10 - Operation Rainbow
ich möchte...« De la Cruz rappelte sich auf und humpelte nach draußen. Fünf Minuten später kehrte er zurück, in Begleitung seines Chefs und John Clarks, und hielt etwas in der Hand.
»Was zum Teufel soll das sein?« wunderte sich Chavez.
»Der Adler der Legion, die Sechste Legio Victrix«, erläuterte der Zenturio und hielt das Feldzeichen hoch. »Die siegreiche Legion. Senor Dennis, con permiso? «
»Aber ja, Francisco.« Der Parkdirektor nickte ernst.
»Mit der Anerkennung meiner Legion, Senor Chavez. Halten Sie den Adler in Ehren.«
Ding nahm die Stange entgegen. Das verdammte Ding mußte zwanzig Pfund schwer sein, vergoldetes Messing - eine tolle Trophäe für ihr Mannschaftskasino in Hereford. »Das werden wir, mein Freund!« versprach er dem ehemaligen Sergeanten und schmunzelte John Clark zu.
Allmählich legte sich der Streß, und die übliche Euphorie und Erschöpfung stellten sich ein. Die Kämpfer sahen nach ihren Schützlingen, die noch immer stumm und todmüde dasaßen, aber bald ihren Eltern übergeben werden konnten. Draußen hörte man schon den Bus halten. Steve Lincoln öffnete und sah die Thompson-Mitarbeiter aussteigen. An der Tür winkte er den Kindern noch einmal, und ein vielstimmiger, fröhlicher Abschiedsgruß hallte ihm nach.
»Es wird Zeit für uns«, mahnte John. Auch er war neben de la Cruz getreten und schüttelte ihm die Hand, während die Truppe langsam die Krankenstation verließ.
Als er im Freien war, hatte Eddie Price noch sein eigenes Abschiedsritual zu vollziehen. Die Pfeife war endlich gestopft, ein Streichholz riß er an der Wand der Station an; dann entzündete er seinen geschwungenen Bruyere-Nasenwärmer und ließ dicke, königliche Rauchwolken aufsteigen. Eltern drängten hinein oder eilten, die Sprößlinge auf dem Arm, heraus; viele weinten, als sie ihre Kleinen an sich drücken durften.
Oberst Gamelin stand neben dem Bus und kam herüber. »Sie waren mal bei der Legion?« wollte er wissen.
Louis Loiselle drückte sich um die Antwort. »Gewissermaßen ja, Monsieur «, gab er auf Französisch zurück. Er blickte auf und sah eine Überwachungskamera, die direkt auf die Tür zielte, vielleicht um das Ereignis mitzuschneiden. Eltern strömten aus der Station heraus, viele schüttelten den Rainbow-Leuten noch einmal die Hände. Dann scheuchte Clark seine Männer auf den Rückweg, erst zur Burg, von dort in die unterirdische Ebene. Unterwegs salutierten die Beamten der Guardia Civil, und die Männer des Sonderkommandos erwiderten ihren Gruß.
16 - ENTDECKUNGEN
Das erfolgreiche Ende der Worldpark-Besetzung war nicht für alle schon das Ende. Zum Beispiel für Oberst Tomäs Nuncio, der als Einsatzleiter der Guardia Civil am Tatort blieb. Die Lokalpresse hielt ihn fälschlich für den Leiter der Befreiungsaktion und bestürmte ihn mit Fragen nach Details. Die Fernsehreporter gierten nach den Mitschnitten. Bisher hatte der Oberst die Presseleute erfolgreich am Eindringen in den Park gehindert, weshalb selbst seine Vorgesetzen über die Vorgänge nur lückenhaft unterrichtet waren. Desto leichter fiel es ihm jetzt, die Video-Bänder der Überwachungsanlage freizugeben, die er für harmlos hielt, weil ohnehin nicht viel zu sehen war. Der dramatischste Augenblick war das Abseilen der Schützen vom Hubschrauber aufs Burgdach und von dort vor die Fenster des Verwaltungszentrums. Auch da war nicht viel zu sehen, entschied Nuncio, hatte es doch nur fünf Sekunden gedauert, genauso lang, wie Paddy Conolly brauchte, um seine Sprengladungen am Fensterrahmen zu montieren, sich zu entfernen und den Zünder zu betätigen. Von der Schießerei im Innern war nichts mitgeschnitten; die Terroristen selbst hatten die Kameras im Innern der Burg zerschossen. Die Erschießung des Wachtpostens auf dem Dach war gefilmt worden, aber Nuncio hielt das Band zurück, so grauenhaft war die Kopfwunde anzusehen, und das galt auch für den Schuß auf den letzten Terroristen mit dem Namen Andre, der die kleine Holländerin auf dem Gewissen hatte. Auch diese Szene war auf Band und wurde aus demselben Grund nicht freigegeben. Den Rest durften die Medien ausschlachten. Schon weil die Kameras vom eigentlichen Tatort weitab lagen, war von den Befreiern kaum etwas zu erkennen - die Gesichter schon gar nicht, hatten sie sich doch fast nirgendwo oder nur in Parkwächter-Uniform blicken lassen; abgesehen von den Szenen nachher, als sie die geretteten Kinder in den Arm nahmen. Das, fand Nuncio, konnte
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