte er nur noch McDevonshire zu Hause aufsuchen, ihm ebenfalls eine Ladung Pfeilgift verpassen und das Absenden der E-Mail in Auftrag geben. Der Mann in Weiß würde mit ihm zufrieden sein.
    Er wollte den BMW gerade starten, da bog ein silberner Jaguar um die Ecke, fuhr am Interpol-Gebäude vorbei und parkte zwei Häuser weiter. Die Tür schwang auf und ein Mann stieg aus.
    Spencer McDevonshire!
    Hanahau zerbiss einen Fluch zwischen den Zähnen. Hastig packte er das Blasrohr, stopfte den Pfeil hinein, ließ die Seitenscheibe des Wagens herunter und zielte.
    Dann senkte er die Waffe wieder und legte sie zurück auf den Beifahrersitz. Ein Schuss aus dieser Entfernung war aussichtslos. Und er hatte nur noch diesen einen Pfeil. Der musste sitzen.
    McDevonshire eilte zum Interpol-Gebäude, warf nur einen flüchtigen Blick auf den Bus und die versammelten Passanten und verschwand durch einen Nebeneingang.
    Ein weiterer Fluch verließ die Lippen des Indios. Er sah auf die Uhr. Fünf Uhr dreißig.
    Die Putzkolonne trat auf die Straße und gesellte sich zu den Gaffern. Der Krankenwagen traf ein und auch zwei Polizeiautos. Außerdem trudelten nach und nach die Mitarbeiter von Interpol zum Dienstbeginn ein.
    Keine gute Idee, jetzt auszusteigen und McDevonshire im Gebäude zu stellen. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als im Wagen darauf zu warten, dass sein Opfer wieder auftauchte.
    Oder …
    Ein Gedanke nahm in seinem Kopf Gestalt an. Er musste den Commissioner nicht unbedingt mit Gift erledigen. Es gab da noch eine zweite Möglichkeit, die so offensichtlich war, dass er im ersten Augenblick gar nicht darauf gekommen war.
    Er zog ein Handy aus der Innentasche des Jacketts, beugte sich über das Lenkrad und sah nach oben. Zum fünften Stock des Interpol-Gebäudes.
    Noch einmal rief er sich McDevonshires Büro und die Einteilung der Gänge ins Gedächtnis. So war es für ihn kein Problem abzuzählen, hinter welchen Fenstern die Räumlichkeiten des Commissioners lagen.
    Er wartete.
    Autos fuhren in die Tiefgarage. Menschen betraten das Gebäude.
    Hanahau wartete weiter.
    Licht wurde angeknipst. Fenster um Fenster wurde erhellt. Nur nicht das von McDevonshires Büro.
    Er

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