10 - Operation Rainbow
zur Polizei?«
»Tony Armitage. War früher bei Scotland Yard. Spezialist für Wirtschaftskriminalität und dergleichen.«
»Nimm ihn mit«, wies ihn der Geheimdienstler an. »Und ruf mich sofort zurück, wenn du da warst.« Tawney gab seine Nummer durch.
»Einverstanden.« In Genf war an diesem Nachmittag sowieso nichts los. »Wird aber ein paar Stunden dauern.«
Und voraussichtlich zu nichts führen, wie sie beide wußten. »Ich warte solange. Danke, Dennis.« Damit verließ Tawney sein Büro, um im Obergeschoß die Fernsehnachrichten zu sehen.
Hinter dem Rainbow-Hauptquartier ragten vier hohe Satelliten-Empfangstürme auf, die auf alle um den Globus kreisenden Übertragungssatelliten eingestellt waren. Ein elektronisches Suchsystem fand im Handumdrehen heraus, welcher von ihnen das Signal der Schweizer Fernsehstationen ausstrahlte - wie in den meisten Ländern war es einfacher, über Satellit zu empfangen statt durch Kabelkanal. Bald schon kam die Übertragung des Regionalprogramms auf den Bildschirm. Im Augenblick war nur eine Liveschaltung dabei; sie zeigte die Fassade eines Bürogebäudes. Die Schweizer neigten dazu, ihre Banken wie städtische Festungen auszubauen, sie zugleich machtvoll und abweisend erscheinen zu lassen. Der Reporter sprach nicht die Zuschauer an, sondern mit der Redaktion. Ein Dolmetscher stand neben dem Gerät und übersetzte.
»Nein, ich habe keine Ahnung. Die Polizei hat noch nicht mit uns gesprochen«, leierte der Dolmetscher pflichtschuldig herunter. Dann kam eine neue Stimme auf Sendung. »Kameramann«, kommentierte der Übersetzer. »Es hört sich an wie der Kameramann - da ist etwas...«
Gleichzeitig zoomte die Kamera einen Schatten heran, eine menschliche Gestalt, die etwas über dem Kopf trug, vielleicht eine Maske...
»Was ist das für eine Waffe?« fragte Bennett.
»Tschechischer Karabiner, Modell 58«, antwortete Tawney, ohne zu zögern. »Scheint wenigstens so. Der Kameramann ist echt Klasse.«
»>Was hat er gesagt?< will das Abendstudio vom Reporter wissen«, fuhr der Übersetzer fort, der kaum Augen für die Bilder hatte. »>Weiß nicht, ich konnte ihn nicht verstehen bei all dem Lärm hier. Er hat irgendwas gebrüllt, aber ich hab's nicht verstandene Ach ja: >Wieviele Leute?< - >Nicht eindeutig geklärt, der Wachtmeister meint, es seien noch über zwanzig drin, Bankkunden und Angestellte. Draußen sind nur wir, ich und der Kameramann, und rund fünfzehn Gendarmen sehe ich von hier aus.< - Antwort aus dem Studio: >Werden wohl noch mehr unterwegs sein, schätze ich.<« - Damit wurde der Lautsprecher still. Die Kamera wandte sich ab, und das Geflimmer verriet ihnen, daß die Kamera versetzt wurde. Tatsächlich kam wenige Sekunden später das nächste Bild aus einem anderen Blickwinkel.
»Was gibt es, Bill?« Tawney und Bennett fuhren herum; hinter ihnen war Clark aufgetaucht. »Ich hatte etwas mit Ihnen zu besprechen, aber die Sekretärin meint, ihr hättet einen ersten Fall.«
»Möglicherweise, ja«, entgegnete der Nachrichtenchef. »Ich habe unseren Mann in Genf verständigt; zwei Kundschafter sind unterwegs, um die Lage zu peilen. Wir haben eine Vereinbarung mit dem Schweizern, falls sie uns anfordern. Geht das alles schon über den Sender, Bennett?«
Bennett schüttelte den Kopf. »Nein, Sir. Vorläufig halten sie alles unter der Decke.«
»Gut so.« Tawney dachte nach. »Welches Team hat Bereitschaftsdienst, John?«
»Team-2. Chavez und Price. Sie haben gerade eine kleine Übung hinter sich. Wann, glaubst du, schlagen wir Alarm?«
»Sofort, meinetwegen«, antwortete Bill, obwohl es vermutlich nichts war als ein fehlgeschlagener Bankraub. So etwas konnte vorkommen, selbst in der Schweiz, oder?
Clark zog ein Mini-Sprechfunkgerät aus der Tasche und knipste es an. »Chavez, Clark hier. Du und Price, kommt sofort in die Nachrichtenzentrale.«
»Schon unterwegs, Six« war die Antwort.
***
»Möchte wissen, was dahintersteckt«, bemerkte Ding zum Hauptfeldwebel. Eddie Price hatte sich in den letzten drei Wochen als tapferer Kamerad entpuppt: ein stiller, gelassener Mensch, der seine Erfahrungen in vielen Einsätzen gesammelt hatte.
»Werden's früh genug herausfinden«, brummte Price. Er wußte, daß Offiziere einen gern irgendwann löcherten. Auch der hier machte keine Ausnahme.
»Wie lange sind Sie schon dabei, Eddie?«
»Fast dreißig Jahre, Sir. Ich ließ mich schon als Junge rekrutieren, mit fünfzehn, wissen Sie! - Bei den Fallschirmjägern«,
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