10 - Operation Rainbow
Smalltalk, der auch vom Redaktionsschreibtisch aus berichtet werden konnte. Manchmal fing eine der Ka meras eine Bewegung hinterm Vorhang ein, aber das war's schon.
»Offensichtlich versucht die Polizei in Verbindung mit unseren Freunden zu treten«, bemerkte Price, dem plötzlich klar wurde, daß er mehr praktische Erfahrung auf diesem Gebiet hatte als jeder andere hier im Saal. »Man wird sie hinhalten wollen, auf Verhandlungen drängen, die übliche Taktik. In spätestens einer halben Stunde wissen wir, ob unser Einsatz gefragt ist oder nicht.«
»Wie bewerten Sie die Schweizer Polizei?« erkundigte sich Chavez bei Price.
»Eigentlich erstklassig, Sir. Aber was ernsthafte Geiselnehmer betrifft, sind sie nicht auf der Höhe.«
»Deswegen haben sie ja auch das Abkommen mit uns geschlossen«, warf Tawney dazwischen.
»Stimmt, Sir.« Price lehnte sich zurück, langte in die Tasche und holte seine Pfeife hervor. »Was dagegen, wenn ich...?«
Clark schüttelte den Kopf. »Gesundheitsapostel sind nicht in der Nähe, Hauptfeldwebel. Was meinen Sie mit >ernsthaften< Geiselnehmern?«
»Rücksichtslose Verbrecher. Terroristen.« Price zuckte die Achseln. »Typen, die dumm genug sind, mit ihrem Leben als Einsatz zu pokern. Solche, die Geiseln erschießen, um ihre Entschlossenheit unter Beweis zu stellen.« Diejenigen, mit denen wir kurzen Prozeß machen, brauchte Price nicht hinzuzufügen - das verstand sich von selbst.
Das Herumsitzen und Nichtstun ging ihnen ganz schön auf den Geist, wie John Clark merkte, besonders Bill Tawney. Aber ohne genauere Informationen konnte man keine sinnvolle Entscheidung treffen. Alle Blicke hefteten sich auf die Fernsehschirme, auf denen wenig zu erkennen war, und Clark vermißte sogar das leere Geschwafel, mit dem die Reporter sonst die peinlichen Pausen zu überbrücken pflegten. Einzig interessant war der Augenblick, als sie den Sprecher der Polizei interviewen wollten, der aber gar nichts preisgeben mochte - außer, daß sie versuchten, Kontakt mit den Kerlen aufzunehmen, bis jetzt ohne Erfolg. Das war mit Sicherheit gelogen, aber in Fällen wie diesen war zu erwarten, daß die Polizei der Presse etwas vorlügt. Schließlich hatte jeder halbwegs kompetente Terrorist sein Fernsehgerät laufen und ließ es überwachen. Man kriegte eine Menge mit über Fernsehen. Würden Clark und sein Führungsstab es sich sonst anschauen?
Der Fahrplan ihres Vorgehens war simpel und kompliziert zugleich. Rainbow hatte eine Vereinbarung mit der Schweizer Regierung geschlossen. Wenn die Polizei vor Ort nicht mit einem Anschlag fertig wurde, überließen sie ihn der Kantonspolizei, die ihrerseits beschloß, ob die Zentralregierung eingeschaltet wurde oder nicht. Dort konnte auf Ministerebene entschieden werden, Rainbow anzufordern. Dieses Verfahren war schon Monate zuvor ausgehandelt worden, als man die Agentur unter Clarks Vorsitz eingerichtet hatte. Weitervermittelt wurde der »Hilferuf« durch das britische Außenministerium in Whitehall, am Ufer der Themse in London. John ächzte unter der Bürokratie, die das alles mit sich brachte, aber das war nun mal unvermeidlich, und er war froh, daß es nicht noch eine oder zwei weitere Instanzen waren, die eingeschaltet werden mußten. Einmal inoffiziell eingeschaltet, wurden ihnen wenigstens von seiten der Verwaltung keine Steine mehr in den Weg gelegt. Doch bevor der entscheidende Anruf kam, gaben die Schweizer keine Erkenntnisse weiter.
Nach einer weiteren Stunde Fernseh-Nachtwache verschwand Chavez, um sein Team zu alarmieren. Die Jungs nahmen es mit Fassung und machten ihre Ausrüstung reisefertig - nur das Allernotwendigste. Der Fernsehempfang wurde jetzt zu ihren eigenen Geräten weitergeschaltet, und die Männer machten es sich in Drehsesseln bequem, während ihr Kommandant in die Nachrichtenzentrale zurückkehrte. Die Hubschrauber standen unterdessen startbereit vor den Team-2-Unterkünften. Team-1 wurde ebenfalls in Alarmbereitschaft versetzt, falls der Transport von Team-2 nach Gatwick verunglückte. Dieser Ablauf war genauestens durchgeplant und bot keine Überraschungen - höchstens, wie John hoffte, für die Terroristen.
Auf dem Bildschirm waren Polizisten zu sehen, von denen manche im Einsatz waren, andere nur herumstanden und zuschauten. Sie mochten noch so gut ausgebildet sein; auf Situationen wie diese waren sie schwerlich vorbereitet. Die Schweiz rechnete zwar mit derartigen Zwischenfällen - das mußte inzwischen jeder
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