10 - Operation Rainbow
verstanden im Leben?
***
»Tausende Franzosen sind dabei«, gab Juan zu bedenken. »Und die Hälfte sind Kinder! Wenn wir unsere Genossen befreien wollen, brauchen wir ein starkes Druckmittel. Und dieses Druckmittel wäre stark genug!«
»Aber wohin gehen wir anschließend?«
»Das Bekaa-Tal steht uns immer noch offen, und von dort aus können wir überall hin. Ich habe gute Kontakte in Syrien, und es gibt auch noch andere Alternativen.«
»Der Flug dauert vier Stunden, und im Mittelmeerraum kreuzt ständig ein US-Flugzeugträger.«
»Eine Maschine voller Kinder werden sie nicht attackieren«, stellte Esteban fest. »Wahrscheinlich geben sie uns sogar eine Eskorte«, fügte er lächelnd hinzu.
»Zum Flughafen sind es nur zwölf Kilometer«, erinnerte Andre die übrigen, »auf tadelloser, mehrspuriger Autobahn.«
»Wir müssen auf jeden Fall die Aktion bis ins kleinste Detail vorbereiten. Esteban, du mußt dir einen Job dort verschaffen. Du auch, Andre. Wir müssen uns Plätze aussuchen, dann den Tag und die Stunde wählen.«
»Verstärkung wäre nötig! Mindestens zehn Mann.«
»Wird nicht einfach sein«, zweifelte Jüan. »Wo sollen wir zehn verläßliche Männer finden?«
»Sicarios kann man anheuern. Stellen wir ihnen eine entsprechende Belohnung in Aussicht«, schlug Esteban vor.
»Sie müssen aber vertrauenswürdig sein«, erklärte Rene mit Nachdruck.
»Für uns sind sie vertrauenswürdig genug«, erklärte der Baske. »Ich weiß, wie man an sie rankommt.«
Sie alle trugen Barte. Das war die einfachste Tarnung, die zu haben war, und obwohl die Polizeibehörden ihrer jeweiligen Länder Fahndungsfotos herausgeben hatten, waren sie auf diesen Bildern glattrasierte junge Männer. Ein zufälliger Passant hätte sie für Künstler gehalten, so wie sie aussahen und sich über den Tisch beugten, um flüstern zu können. Alle waren bescheiden, aber ordentlich, wenn auch nicht teuer gekleidet. Sie diskutieren wohl über Politik, dachte der Kellner an seiner Theke zehn Meter weiter, oder besprechen dunkle Geschäfte. Wenige Minuten später schüttelten sie sich die Hände und zogen in verschiedene Richtungen ab. Auf dem Tisch hatten sie Bargeld für ihre Zeche hinterlassen und, wie der Kellner feststellte, ein erbärmliches Trinkgeld. Künstler, dachte er. Das waren nach seiner Erfahrung notorische Geizkragen.
***
»Aber eine neue Umweltkatastrophe ist nur eine Frage der Zeit!« beharrte Carol Brightling.
»Hier geht's ums Geld, Carol«, erwiderte der Stabschef. »Es erspart unserem Haushalt Defizite von rund fünfzig Millionen Dollar, die wir gut gebrauchen können. Hinsichtlich der Umwelt kann ich Ihre Betroffenheit gut verstehen, doch der Präsident von Atlantic Richfield hat mir persönlich versichert, daß der Abbau der Vorkommen völlig sauber sein wird. In den letzten zwei Jahrzehnten haben sie in puncto Umweltschutz ganz schön dazugelernt, nicht nur technisch, sondern auch was die Selbstdarstellung in den Medien betrifft.«
»Sind Sie je dort oben gewesen?« erkundigte sich die Umweltberaterin.
»Ich? Nie.« Er schüttelte den Kopf. »Ich überfliege manchmal Alaska, aber mehr nicht.«
»Sie würden anders denken, wenn Sie die Landschaft dort kennenlernen könnten, glauben Sie mir!«
»In Ohio wird Kohle im Tagebau gefördert. Das hab ich mir angeschaut. Und ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie anschließend die Gruben wieder geschlossen, begrünt und bewaldet wurden. Auf einer von den Tagebauzechen wird in zwei Jahren die Golfme isterschaft stattfinden, in der Rasenlandschaft, die sie dort anpflanzen! Ist das nichts, Carol? Sie wissen jetzt, wie man hinterher aufräumt, und sie sehen ein, daß das ökologisch und politisch sinnvoll ist. Daher wird, so leid es mir tut, der Präsident seine Zustimmung zum Ölförderplan nicht zurücknehmen, Carol. Es ist wirtschaftlich gut für das Land!« Und wer kümmert sich auch nur die Bohne um ein Land, das höchstens ein paar hundert Leute je besucht haben? fügte er insgeheim hinzu.
»Ich möchte persönlich mit ihm darüber sprechen«, drängte die Umweltberaterin.
»Nein.« Der Stabschef schüttelte stur den Kopf. »Das wird nicht möglich sein. Nicht bei diesem Thema. Sie erreichen sowieso nichts, außer daß Sie den eigenen Ast absägen, und das wäre unklug, Carol!«
»Aber ich hab's versprochen! «
»Versprochen? Wem?«
»Dem Sierra Club.«
»Der Sierra Club gehört nicht zur Regierung, Carol. Ihre Rundbriefe kriegen wir auch.
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