10 - Operation Rainbow
Helmbusch aus rotem Pferdehaar. Seine kleine Abteilung war militärisch straff geführt, womit er sich das Wohlwollens seines Chefs verdient hatte.
Dennis nahm den Aktenordner aus der DRINGEND-Schublade. Vor den Thompson-Gästen mußte er eine Willkommensrede halten, anschließend spielte eine der parkeigenen Musikgruppen auf, und nach der Trollparade versammelte man sich zum Dinner im Burgrestaurant. Mit einem Blick auf die Uhr erhob er sich und trat in den Flur hinaus, der über einen Geheimgang in den Burghof führte. Die Architekten hatten hier vollkommen freie Hand gehabt, und das Geld der Ölgesellschaft war gut verwendet worden, auch wenn sich die Anlage nicht völlig authentisch darstellte: Feuerleitern, Sprinkleranlagen und Stahlträger statt aufeinandergetürmter, vermörtelter Steine.
»Mike?« rief eine Stimme. Der Geschäftsführer wandte sich um.
»Ja, Pete?«
»Telefon. Der Vorsitzende des Aufsichtsrats...«
Der Geschäftsführer machte auf dem Absatz kehrt und eilte ins Büro zurück, die vorbereitete Rede noch immer in der Hand.
Francisco de la Cruz - von seinen Freunden nur Pancho genannt - war ein großer, stattlicher Fast-zwei-Meter-Mann, dessen säulenförmige Beine den Boden erzittern ließen, wenn er vorüberschritt, mit durchgedrückten Knien nach Art der alten Legionäre, wie es ihm ein Historiker erzählt hatte. Sein Eisenhelm drückte schwer aufs Haupt, und der Busch hüpfte beim Gehen auf und nieder. In der Linken hielt er den kantigen, schweren scutum , den Schild der Legionäre, der ihm fast vom Kinn bis zum Fußknöchel reichte, aus gebeiztem Holz gefertigt, doch mit massiver Eisendekoration in Form der Medusa und Metallkanten. Die Legionäre mußten tapfere Soldaten gewesen sein, wenn sie mit solcher Ausrüstung in die Schlacht zogen - fast sechzig Pfund schwer, rechnete man Gepäck und Kochgeschirr mit. Der Park hatte für alles gesorgt, und die Qualität der Schmiedearbeit war vermutlich besser als bei den alten Römern. Sechs junge Burschen marschierten in Formation hinter ihm und ahmten seinen schwerfälligen Tritt nach. De la Cruz war ganz in seinem Element. Seine eigenen Söhne waren längst beim Militär, traten in seine Fußstapfen wie diese jungen Franzosen heute. Für de la Cruz war die Welt in Ordnung.
***
Einige Meter weiter hatten sich Jean-Paul, Rene und Esteban eingefunden, der letztere mit einer ganzen Traube von Ballons am Handgelenk, aus der er vorhin schon einen verkauft hatte. Die übrigen trugen weiße Worldpark-Hüte und nahmen ihre verabredeten Plätze in der Menge ein. Keiner trug das rote Thompson-T-Shirt, obwohl auch das kein Problem gewesen wäre, statt dessen hatten sie dunkle, zum Strohhut passende Worldpark-Sweater an. Außer Esteban und Andre schleppten sich alle mit Rucksäcken ab wie so viele Besucher von Worldpark.
Wie sich herausstellte, hatten die Trolle die Besuchergruppe ein paar Minuten zu früh hergeführt. Die Erwachsenen scherzten miteinander, die Kinder kreischten und schwenkten die Arme; alle Gesichter strahlten vor Seligkeit - die sich bald in Entsetzen verwandeln würde, wenn sie sich hinter die Großen flüchten mußten. Zwei saßen im Rollstuhl - nein, die gehörten nicht zum Thompson-Betriebsausflug, wie Esteban feststellte. Sie trugen ihren Spezial-Anstecker, aber nicht das rote T-Shirt.
Andre nahm die kleinen Gäste ebenfalls in Augenschein.
Das holländische Mädchen kannte er von gestern. Ein anderes im Rollstuhl, dessen Vater wie ein Engländer aussah, wurde über die Zugbrücke der Ritterburg und durch die Menge geschoben. Ja, beide würden nachher mit dabei sein. Desto besser, daß sie keine Französinnen waren, oder?
***
Dennis hatte sich am Schreibtisch niedergelassen. Der Anruf erforderte spezielle Informationen, die er nur am Computer abrufen konnte. Ja, die vierteljährlichen Einkünfte des Parks fielen 4,1 % höher aus als erwartet... Die anfangs flaue Saison hatte sich überraschend gut entwickelt... Die Witterung war günstig, erklärte Dennis, darauf hatte man keinen Einfluß, aber inzwischen lief es wieder prächtig, bis auf die Computerprobleme bei zwei Berg-und-Talbahnen. Zwei Softwarespezialisten waren gerade dabei, die Programme zu überarbeiten ... Doch, das lief noch unter Garantieschutz des Herstellers, und die Firma war durchaus kooperativ - wollten wir ihnen auch geraten haben, nicht wahr? Schließlich nahmen sie an der Ausschreibung für die beiden Mega-Achterbahnen teil, deren Ausmaß
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