10 - Operation Rainbow
sich Chavez immer um die Fußknöchel. Weber und Johnston rasten, jeder mit maßgeschneidertem Nachtsicht-Gewehr bepackt, zu ihrem vorgesehenen Hinterhalt. Über Helmkopfhörer zischten sie einander geheime Funksprüche zu, die nur von Teammitgliedern entschlüs selt werden konnten... Ding wandte sich um und stellte befriedigt fest, daß alle ihre strategischen Positionen eingenommen hatten. Alles wartete auf sein Kommando...
***
Die Nachrichtenzentrale lag auf der zweiten Etage des Gebäudes, dessen Umbau erst seit kurzem abgeschlossen war. Sie verfügte über die gewohnte Anzahl Telexmaschinen, die mit Agenturen in aller Welt verbunden waren, dazu Fernsehmonitore für CNN und Sky News sowie einige weitere Sender. Sie wurden von Beamten überwacht, die im britischen Sprachgebrauch »Minders« (»Wärter«) hießen und ihrerseits im Schichtwechsel von höheren Nachrichtenoffizieren beaufsichtigt wurden. Diesmal war ein US-Offizier von der National Security Agency dran, ein Major der Luftwaffe, dessen Äußeres trotz normaler Zivilkleidung die Nationalität ebenso verriet wie den Militärberuf.
Major Sam Bennett hatte sich an die Umgebung gewöhnt. Seine Frau und sein Sohn schimpften zwar über das lokale Fernsehprogramm, doch das Klima tat ihnen gut, und es gab mehrere gepflegte Golfplätze in der Nähe. Jeden Morgen joggte er seine fünf Kilometer, um den Eingeborenen begreiflich zu machen, daß er kein unfähiger Jammerlappen war, und er freute sich auf das Vogelschießen in ein paar Wochen. Ansonsten schob man hier eine ruhige Kugel. General Clark - so schienen sie ihn alle heimlich zu nennen - war als Vorgesetzter kein Unmensch. Er hatte gern, wenn alles rasch und sauber erledigt wurde, und das entsprach ganz Bennetts Vorstellungen. Er war auch kein Wüterich. Bennett hatte in seinen zwölf Dienstjahren schon einige von dieser Sorte erlebt. Und Bill Tawney, der Chef des britischen Abwehrteams, gehörte zu den sympathischsten Männern in Bennetts Bekanntschaft: still, nachdenklich und gescheit. Bennett hatte in den letzten Wochen ab und zu ein Glas Bier mit ihm getrunken, wenn sie im Mannschaftskasino von Hereford Erfahrungen austauschten.
Doch war ein solcher Dienst auf Dauer langweilig. Er hatte im Kontrollzentrum der NSA gearbeitet, einem großen, niedrigen Kellergeschoß mit standardisierten Pappwand-Büros, Mini-Bildschirmen und Computerdruckern, deren ständiges Summen und Knattern einen normalen Menschen verrückt machen konnte, der in schlaflosen Nächten das verdammte Weltgeschehen protokolliert. Wenigstens bestanden die Briten nicht auf Käfighaltung. So war es viel leichter, aufzustehen und umherzuschlendern. Die Crew war recht jung hier. Nur Tawney war über fünfzig, was Bennett auch recht war.
»Major!« rief jemand von einem der Telexgeräte. »Wir kriegen gerade eine Geiselnahme aus der Schweiz herein!«
»Quelle?« fragte Bennett, während er sich in Bewegung setzte.
»Agence France Presse. In einer Bank, ein Banküberfall«, berichtete der Korporal, als Bennett nähertrat, um über die Schulter mitzulesen - was ihm nicht gelang, weil er kein Französisch beherrschte. Der Korporal schon; er übersetzte prima vista. Bennett hob den Hörer ab und drückte einen Knopf.
»Mr. Tawney, aus Bern wird ein Vorfall gemeldet. Eine Bande - wieviele es sind, wissen wir nicht - hält die Zentrale der Berner Kommerzialbank besetzt. Sie haben mehrere Geiseln.«
»Sonst noch was, Major?«
»Im Moment nicht. Anscheinend ist die Polizei schon vor Ort.«
»Gut, Major Bennett. Fürs erste vielen Dank.« Tawney legte auf und öffnete eine Schreibtischschublade, aus der er ein Buch zog, in dem er blätterte. Ach ja, den kannte er. Dann rief er die britische Botschaft in Genf an. »Mr. Gordon, bitte«, gab er der Telefonvermittlung an.
»Gordon?« meldete sich Sekunden später eine Stimme.
»Hier ist Bill Tawney, Dennis.«
»Bill! Hast ja lange nichts mehr von dir hören lassen«, gab die Stimme freundlich zurück. »Was kann ich für dich tun?«
»Berner Kommerzialbank, Zentralgebäude. Anscheinend gibt es dort eine Geiselnahme. Ich möchte, daß du dich vor Ort über den aktuellen Stand in formierst und mir berichtest.«
»Was geht das uns an, Bill?« erkundigte sich der Mann.
»Wir haben ein, äh - sagen wir, eine Verabredung mit der Schweizer Regierung. Wenn ihre Polizei die Situation nicht in den Griff kriegt, leisten wir technische Hilfestellung. Wer in der Botschaft unterhält Verbindungen
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