10 - Operation Rainbow
Genosse!«
»Einverstanden. Aktion beginnt!«
O'Neil trug die braune Uniform eines Paketboten. Er trat vor den Seiteneingang der Klinik und trug einen großen Pappkarton, gefolgt von vier Männern in Zivil, die ähnlich große Kartons von anderer Farbe trugen.
***
Popov blickte mürrisch in den Rückspiegel. Ein Streifenwagen hielt hinter ihm. Gleich darauf stieg ein Polizist aus und kam an seine Fahrerseite.
»Stimmt was nicht, Sir?« wollte der Polizist wissen.
»Alles in Ordnung, ich hab schon die Mietwagenfirma angerufen, wissen Sie, und sie schicken jemanden her.«
»Haben Sie 'n Motorschaden?« fragte der Polizist.
»Weiß nicht. Ich hörte so ein komisches Geräusch und hielt es für besser, zu bremsen und hier anzuhalten. Macht aber nichts«, versicherte der Russe, »die Firma schickt mir einen Mechaniker.«
»Gut. Schönen Tag noch.« Der Polizist richtete sich auf, reckte sich, und es schien, als habe er sich eher mal die Beine vertreten als bei einer Autopanne helfen wollen. Er hätte sich auch eine bessere Zeit aussuchen können, dachte Popov.
***
»Was kann ich für Sie tun?« fragte der Mann hinter der Theke.
»Eine Paketlieferung für Dr. Chavez und Schwester...« er warf einen Blick auf die Etikettierung des Pakets »... Clark.
Haben sie heute nachmittag Dienst?« fragte Timmy O'Neil.
»Ich geh sie holen«, bot der Mann an und verschwand im Arbeitsbereich.
Der IRA-Kämpfer faßte unter den losen Deckel des Pakets, bereit, die Kiste jederzeit aufzureißen. Dann nickte er den vier Männern zu, die sich höflich hinter ihm angestellt hatten. O'Neil faßte sich an die Nase, und einer von ihnen - er hieß Jimmy Carr - trat durch die Hintertür nach draußen. Dort parkte ein Streifenwagen, ein Range Rover mit orangefarbenen Streifen auf der Karrosserie. Der Polizist saß am Steuer und mampfte ein Sandwich. Er hatte sich ein angenehmes Plätzchen für seine Brotzeit ausgesucht und mußte nur die Zeit totschlagen, weil nichts los war. Er sah die Männer am Tresen der Notaufnahme stehen, mit Schachteln in der Hand, die er für Blumenkartons hielt. Sieben andere folgten ihnen mit ähnlichen Schachteln. Immerhin war es ein Krankenhaus, und normalerweise brachte man den Patienten Blumen mit... aber trotzdem... der Mann mit dem großen weißen Karton starrte neugierig seinen Streifenwagen an, was oft vorkam, und der Polizist blickte auf, eigentlich nur aus Neugier, obwohl sich in ihm ein erster Verdacht regte.
***
»Ich bin Dr. Chavez«, grüßte Patsy beim Näherkommen. Sie war fast so groß wie er selbst, stellte O'Neil fest, und unter dem gestärkten weißen Arztkittel sichtlich hochschwanger. »Haben Sie etwas für mich?«
»Ja, Frau Doktor. Ein Päckchen.« Hinter ihr tauchte eine andere Dame auf, und die Familienähnlichkeit war verblüffend. Sie mußten Mutter und Tochter sein... jetzt war schnelles Handeln angesagt.
O'Neil riß den Karton auf, ließ ihn fallen und entnahm ihm mit einem Griff das AKMS-Gewehr. Es sah nach dem Lauf und verpaßte die entgeisterten Mienen der beiden Frauen, die wie angewurzelt vor ihm stehenblieben. Seine rechte Hand zog eins der Magazine heraus und schob es in die Waffe. Dann wechselte er die Hand und legte den Bolzen an der Sicherung um. All das hatte keine zwei Sekunden gedauert.
Patsy und Sandy waren erstarrt wie viele Menschen, die plötzlich in die Mündung eines Gewehrs starren. Kreidebleich und mit weit aufgerissenen Augen standen sie da. Links von ihnen schrie jemand auf. Hinter dem Paketboten traten drei Leute mit identischen Waffen vor und zielten auf die Empfangstheke. Auf einmal war es vorbei mit dem grauen Alltag in der Notaufnahme.
***
Draußen klappte auch Carr den Deckel seines Kartons auf und nahm grinsend den Streifenwagen ins Visier.
Dieser stand mit laufendem Motor zwanzig Meter weit entfernt. Der Polizist beschloß, einer plötzlichen Eingebung folgend, Hilfe zu holen. Mit der Linken tastete er nach dem Schalthebel und legte den Rückwärtsgang ein, gleichzeitig trat er aufs Gas, und der Wagen machte heulend einen Satz zurück.
Carr reagierte augenblicklich. Mit hochgerissenem, entsichertem Gewehr zielte er und zerschmetterte die Windschutzscheibe des Wagens mit fünfzehn Kugeln. Die Folgen waren fatal: Der anfangs in gerader Linie zurücksetzende Range Rover geriet ins Schlingern, brach nach rechts aus und rammte die Mauer. Weiter kam er nicht mehr, und der Motor starb ab. Carr lief hin und stellte mit einem Blick
Weitere Kostenlose Bücher