10 - Operation Rainbow
Jetzt ist es an euch, zu entscheiden, ob ihr das Risiko eingehen wollt.« Popov brauchte den IRA-Führer nicht daran zu erinnern, daß er ihnen schon mehrmals aus der Patsche geholfen hatte. Ebensowenig mußte er betonen, daß diese Aktion, wenn sie Erfolg hatte, nicht nur Grady in der PIRA-Kommandozentrale ganz nach oben katapultieren, sondern auch den Friedensprozeß zwischen der britischen Regierung und dem >offiziellen< Hügel der IRA nachhaltig beeinträchtigen würde. Wenn Grady den SAS und andere Eliteeinheiten auf ihrem eigenen Terrain zu demütigen vermochte, würde er berühmt werden wie kein anderer irischer Revolutionär seit 1920. Das war seine Achillesferse, dachte Popov. Der Fanatismus machte diese Leute zu Geiseln ihres Egos, ihrer Vision, nicht nur ihrer politischen Ziele, sondern auch ihres Charakters.
»So leid es mir tut, Josef Andrejewitsch, aber uns fehlen die Mittel, eine solche Aktion auch nur in Betracht zu ziehen.«
»Das verstehe ich gut. Was verlangen Sie, Sean?«
»Mehr als Sie mir bieten können.« Aus eigener Erfahrung, und aus Gesprächen mit Terroristen überall in der Welt, wußte Grady, wie knapp der KGB damals bei Kasse war. Doch nun sollte er eine weitere Überraschung erleben.
»Fünf Millionen US-Dollar, auf einem Schweizer Konto mit Losungswort«, bot Popov gleichmütig an, und jetzt ließ Grady doch eine Gefühlsregung erkennen. Er blinzelte und ließ ganz leicht die Unterlippe hängen, als wollte er widersprechen, bevor er sich zusammenriß und schwieg.
»Sechs«, warf Grady ein, nur um die Verhandlung selbst zu kontrollieren.
Popov war ganz zufrieden damit. »Also gut - wenn's sein muß, könnte ich auch sechs Millionen bieten. Wann muß das Geld da sein?«
»Wie schnell können Sie es beschaffen?«
»In einer Woche, glaube ich. Wie lange braucht ihr für die Vorbereitungen?«
Grady überlegte einen Augenblick. »Zwei Wochen.« Er kannte das Gelände rings um Hereford ganz gut. Daß er in früheren Jahren nicht imstande gewesen war, einen Angriff durchzuführen, hatte ihn daran gehindert, diesen Traum weiterzuverfolgen. Natürlich mußte er seine Informationen auffrischen. Er hatte bereits versucht, den SAS auszukundschaften, doch SAS-Leute redeten nicht viel über ihre Aktionen, auch hinterher nicht, nicht einmal unter ihresgleichen. Ein paar Fotos mit versteckter Kamera waren entstanden, die aber wenig hergaben. Was sie in Wahrheit brauchten - und damals nicht hatten - waren entschlossene Mitstreiter, die ein immenses Risiko auf sich nahmen, und Geld, um sich die nötige Ausrüstung zu verschaffen. Jetzt hatten sie beides.
»Eine Frage noch«, ließ sich Grady vernehmen.
»Ja?«
»Wie gut sind Ihre Kontakte zu Drogenhändlern?« wollte Grady wissen.
Jetzt war Popov schockiert, auch wenn er sich nichts anmerken ließ. Wollte Grady Drogen verkaufen? Dann hätte sich das Ethos der PIRA-Kämpfer stark gewandelt. In ihrer Frühzeit hatten sich die Terroristen bei ihren irischen Mitbürgern dadurch profilieren wollen, daß sie Dealer kidnappten oder ihnen die Knie zerschossen. War es jetzt damit vorbei?
»Einige indirekte Beziehungen könnte ich eventuell spielen lassen. Was braucht ihr denn?«
»Kokain. In großen Mengen, so rein wie möglich.«
»Um es hier zu verkaufen?«
»Allerdings. Geld stinkt nicht, Josef«, unterstrich Grady. »Wir brauchen regelmäßige Einkünfte, um aktionsfähig zu bleiben.«
»Versprechen kann ich nichts, aber wir wollen sehen.«
»Gut. Sagen Sie mir Bescheid, wenn das Geld da ist. Sobald wir darüber verfügen, lasse ich Sie wissen, ob die Aktion durchführbar ist und ob wir sie durchführen können.«
»Waffen?«
»Sollte kein Problem sein«, versicherte Grady.
»Ich brauche eine Telefonnummer für den Rückruf.«
Grady nickte, nahm einen Notizblock vom Tisch und schrieb ihm die Nummer auf. Offenbar eine Handynummer.
Der Russe steckte den Zettel ein. »Das sollte fürs erste reichen. Einverstanden?«
»Doch, durchaus.« Popov erhob sich. Man begleitete Popov aus dem Gebäude und in den Wagen zurück. Dieses Treffen war ein guter Anfang, dachte Dmitrij auf dem Rückweg ins Hotel.
***
»Das ist ein Himmelfahrtskommando, Sean!« warnte Roddy Sands, der im Lagerhaus zurückgeblieben war.
»Nicht, wenn wir die Situation im Griff behalten«, gab Grady zurück. »Wenn wir die Mittel bekommen, können wir's schaffen. Wir müssen vorsichtig sein und schnell handeln. Aber unmöglich ist es nicht.« Und wenn wir es schaffen
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