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10 - Im Bann der Loge

10 - Im Bann der Loge

Titel: 10 - Im Bann der Loge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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als die Flammen am nächsten Morgen erstarben, warfen sich die Maya zu Boden. Männer und Frauen. Kaziken und Bauern. Priester und Krieger. Und weinten!
    Stunden später zogen die Vertreter der Völker zurück in ihre Städte. Mit sich führten sie den Auftrag des Königs Diegodelanda, alle Aufzeichnungen, die sie von nun an noch fanden und die Datierungen enthielten, zu vernichten.
    Dann beauftragte Diego de Landa die Schreiber von Ah Kin Pech, in den verbliebenen dreizehn Dokumenten Korrekturen vorzunehmen.
    Er warnte vor dem Ende der Zeiten, indem er für die zukünftige Menschheit die Zeitrechnung der Maya enden ließ.
    ***
    »Er hat was getan?«, fragte Maria Luisa, nachdem Tom ihr die letzten Passagen vorgelesen hatte.
    Im Magen des Archäologen nistete sich ein flaues Gefühl ein, wie er es schon lange nicht mehr verspürt hatte. »Er hat den Maya-Kalender umdatiert.«
    Seine Stimme klang absolut tonlos. So, als könne er es selbst nicht glauben. Es fühlte sich an, als sei sein Kopf in Watte gepackt.
    Liegt vielleicht nur an der Müdigkeit.
    In den letzten zwei Tagen seit dem Streit mit Maria Luisa und ihrer Rückkehr hatte er sich kaum Schlaf gegönnt, weil er beinahe pausenlos über Diego de Landas Dokumente gebeugt verbracht hatte.
    Und nun war er hin und her gerissen zwischen der Enttäuschung, dass die Aufzeichnungen keine weitere Hilfe beim Kampf gegen die Loge boten, und der wissenschaftlichen Sensation, die darin steckte.
    Auf dem Tisch standen die Reste einer Salamipizza und einer Lasagne. Das Radio lief. In den Nachrichten hatte er von einem Vulkanausbruch in Asien und einem Erdbeben in der Türkei gehört. Tom wusste nicht, was davon mit der Weltuntergangs-Maschine zusammenhing, aber er war sich sicher, dass nicht alle Katastrophen einen natürlichen Ursprung besaßen.
    Er schob den Gedanken beiseite.
    »Aber wie kann man einfach so einen Kalender umdatieren?«, holte ihn Maria Luisas Stimme in die Wirklichkeit zurück.
    »Vereinfacht gesagt, indem man alles zerstört, was eine zeitliche Zuordnung zulässt, und das bisschen fälscht, was man zurückbehält.«
    »Verstehe ich nicht.«
    »Was weißt du vom Maya-Kalender?«
    »Nur, dass er angeblich am 21. Dezember 2012 endet.«
    Tom nickte. »Das ist es, was die meisten Menschen denken. Das stimmt so aber nicht.«
    »Sondern?«
    »Ich versuche es so unkompliziert wie möglich zu erklären, auch wenn es dadurch vielleicht etwas ungenau wird. Das Gerücht des endenden Kalenders rankt sich um eine von drei Zeiterfassungen, die die Maya benutzt haben: die so genannte Lange Zählung. Von der Grundidee her ist sie fast schon spektakulär einfach: Man zählt schlicht und ergreifend alle Tage seit Beginn der Zeitrechnung durch.«
    »Das ist alles?« Sie runzelte die Stirn. »Aber wie kann ein ständig fortschreitender Kalender jemals enden?«
    »Dazu muss ich dir erst noch die Struktur des Zählsystems erklären. Die Daten, die man aus Stelen kennt, bestehen meistens aus fünf Stellen. Die hinterste heißt Kin und entspricht einem Tag. Zwanzig Kin, also zwanzig Tage, bilden ein Uinal.«
    Maria Luisa verdrehte die Augen und hob abwehrend die Hände. »Versuch es mir lieber so zu erklären, als wäre ich eine Frau. Und zwar ohne Urinal oder sonstigem Fachchinesisch.«
    Tom lächelte. Er fand es rührend, wie sie sich um einen lockeren Tonfall bemühte. »Das wird schwierig.« Er grübelte ein paar Sekunden. »Okay, die Theorie des Zeitenendes rührt daher, dass die Dreizehn für die Maya eine heilige Zahl darstellte. Deshalb haben sie den Anbeginn der Zeit nicht mit fünf Nullen gekennzeichnet, wie es richtig gewesen wäre, sondern anstelle der ersten Null eine Dreizehn gesetzt.«
    »Versteh ich nicht.«
    »Stell dir vor, du zählst von eins bis hundert. Weil die Dreizehn aber eine heilige Bedeutung für dich besitzt, nennst du die erste Zahl Dreizehn, obwohl du Eins damit meinst. Du zählst also nicht eins, zwei, drei, vier, sondern dreizehn, zwei, drei, vier und so weiter. Das hat zur Folge, dass du die Zahl, mit der du begonnen hast, irgendwann ein zweites Mal erreichst.«
    »Hm«, machte die Spanierin.
    »Genau das geschieht bei der Langen Zählung. Die Maya starteten ihren Kalender mit 13.0.0.0.0., meinten damit aber 0.0.0.0.0. Nach umgerechnet ungefähr fünftausendeinhundert Jahren erreicht der Kalender erneut das Datum 13.0.0.0.0., diesmal aber zurecht. Die Weltuntergangstheoretiker sehen in dieser Wiederkehr das Ende der Zeit.«
    »Und das passiert am

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