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10 - Operation Rainbow

10 - Operation Rainbow

Titel: 10 - Operation Rainbow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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versprach sie. »Ich rate dem Präsidenten, den Antrag nicht zu unterstützen.«
    Der Antrag trug die Nummer S-1768 und wurde von beiden Senatoren Alaskas eingebracht und mitgetragen, die schon längst auf der Lohnliste der Ölfirmen standen. Demnach sollte dem Innenminister der Auftrag erteilt werden, die Bohrrechte in der AAMP-Region öffentlich auszuschreiben. Die Gelder, um die es ging, waren enorm, sowohl für die Bundesregierung als auch für den Staat Alaska. Selbst die Stammesführer der Ureinwohner würden sich das noch gut überlegen. Mit dem Ölgeld wurde ihnen der Ankauf zahlreicher Schneefahrzeuge und Motorboote ermöglicht, mit denen sie Karibus jagen und erlegen, Polarwale fischen und töten konnten, was zu ihrem traditionellen kulturellen Erbe gehörte. Die Jagd war längst nicht mehr nötig in einer Zeit, da man sich im Supermarkt mit plastikverpacktem Fleisch aus den Fabriken lowas versorgte, doch die Ureinwohner Nordamerikas hingen an ihren überkommenen Traditionen. Es war deprimierend, wie diese Menschen ihre gesamte Geschichte und sogar ihre eigenen Götter über den Haufen warfen, um die Technik, das Öl und seine Produkte für sakrosankt zu erklären. Die Senatoren würden die Stammesältesten mitbringen, um vor dem Kongreß den Antrag S-1768 zu befürworten, und man würde auf sie hören, denn wer lebte mehr in Harmonie mit der Natur als die Ureinwohner Alaskas? Wenn auch heutzutage mit Hilfe von Ski-Do-Schneemobilen, Johnson-Außenbordmotoren und Winchester-Jagdgewehren... Sie seufzte über diesen ganzen Irrsinn.
    »Wird er auf Sie hören?« erkundigte sich Mayflower, der wieder zur Sache kommen wollte. Selbst Umweltschützer mußten sich auf die Realpolitik einlassen.
    »Wollen Sie eine ehrliche Antwort? Vermutlich nicht«, gestand Carol Brightling kleinlaut.
    »Wissen Sie«, erklärte Kevin mit leiser Stimme, »manchmal habe ich Verständnis für John Wilkes Booth, den Mörder Lincolns.«
    »Kevin, das will ich nicht gehört haben. Nicht hier. Nicht in diesen vier Wänden!«
    »Verdammt, Carol, Sie begreifen doch, um was es mir geht.
    Und Sie wissen, daß ich recht habe. Wie zum Henker sollen wir den Planeten schützen, wenn die Idioten, die ihn regieren, sich einen Scheißdreck um seine Zukunft kümmern?«
    »Was wollen Sie damit sagen? Daß der Mensch bloß ein Parasit ist, der die Erde und das Ökosystem ruiniert? Daß wir hier überflüssig sind?«
    »Nicht wenige von uns sind es, das ist eine Tatsache.«
    »Und wenn's so wäre - was wollen Sie machen?«
    »Ich weiß es nicht«, gab Mayflower zu.
    Einige von uns schon , dachte Carol Brightling, hob den Kopf und sah ihm wehmütig in die Augen. Aber wärst du dazu imstande, Kevin ? Sie hielt ihn für stark genug, doch diese Entscheidung war ein heikler Schritt, selbst für gläubige Jünger wie Kevin Mayflower.

    ***

    Die Bauarbeiten waren nahezu abgeschlossen, zu neunzig Prozent jedenfalls. Zwanzig Sektionen des Geländes waren bereits fertig, jeweils dreißig Quadratkilometer ebenes Land, leicht abfallend. Eine vierspurig asphaltierte Straße, über die noch immer die LKWs ein- und ausführen, führte nordwärts zur Interstate 70. Auf den letzten Kilometern des Zubringers fehlte der Mittelstreifen; dieses Stück war achtzig Zentimeter hoch betoniert. Hier könnten Flugzeuge landen, was dem Leiter des Bautrupps schon aufgefallen war, ziemlich große sogar. Die Straße führte in einen ebenso bruchfesten und massiven Parkplatz. Ihm war das gleich, nicht einmal wichtig genug, um in seinem Country Club in Salina davon zu erzählen.
    Die Gebäude dagegen waren schlicht gehalten, aber vorzüglich mit Umwelt-Kontrollsystemen ausgestattet. Die waren so aufwendig, daß die Navy gut und gerne ihre Atom-U-Boote damit hätte ausrüsten können. All das hing mit der marktbeherrschenden Stellung des Un ternehmens zusammen, wie ihm der Firmenchef bei der letzten Besichtigung erklärt hatte. Es gehörte zu ihrer Philosophie, allen anderen ein Stück voraus zu sein, außerdem erforderte ihre Arbeit die genaue Kontrolle über jedes winzigste Detail. Impfstoffe lassen sich nicht irgendwo in freier Wildbahn entwickeln. Doch die Arbeiterwohnungen und Verwaltungsbüros hatten die gleichen Vorkehrungen, und das fand der Bauleiter dann doch etwas merkwürdig, um die Wahrheit zu sagen. Für alle Gebäude wurden Keller ausgeschachtet - in einem Land, wo Tornados Verwüstungen anrichteten, sehr umsichtig, aber die wenigsten kümmerte das, sei es aus

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