10 - Operation Rainbow
Schludrigkeit, sei es, weil der Boden hier schwer aufzugraben war; die berüchtigte Kansas -Hartplattenschicht eben, deren Oberfläche nur ein wenig angekratzt wurde, um Weizen zu säen. Auch das war übrigens merkwürdig: Der größte Teil des Geländes wurde als Ackerland genutzt. Der Winterweizen war bereits eingefahren, und ein paar Kilometer weiter lag ein Mustergut an der überbreiten zweispurigen Straße, mit den allermodernsten landwirtschaftlichen Geräten ausgerüstet; und das in einer Gegend, wo der Weizenanbau eher als hohe Kunst betrieben wurde.
Dreihundert Millionen Dollar flossen insgesamt in das Projekt. Die Gebäude waren riesig - fünf- bis sechstausend Leute hätte man bequem unterbringen können, dachte der Bauleiter. Im Verwaltungszentrum lagen Klassenräume für weiterführende Schulen. Das Gelände hatte sein eigenes Kraftwerk, dazu ein riesiges Ölsilo, dessen Tanks halb eingegraben waren, um den klimatischen Verhältnissen standzuhalten. Eine eigene Pipeline führte bis zu einem Einfüllstutzen an der I-70 bei Kanopolis. Trotz des Süßwassersees in der Nachbarschaft wurden nicht weniger als zehn artesische Brunnen gegraben, dreißig Meter tief bis hinunter zur Cherokee-Wasserader, die von Farmern in der Gegend zur Bewässerung der Felder genutzt wurde. Das Wasser hätte ausgereicht, um eine Kleinstadt zu versorgen. Doch die Firma zahlte gut, und er bekam seinen üblichen Prozentsatz der gesamten Kosten bei pünktlicher Übergabe; mit einem substantiellen Bonus, den er sich unbedingt verdienen wollte, wenn er früher fertig wurde. Bis jetzt hatte er fünfundzwanzig Monate gebraucht, und noch zwei lagen vor ihm. Er würde es schaffen, dachte der Bauleiter, er würde den Bonus einsacken - und anschließend seine Familie vierzehn Tage lang nach Disneyland mitnehmen, Urlaub machen, Golf auf den schönen Plätzen dort spielen, und nach zwei Jahren ohne Sonn- und Feiertag seine alte Form wiederfinden.
Doch der Bonus bedeutete auch, daß er für ein paar Jahre nicht mehr zu arbeiten brauchte. Er war auf Großprojekte spezialisiert, hatte schon zwei Wolkenkratzer in New York hochgezogen, eine Ölraffinerie in Delaware, einen Freizeitpark in Ohio und zwei riesige Siedlungsprojekte anderswo, was ihm den Ruf eintrug, termingerecht fertig zu werden und dabei noch unter den veranschlagten Budgets zu bleiben - für einen in seiner Branche keine schlechte Empfehlung. Der Bauleiter parkte seinen Cherokee-Jeep und überflog die Liste für diesen Nachmittag. Ach ja, der Fensterversiegelungstest in Komplex Eins. Mit dem Handy signalisierte er sein Kommen und fuhr los, über die Rollbahn, wie er die Stelle nannte, wo die Zufahrtsstraßen zusammentrafen. Seine Zeit als Ingenieur bei der Luftwaffe fiel ihm wieder ein. Drei Kilometer lang, und zwei Handspannen dick - tja, auf dieser Fläche hätte problemlos eine Boeing 747 aufsetzen können. Immerhin unterhielt der Konzern seine eigene kleine Flotte von Gulfstream-Firmenjets, warum sollten sie nicht hier landen anstatt auf dem provinziellen kleinen Flugplatz bei Ellsworth? Und wenn sie sich je einen Jumbo zulegten, bitteschön, den konnten sie gleich hier abstellen. Wenige Minuten später hielt er vor Komplex Eins. Dieses Gebäude war schon fertig, drei Wochen vor der Zeit, und das letzte, was noch fehlte, waren die Umwelttests. Na prima. Er betrat es durch die Drehschleuse eine besonders schweres, robustes Portal, das unmittelbar hinter ihm verriegelt wurde.
»Da bin ich. Alles bereit, Gil?«
»Mittlerweile schon, Mr. Hollister.«
»Dann legen wir los«, ordnete Charlie Hollister an.
Gil Trains war verantwortlich für sämtliche Umwelt-Meßanlagen des Projekts. Er war früher bei der Navy gewesen, und als Pedant, der er war, betätigte er die Schalter an den Wänden persönlich. Kein Geräusch kündigte die Abschottung von der Außenwelt an, dafür waren die Anlagen zu weit weg, aber die Wirkung trat sofort ein. Hollister spürte es in den Ohren klicken, als ob er mit dem Wagen eine steile Bergstraße herabfahren würde, und mußte seinen Kiefer bewegen, um den Druck auszugleichen, was ein weiteres Klicken mit sich brachte.
»Wie hält es sich?«
»So weit, so gut«, gab Trains zurück. »Null komma sieben fünf PSI-Überdruck, gleichbleibend.« Er ließ die Augen nicht von der Anzeige seiner Kontrolltafel. »Wissen Sie, wie wir das machen, Charlie?«
»Nee.« Der Bauleiter schüttelte den Kopf.
»Wie bei den Wasserdrucktests beim U-Boot. Es ist
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