10 - Operation Rainbow
Clark stand offenbar, jedenfalls schien es so, ständig im Finanzierungs-Wettbewerb mit dem CIA und anderen US-Behörden. Chavez spürte, daß sie sich nicht aufreiben lassen durften. Rainbow war von Anfang an gut abgesichert gewesen - der persönliche Einsatz des Präsidenten hatte nicht geschadet - und die bisherigen Erfolge bescheinigten den Geldgebern Verläßlichkeit. In zwei Stunden würden sie ihre tägliche Ration von zweihundert Patronen und SMG-Munition aufbrauchen, danach kam die Simulationsübung... wieder ein Tag voller Routineaktivitäten. »Routine« bedeutete für Ding oft »langweilig«, aber das war nicht zu ändern, und es war hier weit weniger langweilig als bei Außeneinsätzen bei der CIA, bei denen er meist stundenlang auf ein Treffen warten oder endlose Formulare für die Bürokraten in Langley ausfüllen mußte, die sich jeden Furz ausführlich schildern ließen, weil - na, weil das nun mal zu den Spielregeln gehörte. Regeln, die bestenfalls von Leuten vertreten wurden, die früher im Außendienst waren, aber eine Generation vor ihnen, und die immer noch glaubten, sie wären über alles orientiert. Schlimmstenfalls hatten die Leute keinerlei Ahnung und waren aus eben diesem Grund noch lästiger. Wie konnte eine Regierung, die täglich viele Milliarden zum Fenster hinauswarf, bei ein- zweitausend Dollar derart knickerig sein? Daran würde sich wohl nie etwas ändern, dachte Chavez.
***
Oberst Malloy hatte mittlerweile sein eigenes Büro im Hauptquartier bezogen, nachdem er zum Divisionskommandeur bei Rainbow ernannt worden war. Als Stabsangehöriger im US-Marinekorps war er den Hierarchie-Blödsinn gewohnt und überlegte sich, ob er sich zum Zeitvertreib eine Darts-Zielscheibe an die Wand hängen sollte. »Arbeit« hieß für ihn, seinen Hubschrauber zu fliegen - den er eigentlich gar nicht hatte, wie ihm jetzt dämmerte, denn der, den man ihm zugeteilt hatte, wurde zur Zeit generalüberholt. Die bisherige Armatur wurde gegen eine modernere ausgewechselt, wodurch er besser steuern konnte; wie sich das genau auswirken würde, wußte er noch nicht, aber es könnte demnächst wichtig werden, besonders für die Zivilfirma, die das Armaturenbrett erfunden und hergestellt hatte.
Es hätte schlimmer kommen können. Seiner Frau und den Kindern gefiel es hier, und Malloy fühlte sich auch ganz wohl. Ein Job, der weniger gefährlich war und mehr Intelligenz erforderte. In der Pilotenkanzel eines Hubschraubers fühlte man sich mit der Ausrüstung für Sondereinsätze seines Lebens einigermaßen sicher. Stromführende Oberleitungen waren das einzige, wovor er sich in acht nehmen mußte, denn Rainbow operierte hauptsächlich in bewohnten Gebieten, und in den letzten zwanzig Jahren waren weltweit mehr Hubschrauber durch Verheddern in Stromleitungen abgestürzt als durch irgendwelche Fliegerabwehrkanonen. Sein MH-60 K hatte keine Kabelschneider, und er hatte sich deshalb schon beim Kommandanten der 24. Spezialkommando-Schwadron beschwert. Der hatte ihm unbeeindruckt sechs Fotokopien gleichlautender Hausmitteilungen zum gleichen Thema, die er an seine Vorgesetzten gerichtet hatte, zurückgefaxt. Überdies hatte er erklärt, sein Experte im Pentagon arbeite an einer Verbesserung der vorhandenen Maschinen, was - wie Malloy argwöhnte - einen Beratervertrag in Höhe von mindestens 300000 Dollar implizierte, die irgendein Beltway-Bandit dafür erhielt, daß er so etwas schrieb wie Prima Idee! , eingewickelt in vierhundert Seiten verblödender Bürokratenprosa, die kein Mensch lesen, die aber für alle Zeiten in irgendein Archiv eingesargt würde. Die Verbesserung kostete insgesamt bloß dreitausend Dollar an Ersatzteilen und Arbeitsstunden, wobei die Arbeit von einem Sergeanten durchgeführt werden konnte, der sowieso bei der Luftwaffe festangestellt war - ob er nun für sein Geld etwas tat oder im Mannschaftsraum im Playboy schmökerte. Aber so waren nun mal die Spielregeln, und sie waren unumstößlich. Und wer weiß, in einem Jahr würde der Night Hawk vielleicht mit Kabelschneidern an den Rotorblättern ausgestattet sein.
Malloy verzog das Gesicht und sehnte sich nach seinen Dart-Pfeilen. Die Geheimdienstberichte brauchte er sich nicht anzuschauen. Die Gesichter bekannter oder verdächtiger Terroristen nutzten ihm nichts. Dieser Job blieb den Schützen überlassen; und ob Divisionskommandeur oder nicht, er war nicht mehr und nicht weniger als ihr Taxifahrer. Wie gesagt, es hätte schlimmer kommen
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