10 - Operation Rainbow
alles übertraf, was die Welt je gesehen hatte, erklärte Dennis. Noch hatte der Vorstand die Entwürfe nicht abgesegnet, aber seine nächste Stippvisite in Spanien stand in zwei Wochen an. Man würde Fernsehfilme vorführen, die Konzeption und Gestaltung der neuen Attraktionen vorstellen, versprach Dennis, eigens für den amerikanischen Kabelkanal produziert, auch um die Amerikaner verstärkt anzusprechen und dem Disney-Imperium Kunden wegzunehmen. Der Saudi, der ursprünglich in Worldpark investiert hatte, weil seine Kinder gern auf Achterbahnen fuhren, die er nicht mal von weitem sehen wollte, war so begeistert von den neuen Attraktionen, daß er sich überraschen lassen wollte.
»Was ist denn jetzt los?« stieß Dennis in diesem Moment noch am Telefon hervor. Er hob den Kopf.
Der Lärm ließ alle zusammenzucken - dieses zitternde Stakkato aus Jean-Pauls Maschinenpistole, aus der das Mündungsfeuer leckte. Im Burghof drehten sich die Leute um und duckten sich instinktiv, als sie sahen, wie der bärtige Mann seine ratternde Waffe schwenkte. Als ahnungslose Zivilisten erstarrten sie sekundenlang vor Schreck, wirkten gar nicht so ängstlich, aber dann...
... dann erkannten sie, daß hier scharf geschossen wurde. Instinktiv warfen sie sich zur Seite, anstatt den Wahnsinnigen zu packen, während die anderen, die jetzt ihre Waffen aus den Rucksäcken holten ohne zu feuern, noch auf ein Signal zu warten schienen...
Pancho de la Cruz stand neben einem dieser Leute und erkannte auf den ersten Blick die häßlichen, vertrauten Umrisse einer israelischen Uzi-9mm-Maschinenpistole. Automatisch kalkulierte er Reichweite und Feuergeschwindigkeit, und was so ein Ding hier im Park anrichten konnte... Doch der Schock hielt nur sekundenlang an, dann schaltete sich die Routine seines jahrzehntelangen Dienstes in Uniform ein, und er setzte sich, zwei Meter hinter dem Bärtigen, in Bewegung...
Claude nahm die Bewegung aus den Augenwinkeln wahr und fuhr herum - vor ihm stand ein Mann im Römerkostüm, mit einer seltsamen Kopfbedeckung, und stürzte auf ihn zu...
Zenturio de la Cruz handelte aus Soldateninstinkt, der ihn aus der Ära der Antike ins Hier und Jetzt dieser Mittagsstunde zurückgeholt hatte. Mit der Rechten riß er das spatha aus der Scheide und hob es, streckte dem Mündungsfeuer der Uzi den Schild entgegen und holte weit mit dem Schwert aus. Dieses Schwert hatte ihm ein entfernter Cousin aus Toledo in der Freizeit hergestellt; es war aus laminiertem Stahl gefertigt wie das Schwert von El Cid, und mit der Schneide hätte man sich rasieren können. Plötzlich war er wieder Soldat, zum erstenmal in seiner ganzen Laufbahn stand ihm ein Bewaffneter direkt gegenüber, im Abstand von höchstens zwei Metern, und Kugelhagel oder nicht, er würde...
... Claude gab einen Feuerstoß ab, wie er es so oft geübt hatte, mitten in die gewaltigen Umrisse seines Gegners hinein, doch zwischen ihnen befand sich der drei Zentimeter dicke Eisenbeschlag des scutums, von dem die Geschosse als Querschläger zurückprallten und...
... de la Cruz spürte, wie die Geschoßgarbe auf seinen Schild prasselte, was aber nicht weiter schlimm war, und schwang sein Schwert von links nach rechts. Die scharfe Spitze der Klinge erwischte den cabrón am Oberarm und schlitzte ihn auf bis zum Saum des Hemdsärmels; zum ersten Mal im Leben hatte Zenturio Francisco de la Cruz in wildem Kampfeseifer Blut vergossen...
Claude spürte den brennenden Schmerz. Sein rechter Arm zuckte, die Finger zogen den Abzug durch. Der Kugelhagel traf neben dem Beschlag auf das Holz des näherrückenden Schilds. Drei Schüsse schlugen in de la Cruz' Unterschenkel, direkt unter dem Knie, durch die metallenen Beinschienen hindurch, einer zerschmetterte ihm den Knöchel, und mit einem Schmerzensschrei wich der Zenturio zurück, wobei der letzte, tödliche Schwerthieb die Kehle des Gegners nur um Haaresbreite verfehlte. Er befahl sich, weiterzustürmen, aber ein Bein versagte ihm den Dienst, und das andere knickte zusammen, so daß der Ex-Fallschirmjäger seitlich zu Boden glitt und nach vorn stürzte.
Mike Dennis rannte ans Fenster, statt länger auf den Bildschirm zu starren. Auch andere eilten an ihre Fenster; die Aufnahmen der verschiedenen Kameras wurden automatisch von einer Videoanlage irgendwo im Park mitgeschnitten. Was sein Verstand nicht wahrhaben wollte, sah er mit eigenen Augen, und obwohl es unmöglich schien - es war die Wahrheit. Eine Anzahl Bewaffneter
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