10 - Operation Rainbow
Ganz schöne Scheiße«, gab der Marine zurück. Da will wohl einer den Tiger am Schwanz ziehen, dachte Malloy. Unter sich sah er, wie zwei LKWs aus dem Kasernentor rasten und die gleiche Richtung einschlugen wie er. Vermutlich Covington und sein Team-1, dachte er. Nach kurzer Überlegung brachte er den Night Hawk auf achthundert Meter Hone, rief das Luftraum-Kontrollzentrum an, um seinen Flug zu melden, und bekam einen Transportcode, mit dem er sich einweisen ließ.
Inzwischen blockierten vier Streifenwagen den Eingangsbereich der Klinik; sonst tat sich nichts, wie Popov durch sein Fernglas beobachtete. Die Polizisten standen vor ihren Wagen und hielten Ausschau; zwei von ihnen hatten Pistolen in der Hand, die allerdings zu Boden wiesen und nirgendwohin zielten.
***
In einem der LKWs gab Covington den aktuellen Stand der Dinge bekannt. Im anderen übernahm Chin dieselbe Aufgabe. Die Männer ließen sich ihr Entsetzen mehr anmerken als sonst. Bisher hatten sie sich und ihre Familien für mehr oder minder immun gegen derartige Verbrechen gehalten, weil sie niemanden für dumm genug gehalt en hätten, sich so weit vorzuwagen. Wer traute sich schon in die Höhle des Löwen? Jedenfalls keiner, der noch den nächsten Sonnenuntergang erleben wollte. Das war so fest in ihrem Denken verankert, daß sie den Angriff auf die Gattin des Rainbow-Befehlshabers wie einen Schlag ins Gesicht empfanden, eine Tat von unfaßbarer Arroganz - und Chavez' Ehefrau erwartete zu allem Unglück ein Baby! Sie allein repräsentierte bereits zwei unschuldige Seelen, die beide dem Mann am nächsten standen, der jeden Morgen mit ihnen lief und trainierte, und mit dem sie abends gelegentlich ein Bier tranken, ein Kamerad, einer aus ihrer Truppe. Sie stellten ihre Sprechfunkgeräte an und lehnten sich zurück, streichelten ihre Waffen und ließen ihre Gedanken schweifen, wenn auch nicht allzu weit.
»Al, diese Operation mußt du leiten«, hatte John verkündet, als er vor dem Schreibtisch stand und gerade gehen wollte. Dr. Bellow stand ebenfalls im Büro des Kommandanten, neben ihm Bill Tawney.
»Ich verstehe dich, John. Du weißt doch, daß Peter und sein Team unschlagbar sind.«
Er atmete tief durch. »Ja.« Mehr wußte er in diesem Moment nicht zu sagen.
Stanley wandte sich den anderen zu. »Was kannst du uns bis jetzt sagen, Bill?«
»Sie haben das richtige Codewort benutzt. >Patrick Casey< ist der Presse nicht bekannt. Dieser Name wird benutzt, um uns wissen zu lassen, daß der Anschlag nicht fingiert ist - wie so oft bei Bombendrohungen und dergleichen. Paul?«
»Deine Frau und deine Tochter herauszupicken soll uns unmittelbar provozieren. Sie teilen uns dadurch mit, daß sie Rainbow kennen, daß sie wissen, wer wir sind, und natürlich auch, wer du bist, John. Sie lassen keinen Zweifel an ihrer Professionalität und ihrem festen Willen, die Sache bis zum Schluß durchzuziehen.« Der Psychologe schüttelte den Kopf. »Doch wenn sie tatsächlich von der PIRA kommen, heißt das, sie sind katholisch. Damit kann ich arbeiten. Laßt mich mit rausgehen und Kontakt mit ihnen aufnehmen, ja?«
***
Tim Noonan saß schon in seinem Privatwagen, die Ausrüstung transportierte er im Heck. Seine Aufgabe war einfach. Es gab nur zwei Verteilerstationen für Mobiltelefone im Raum Hereford; bei beiden war er schon gewesen, als er mit seiner Abschirm-Software experimentierte. Er fuhr zuerst zur entlegeneren. Es war eine der typischen Stationen, mit einem reichbestückten Antennenturm innerhalb der Umzäunung, neben dem ein kastenförmiger Anhänger stand, hierzulande Caravan genannt, wie er sich erinnerte. Ein Wagen parkte direkt davor. Noonan hielt dicht neben ihm und sprang heraus, ohne seinen Wagen abzuschließen. Zehn Sekunden später zog er die Seitentür des Caravans auf.
»Was gibt's?« fragte der Ingenieur im Innern.
»Ich komme von Hereford. Wir sperren die Frequenz für Mobiltelefons ab.«
»Wer sagt das?«
»Ich sag das!« Noonan drehte sich um, so daß der Mann sein Pistolenholster an der Hüfte zu Gesicht bekam. »Rufen Sie an. Ihr Boß kennt mich und weiß, was ich mache.« Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, trat Noonan vor das Schaltbrett und legte den Zentralhebel um. Damit war der Sendebetrieb des Antennenturms eingestellt. Dann setzte er sich vor die Computeranlage und steckte die Diskette hinein, die er in der Brusttasche seines Hemds mitführte. Zwei Mausklicks und vierzig Sekunden später war das System neu
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