10 - Operation Rainbow
war Johns nächste Frage.
»Keine Ahnung, Sir.«
»Und wie kriegen wir das raus?«
»Vielleicht durch einen Anwalt...«
»Gibt es hier einen Justitiar oder sowas?«
»Nicht daß ich wüßte. Und vermutlich brauchte man einen für britisches und internationales Recht.«
»Ist ja super«, stöhnte Rainbow Six. »Richten Sie Alistair aus, daß er mal vorbeischauen soll.«
»Ja,Sir.«
14 - SCHWERT DER LEGION
Der Betriebsausflug war bei Thompson-CSF seit Monaten geplant. Dreihundert schulpflichtige Kinder durften eine Woche früher in die Ferien. Aber der Besuch in Worldpark war auch von wirtschaftlichem Interesse, denn Thompson hatte die computergestützten Überwachungssysteme im Park installiert. Es gehörte zur Firmenpolitik des Rüstungsmulti, die Produktion auf den zivilen Bereich der Elektronik zu verlagern, und hier war die militärische Erfahrung nur nützlich. Die neuen Monitore, mit denen man in Worldpark alles kontrollieren konnte, was sich auf dem Gelände tat, waren ursprünglich bei der Ausstattung von NATO-Stützpunkten mit EDV-Programmen entwickelt worden, man konnte die Daten also durch Satellitentechnik übertragen anstatt durch Überlandleitungen, was mehrere Millionen Franc einsparte.
Thompson hatte die Systeme termin- und etatgerecht liefern können, und als Anerkennung für die pünktliche Vertragserfüllung hatte Worldpark mit der Firmenleitung vereinbart, dieses kleine Picknick für die Belegschaft zu arrangieren. Alle trugen rote T-Shirts mit Firmenlogo auf der Brust, einschließlich der Kinder. Momentan wanderten sie grüppchenweise zum Schloß, ins Zentrum des Parks, eskortiert von sechs Trollen, die in ihren verrückten Schnabelschuhen und mit ihren bepelzten Riesenköpfen neben ihnen hertanzten. Außerdem begleiteten römische Legionäre die Besuchergruppe. Zwei waren in Wolfsfelle mit der Aufschrift SIGNIFER gehüllt und trugen die Standarten; einer, auf dessen Löwenfell AQUILIFER stand, den goldenen Adler der Kohorte, das umkränzte Emblem der VI. LEGIO VICTRIX, wie ihre Vorgängerin unter Kaiser Tiberius im Jahre 20 n. Chr. in Spanien stationiert, heute im Worldpark. Die Parkangestellten, die der Legion angehörten, hatten kreative eigene Ideen entwickelt und marschierten freiwillig mit; ihre spatha -Schwerter aus spanischer Produktion steckten in der Scheide, die Schilde hielten sie in der Linken. Wie die stolze »Victrix« - die »siegreiche« Legion - vor zweitausend Jahren nahmen sie Aufstellung; ihre Vorfahren waren einst die erste und einzige Grenztruppe der römischen Kolonie auf der iberischen Halbinsel gewesen.
Das einzige, was der Belegschaft fehlte, war ein Flaggenträger, der eher bei den Japanern üblich zu sein schien. Nach den Begrüßungsfeiern durften die Thompson-Mitarbeiter eigene Wege gehen und ihre vier Tage hier als ganz normale Touristen verbringen.
Mike Dennis sah der Prozession auf seinen Monitoren im Büro zu, während er Briefe sortierte. Die römischen Soldaten, eines der Aushängeschilder seines Themenparks, waren aus irgendeinem Grund ein Riesenknüller geworden, so daß er erst kürzlich ihre Zahl von fünfzig auf über hundert erhöht und drei Zenturionen als Kommandanten eingestellt hatte. Man erkannte sie am Federschmuck ihrer Helme, im Gegensatz zum gewöhnlichen Helm des Fußsoldaten. Die Kostümierten mußten echte Schwertkämpfe absolvieren, und man munkelte, manche ihrer Schwerter seien scharfgeschliffen. Dennis hatte das nie nachgeprüft, und wenn es zutraf, mußte es aus Sicherheitsgründen unterbunden werden. Diente es allerdings der Arbeitsmoral, war es auch gut für den Park; er billigte seinen Leuten eine gewisse Selbstverantwortung in ihren jeweiligen Bereichen zu, ohne sich von der Zentrale aus in alles einzumischen. Mit einem Mausklick zoomte er die sich nähernde Besuchergruppe heran. Sie kamen rund zwanzig Minuten zu früh - na ja. Francisco de la Cruz führte die Begleittruppe an. Francisco war pensionierter Sergeant der spanischen Armee und bei den Fallschirmjägern gewesen. Derartige Aufmärsche waren sein ganzer Stolz, kein Wunder! Ein rüstiger alter Knabe, über fünfzig, mit muskulösen Armen und so starkem Bartwuchs - Schnurrbärte waren in Worldpark kein Problem, Bärte waren untersagt -, daß er sich zweimal täglich rasieren mußte. Die Kleinen reagierten etwas eingeschüchtert auf ihn, aber wenn Francisco sie auf den Arm nahm wie ein Bärenvater, waren sie augenblicklich beruhigt und spielten mit seinem
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