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10 - Operation Rainbow

10 - Operation Rainbow

Titel: 10 - Operation Rainbow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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kreiste die rotgekleidete Menschenmenge ein und trieb sie wie Hirtenhunde ins Innere des Burghofs.
    »Tore schließen! Notfall! Tore sofort schließen!« brüllte Dennis dem Mann an der Schalttafel zu, und auf Knopfdruck wurden alle Eingänge verriegelt.
    »Polizei verständigen!« lautete ein weiterer Befehl. Auch das geschah vorprogrammiert. Die Alarmanlage sandte der nächsten Polizeiwache einen Notruf; normalerweise signalisierte er Einbrüche, doch darauf kam es jetzt nicht an. Als nächstes hob Dennis den Hörer ab und tippte die Notrufnummer. Sie war für Raubüberfälle auf die Tageskasse vorgesehen, ein Verbrechen, bei dem man mit einer größeren Anzahl Täter rechnen mußte. Auch die parkeigenen Sicherungssysteme wurden davon ausgelöst und würden funktionieren wie vorprogrammiert. Alle Karussells und Achterbahnen blieben stehen, die Attraktionen wurden geschlossen, und in Kürze würden die Menschen über Lautsprecher aufgefordert, in ihre Hotels oder auf den Parkplatz zu gehen, weil der Park wegen eines unvorhergesehenen Notfalls geschlossen werden müsse... Der Lärm der Salven mußte doch weithin zu hören sein, dachte Dennis, und seine Gäste würden hoffentlich die richtigen Schlüsse ziehen.

    ***

    Das war der unterhaltsamste Teil der Aktion, dachte Andre. Er setzte den übriggebliebenen weißen Hut von einem Genossen auf und griff nach der MP, die Jean-Paul ihm mitgebracht hatte. Ein paar Meter weiter schnitt sich Esteban die Ballons von der Hand, die wie ein bunter Schwärm Vögel gen Himmel stiegen, während er durchlud.
    Die Kinder waren gar nicht so verschreckt wie die Eltern. Vielleicht glaubten sie, das kleine Spektakel gehöre zum Programm des Themenparks, obwohl ihnen der Lärm in den Ohren weh tat. Doch Angst steckt an, und bald würden die lieben Kleinen merken, wie die Erwachsenen die Beherrschung verloren. Eins nach dem anderen nahmen sie sich bei der Hand und blickten zu den Männern auf, die jetzt losliefen und die Betriebsgruppe umkreisten, mit etwas in den Händen, das nach - Maschinenpistolen aussah. Jungs kannten die Waffe von ihrem Kriegsspielzeug, wozu die hier aber eindeutig nicht gehörten.
    Rene führte das Kommando. Er stürmte in den Eingang zum Burghof, während die neun anderen die Menge in Schach hielten. Sich umblickend sah er Touristen außerhalb der Einkreisung; innerhalb des Rings kauerten sich manche nieder und suchten Deckung. Einige fotografierten, andere zückten Videokameras, manche würden mit Weitwinkel auf ihre Gesichter zielen - aber dagegen war nichts zu machen.

    »Zwei!« rief er. »Such unsere Gäste aus!«
    »Zwei« war Jean-Paul; er näherte sich einem Grüppchen und packte roh eine französische Vierjährige beim Arm.
    »Nein!« schrie ihre Mutter. Jean-Paul zielte direkt auf sie, und sie wich zurück, ließ aber ihr Kind nicht los.
    »Meinetwegen«, knurrte Zwei und senkte den Gewehrlauf. »Soll ich sie abknallen?« Eine Sekunde später drückte er der Kleinen die Mündung ins hellbraune Haar. Die Mutter schrie auf, lauter als vorhin, aber sie ließ los.
    »Da rüber mit dir!« herrschte Jean-Paul das Kind an und wies auf Jüan. Das Mädchen gehorchte, ihre Mutter mit offenem Mund anstarrend, während der Bewaffnete weitere Kinder heraussuchte.
    Dasselbe tat Andre auf der anderen Seite. Zuallererst suchte er nach der kleinen Holländerin - Anna, wie sie laut Namensschild am Anstecker hieß. Ohne ein Wort stieß er Annas Vater vom Rollstuhl weg und schob ihn in Richtung Burg.
    »Sie ist doch krank!« protestierte der Vater in gebrochenem Englisch.
    »Das sehe ich selbst«, gab Andre in derselben Sprache zurück und verschwand, um sich noch einen Behinderten zu holen. Die eigneten sich vorzüglich als Geiseln!
    »Ihr verdammten Schweine!« kreischte dessen Mutter. Pech für sie, daß Andre ihr den MP-Lauf über die Stirn zog. Blutüberströmt und mit gebrochenem Nasenbein ging sie in die Knie.
    » Mammi! « schrie der kleine Junge, als Andre seinen Rollstuhl einhändig über die Zugbrücke schob. Das Kind drehte sich um und sah nach seiner Mutter, die am Boden lag. Ein Parkangestellter, Straßenkehrer, bückte sich über sie, aber sie schrie nur noch lauter nach ihrem Sohn: » Tommy! «
    Ihre Schreie gingen fast unter in der verzweifelten Unruhe der übrigen Eltern, die in den roten T-Shirts ihrer Firma lächerlich uniformiert wirkten. Die ganze Kinderschar wurde in den Burghof verschleppt; die übrigen standen da wie angewurzelt und zogen sich

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